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Mackie ohne Stachel

Auf die von Klaus Maria Brandauer inszenierte „Dreigroschenoper” zur Neueröffnung des Admiralspalastes gab es - drücken wir es höflich aus - gemischte Reaktionen. Applaus für das Ensemble, Buh-Rufe für den Regisseur. Der Abend wurde jedoch durch den Auftritt eines Mannes gerettet, für den die Bezeichnung „Grandseigneur” wahrlich eine Untertreibung ist.

Nach fast zehn Jahren des Leerstands gab es am Freitag im restaurierten Admiralspalast zum ersten Mal wieder eine Theateraufführung zu sehen. In der legendären Berliner Kultur- und Vergnügungsstätte wurde Bertolt Brechts „Dreigroschenoper” gespielt. Dabei strotzte nicht nur das Ensemble vor Prominenz, auch im Publikum waren viele bekannte Gesichter zu sehen. Die Schauspieler Martina Gedeck, Peter Lohmeyer, Ulrich Matthes und Herbert Knaup schritten über den Roten Teppich in der Friedrichstraße und wollten sich die Premiere ebenso wenig entgehen lassen wie Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble, Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann oder Schriftsteller Rolf Hochhuth.

Glanz war also genügend in der Hütte, der Admiralspalast musste sich allerdings an diesem Abend noch den Duft der großen, weiten Theaterwelt mit dem Mief der Baustelle um die Ecke teilen. Der Geruch von Zement, Farbe und feuchtem Neubau erinnerte empfindlich daran, dass es heftige Debatten um die rechtzeitige Beendigung der Sanierungsarbeiten gegeben hatte. Komiker Ingolf Lück kam gleich mit Bauhelm und Gummistiefeln bekleidet und bot seine Hilfe bei den noch anstehenden Maßnahmen an.

Staraufgebot für mehr als drei Groschen

Zu überhören waren die Buh-Rufe eigentlich nicht, Herr Brandauer. - Foto: Stephan Schraps/ddp
Nun, zum großen Theater gehört immer auch Improvisationstalent. Der Schutt wurde vorbildlich aus dem Weg geräumt, und die Premiere konnte wie geplant stattfinden. Auf der Besetzungsliste der 3,5 Millionen Euro teuren Produktion fanden sich neben dem Sänger der Band „Die Toten Hosen”, Campino, auch gestandene Schauspieler wie Katrin Sass und Gottfried John. Ein Star saß auch im Regiesessel: Klaus Maria Brandauer, seines Zeichens gefeierter Burgschauspieler, James-Bond-Widersacher, Bühnen- und Kino-Gigant.

Das Publikum zeigte nach der Vorstellung jedoch keinen Respekt vor großen Namen. Brandauer wurde für seine Inszenierung mit Buh-Rufen eingedeckt und ging am Ende sichtlich irritiert von der Bühne. Das Ensemble kam da deutlich besser weg: Campinos Theater-Debüt als „Mackie Messer” wurde mit Applaus und „großem Hallo” bedacht, Gottfried John erntete artigen Beifall. Bejubelt wurden vor allem die Schauspielerinnen, allen voran Birgit Minichmayr in der Rolle der Polly Peachum.

Und wie fallen die Kritiken aus? „Debakel, bieder und brav” kann man im Tagesspiegel lesen, „Tote Hose im Admiralspalast” heißt es bei Spiegel Online, „Die Tonart darf man schon gern treffen” wünscht sich die FAZ. Bei n-tv liest man aber auch von einer „gelungenen Premiere”. Offenbar mehr Schatten als Licht, aber über Geschmack lässt sich ja trefflich streiten.

Je später der Abend ...

In einem sind sich jedoch alle Beobachter einig: Der eigentliche Höhepunkt des Premierenabends stand erst weit nach Mitternacht auf dem Programm. Um ein Uhr dreißig betrat der 102-jährige Johannes Heesters die Bühne. „Jopi” Heesters hatte bereits als junger Sänger und Schauspieler in den 1920er Jahren das Publikum im Admiralspalast unterhalten und 1940 an gleicher Stelle den Grafen Danilo in der „Lustigen Witwe” gegeben.

Nun stand er wieder auf den viel zitierten Brettern - mit Stock, Zylinder und weißem Schal. Der Grandseigneur der leichten Unterhaltung lehnte am Flügel und begeisterte die Gäste mit einem 30-minütigen Potpourri, ging natürlich noch einmal ins „Maxim” und erntete Ovationen.

Ein denkwürdiger Premierenabend. Debakel und Triumph lagen selten so nah beieinander. Davon lebt das Theater, der Admiralspalast ist wieder da. Quellen: Tsp/ddp
 
16. August 2006, 00.00 Uhr
red
 
 
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