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Neues vom Europaviertel
Von der 10 Jahre alten Vision eines Europaviertels ist nur Schweigen geblieben. Grund genug, das Projekt wieder zur Diskussion zu stellen, fand das Architekturbüro „Kontext“ und lud Anfang Januar zehn Architekturbüros zu einem zweitägigen Workshop „Aufbruch Abbruch II – Fehlstellen der Stadtentwicklung“ in die Evangelische Stadtakademie am Römerberg ein. Doch augenscheinlich lassen in einem Wochenende keine Pauschallösungen finden. Vielmehr entstanden bei dem Brainstorming vier verschiedene Ansätze, die neue Denkanstöße liefern sollen. Die Workshopergebnisse sind in Form einer riesigen Plakatwand bis zum 9. Februar in der Evangelischen Stadtakademie (Römerberg 9, Mi-Fr 14-18 Uhr) zu bestaunen.
Quo vadis, Europaviertel?
Geht es nach dem Büro von „Index Architekten BDA“ aus Frankfurt, wird das gesamte Areal des Europaviertels mit Wasser aus dem Main oder der Nidda geflutet. Das könnte dann so aussehen wie auf dem Foto. Zu realisieren wäre die Idee - das Grundstück liegt ohnehin zwei Meter unter dem Straßenniveau. Das Wasser soll dabei ein Symbol für die Natur sein und für einen organischen, sich im Wachstum befindlichen, Prozess stehen. „Jeder will doch gerne am Wasser wohnen“, sagt Sigrun Musa von Index, und begründet damit die mit dem Wasserpegel steigende Attraktivität des Geländes. Interessenten könnten dann ja flächenweise Land aufschütten und sich so eine Immobilie am Wasser bauen. Die unterschiedlichen Viertel Kuhwaldsiedlung, das Gallus und die Hellerhofsiedlung würden durch das Gewässer miteinander verbunden. Je mehr Investoren, Land im Gewässer gewinnen, desto mehr Kanäle könnten dazwischen entstehen. Fast ein „Klein-Venedig“.
Ganz anders ist der Ansatz von Diplomingenieur Thomas Klein, drw architekten, Choe Hackh und Stadtblind. In ihrer Arbeit kritisieren sie das Europaviertel als eine filetierte Stadt, bei der sich jeder nur sein Filetstückchen aussucht, übrig bleibt ein Gerippe. Es fehlen identitätsstiftende Elemente und Wohnqualität. Aus einem eigentlich schmucken Areal wird dadurch ein stinkender, abgenagter Fisch. „Und der Fischkopf ist das geplante UEC“, sagt Thomas Klein.
Die Architekturbüros Kontext, Liquid, Just. Burgeff und Cornelsen erarbeiteten weder ein Zukunftsmodell, noch formulierten sie an den bisherigen Plänen eine konkrete Kritik. Vielmehr wurden Begriffe, die bei Bauplanungen sehr gerne fallen, auf ihre Bedeutung hin analysiert. Darunter gern genommene Worthülsen wie „Potential“, „Erfolg“, „Urbanität“, „Vision“ oder „Identität“. Ein also eher philosophischer Ansatz, der eventuell die Wurzeln der Fehlentwicklungen des Europaviertels umschreibt.
Das vierte Modell von den Büros osa Darmstadt und bb22 beschäftigt sich mit den horrenden und damit für Investoren abschreckenden Grundstückspreisen. Ginge es nach den Architekten dieses Teams, würde der Bodenwert alle drei Jahre herabgesetzt, um Investoren einen Anreiz zu bieten.
Auch wenn diese Ansätze vielleicht noch nicht der Weisheit letzter Schluss sein sollten, sie können sehr wohl den nötigen Stoff für eine längst fällige Diskussion bieten. Interessenten sind eingeladen bei der Podiumsveranstaltung am Mittwoch, den 31. Januar um 19.30 Uhr in der Evangelischen Stadtakademie mitzudiskutieren. Zu Gast werden sein: Wolfgang Kil (Architekt und Publizist aus Berlin), Günther Kühnlein (Leiter Vivico Real Estate GmbH Frankfurt), Rolf Lange (Projektleiter, Aurelis Real Estate GmbH, Eschborn), Dieter von Lüpke (Leiter des Stadtplanungsamtes Frankfurt) und Dr. Walter Prigge (Stiftung Bauhaus Dessau). Moderiert wird die Diskussion vom Direktor des Deutschen Architekturmuseums, Peter Cachola Schmal.
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