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Foto: Jan-Hendrik Lübcke (vorne) und sein Bruder Christoph Lübcke am ersten Prozesstag © picture alliance/dpa/Getty Images Europe/Pool | Thomas Lohnes
Foto: Jan-Hendrik Lübcke (vorne) und sein Bruder Christoph Lübcke am ersten Prozesstag © picture alliance/dpa/Getty Images Europe/Pool | Thomas Lohnes

Lübcke-Prozess: Tag 7

Innerlich zerrissen

Am 2. Juni 2019 gegen 0.30 Uhr fand Walter Lübckes Sohn seinen erschossenen Vater. Am Dienstag, dem siebten Prozesstag, schilderte er diese Situation vor Gericht und beschrieb, wie der Mord an seinem Vater die Familie belastet.
„Wir werden damit niemals fertigwerden, was unserem Vater angetan wurde“ – die Worte von Jan-Hendrik Lübcke sind nicht überraschend, bedenkt man, was er durchgemacht hat, sie treffen trotzdem. Am siebten Prozesstag beschreibt der 30-Jährige, wie er in der Tatnacht als erstes seinen Vater fand und verzweifelt um dessen Leben kämpfte – ohne zu wissen, dass es bereits zu spät war.

Zunächst habe er geglaubt, sein Vater sei auf der Terrasse eingeschlafen; mit den Handinnenflächen nach oben, dem Kopf nach hinten gelehnt und offenem Mund habe Walter Lübcke dort gesessen. Er habe versucht, seinen Vater zu wecken und schnell bemerkt, dass etwas nicht stimmte. „Mein erster Gedanke war: Herzinfarkt", sagt Jan-Hendrik Lübcke. Nachdem er die 112 gerufen habe, habe er unter Anleitung des Sanitäters in der Leitung versucht, seinen Vater zu reanimieren. Er habe sich allein gefühlt, wollte seine Mutter oder seine Frau holen, die sich ebenfalls in dem Haus befanden, doch der Sanitäter gab ihm die Anweisung, nicht wegzugehen. „Ich war überfordert in der Situation“, sagt er.

Als die Sanitäter schließlich eintrafen, habe er als erstes seine Mutter aus dem Haus auf die Terrasse geholt. Danach habe er mehrfach versucht, seinen Bruder, Christoph Lübcke, zu erreichen, der an diesem Abend die Weizenkirmes besuchte. Als er schließlich einen Freund erreichte, der sich ebenfalls auf der Kirmes befand, habe er gesagt: „Es ist etwas passiert, hol schnell den Christoph“. Jan-Hendrik Lübckes Stimme bricht in dem Moment, als er die Worte im Gerichtssaal wiederholt.

Erst im Krankenhaus erfährt er von „einem Gegenstand“, den man in Walter Lübckes Kopf gefunden habe; von einem Schuss ist nicht die Rede. Zuvor sei ihm schon Blut, das aus der Nase und dem Mund seines Vaters lief, aufgefallen. Auch der Notarzt habe sich nicht erklären können, woher das Blut stammte.

Der Mord an seinem Vater habe die Familie „innerlich zerrissen“, sagt Jan-Hendrik Lübcke. Sein Leben sei von einem Alltag noch ganz weit entfernt. „Ich hatte jeden Tag Kontakt mit meinem Vater und das wird nie wieder so sein.“ Seiner Mutter und Walter Lübckes Witwe gehe es noch schlechter; 40 Jahre lang waren sie und Walter Lübcke verheiratet. Er beschreibt seinen Vater als „weltoffenen Menschen“, der in seinem Amt als Regierungspräsident aufgegangen sei. Im September 2019 wäre Walter Lübcke in Rente gegangen. „Er hat sich auf das Familienleben gefreut“, sagt sein Sohn.

Während Jan-Hendrik Lübcke spricht, sitzen die beiden Männer, die des Mordes an seinem Vater beschuldigt werden links von ihm. Stephan Ernst schaut die meiste Zeit über mit gequälter Miene geradeaus ins Leere, ab und zu schaut er für einen kurzen Augenblick auch zu Jan-Hendrik Lübcke. Überraschend ist Markus H.s Verhalten. Dieser war in den vergangenen Prozesstagen eher durch sein überhebliches Lächeln und eine Mimik aufgefallen, die wohl selbstsicher sagen sollte „Ich habe mit dieser Sache nichts zu tun.“ Als Jan-Hendrik Lübcke aber am Dienstag aussagt, richtet Markus H. sein Gesicht direkt zu ihm und verfolgt seine Worte mit für ihn ungewöhnlicher Aufmerksamkeit und ernster Miene.

Stephan Ernst will am 5. August aussagen

Der Prozess geht am 5. August weiter. Für diesen Tag hat Stephan Ernsts Verteidiger Mustafa Kaplan eine weitere Einlassung seines Mandanten angekündigt. Es wäre die erste Aussage des Hauptangeklagten vor Gericht.

Verteidiger Frank Hannig entpflichtet

Vor der Befragung von Jan-Hendrik Lübcke wurde Ernsts Verteidiger Frank Hannig vom Vorsitzenden Richter Thomas Sagebiel entlassen. Mehrere Anträge, die nicht mit seinem Mandanten sowie Ernsts zweitem Verteidiger Mustafa Kaplan abgesprochen waren, hatten am Montag für Streit im Gerichtssaal gesorgt. Kaplan hatte daraufhin im Namen seines Mandanten Hannigs Entpflichtung beantragt.
 
29. Juli 2020, 12.41 Uhr
Elena Zompi
 
 
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