Mit der Schau "Global Agreement" des französischen Videokünstlers Neïl Beloufa öffnet die Schirn Kunsthalle während der umfangreichen Sanierung zumindest schon einen kleinen Teil des Ausstellungshauses.

Seit Juni finden auf der 1600 Quadratmeter großen Ausstellungsfläche der Kunsthalle Schirn umfangreiche Sanierungen statt. Für rund 5 Millionen Euro werden derzeit die Klimatechnik, die Elektroverkabelung und das Parkett erneuert. „Wir liegen voll im Zeitplan“, sagt Museumschef Philipp Demandt. Im September sollen die Baumaßnahmen abgeschlossen werden. Die am Mittwoch eröffnete Schau „Global Agreement“ des 1985 geborenen, französischen Video- und Installationskünstlers Neïl Beloufa markiert eine Teilöffnung des Ausstellungshauses, sie ist kostenlos zugängig. Bespielt werden die öffentliche Rotunde und ein angrenzender, durch eine Außentreppe zu erreichender Ausstellungsraum.

Beloufas Installation in der Rotunde zieht gleich die Aufmerksamkeit der Passanten auf sich. Da stehen Gerätschaften, die auf den ersten Eindruck an Maschinen im Fitnessstudio erinnern. Auf Gestellen befindet sich eine Bank, auf der der Besucher unweigerlich Platz nimmt, um einen Film, der auf einem Bildschirm läuft besser zu sehen. Dafür muss der Betrachter durch eine Maske mit Sehschlitzen schauen. Tut er das, wird er mit dem Originalton durch die in der Maske installierten Lautsprecher belohnt. Sonst hätte man nur den englischen Untertitel. Die Installation weckt Neugier, bindet den Zuschauer in das Geschehen mit ein, zwingt ihn aber auch in die Betrachterrolle hinein. Zu sehen sind Skypeinterviews, die der Künstler mit Soldatinnen und Soldaten aus ganz verschiedenen Ländern geführt hat. Gefunden hat Beloufa diese Protagonisten mit Hilfe verschiedener Instagram- und Facebook-Accounts, wo sie sich oft in Posen zeigen, die an die Mode- und Lifestyleindustrie erinnern.

Die Ausstellung widmet sich dem menschlichen Körper und dessen diskutiver und politischer Bedeutung. Beloufa interessiert sich für das Militär, für Waffen, Fitness, Schönheit und Körperkult sowie für die Inszenierung von Macht. Ohnehin begleitet das Leitmotiv macht das Oeuvre Beloufas. Der Künstler hat die Soldaten ausgehend von der Frage, warum man denn zum Militär geht, zu ihrem Alltag, zum Leben auf dem Stützpunkt, aber auch zu ihren Hoffnungen und Ängsten befragt. Eine Auswahl der Interviews werden auf den Gerätschaften in der Rotunde präsentiert, im inneren Ausstellungsraum wurden für die skulpturale Installation Interviewschnipsel zu einer Collage verarbeitet. Beloufa stellt sich zwischen die Mächtigen und die Machtlosen, er wertet nicht, haut nicht mit der Moralkeule ums sich.

Während des Museumsuferfestes zeigt die Schirn Kunsthalle von Freitag bis Sonntag in Open-Air-Vorführungen, jeweils nach Anbruch der Dunkelheit um 20 Uhr, Beloufas 73-minütigen Spielfilm „Occidental“ auf dem Wiesenhüttenplatz im Bahnhofsviertel. Die Veranstaltung ist kostenlos.

Die Ausstellung „Global Agreement“ ist bis zum 28. Oktober in der Schirn Kunsthalle zu sehen. Der Eintritt ist frei. Öffentliche Führungen gibt es mittwochs um 19 Uhr, samstags um 17 Uhr und sonntags um 16 Uhr.

Jahrgang 1974, Publizistin, seit 2005 beim JOURNAL FRANKFURT als Redakteurin u.a. für Politik, Stadtentwicklung, Flughafen, Kultur, Leute und Shopping zuständig – Mehr von Nicole Brevoord >>

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