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Foto: IMAGO/Michael Gstettenbauer
Foto: IMAGO/Michael Gstettenbauer

Geflüchtetenunterkunft La Villa

Mehr als ein Zufluchtsort

In vielen Ländern müssen queere Menschen noch immer um ihr Leben fürchten. Viele von ihnen flüchten deshalb, doch häufig machen sie auch in den Geflüchtetenunterkünften in Deutschland dieselben negativen Erfahrungen. Das Safe House „La Villa“ soll ihnen Schutz bieten.
Im Juni ist der sogenannte Pride-Monat und weltweit demonstrieren Millionen Menschen für die Rechte der LSBTQI+-Community – eine Tradition, die aus den 60er-Jahren gewachsen ist. Seitdem hat sich vor allem in der westlichen Gesellschaft vieles geändert. Doch nicht zuletzt die momentane Diskussion um den Gesetzesvorschlag der ungarischen Regierungspartei Fidesz zeigt, dass queere Menschen noch lange nicht überall akzeptiert werden. In anderen Ländern ist die Situation noch verschärfter, dort droht ihnen Folter, Ehrenmord oder die Todesstrafe. Viele queere Menschen flüchten deshalb, unter anderem nach Deutschland.

„Eure Rechte in Deutschland waren mein Traum“, so Amir Mokhlesabadi Farahani. Der 27-Jährige ist vor knapp zwei Jahren aus dem Iran nach Deutschland geflüchtet. Als er 17 Jahre alt war, küsste Farahani einen Klassenkameraden und wurde dafür bestraft und ausgeschlossen – nicht nur von der Gesellschaft, auch von der eigenen Familie. Im September 2019 zog er in das Frankfurter Safe House „La Villa“ – einer geschützten Gemeinschaftsunterkunft für queere Geflüchtete.

„La Villa“ ist das Ergebnis einer Zusammenarbeit der AHF (AIDS-Hilfe Frankfurt e.V.), des Landesverbandes der Hessischen Aidshilfen e.V. und der queeren Bürgerinitiative Rainbow Refugees Frankfurt. Bei dem Stammtisch für LSBTIQ+-Geflüchtete im Café Switchboard der AHF habe sich schnell ein Hauptproblem gezeigt: Die Feindseligkeiten, die queere Geflüchtete in der Gesellschaft der Herkunftsländer erlebt hatten – und oft auch Fluchtgrund waren – hätten sich in der gemeinsamen Unterbringung mit anderen, nicht-LSBTIQ+-Geflüchteten in Deutschland, fortgesetzt. Sowohl in den Erstaufnahmen, als auch in den Gemeinschaftsunterkünften der Kommunen und Städte sei es laut AHF zu verbaler, psychischer und physischer Gewalt gekommen. „Die Formen der uns bekannten offenen oder versteckten Diskriminierung reichten und reichen von verbalen Attacken, über Ausgrenzung bis hin zu körperlicher Gewalt und sexuellen Übergriffen“, heißt es in einer Mitteilung der AHF.

2017 entstand das Konzept eines sogenannten Safe House, das im Frühjahr 2018 durch Unterstützung des Frankfurter Sozialdezernats bezogen werden konnte. Die meisten Bewohner.innen seien schwule, junge Männer, aber auch Trans*-Personen und genderfluide Menschen wohnten in den insgesamt 23 Zimmern. Laut AHF liegt das Durchschnittsalter der Bewohner:innen bei 23 bis 35 Jahren. Sie werden von von zwei Sozialarbeiter:innen und einer studentischen Kraft betreut und bei allen sozialrechtlichen Belangen unterstützt. „In 'La Villa' konnte ich zum ersten Mal in meinem Leben ich selbst sein, im Iran musste ich mich immer verstecken“, so Amir Farahani.

Vor wenigen Jahren seien noch viele queere Geflüchtete abgelehnt und ihre Situation heruntergespielt worden, erzählt Knud Wechterstein vom Rainbow Refugee Support. Dies habe sich mittlerweile gebessert und ihnen werde der Flüchtlingsstatus anerkannt. Auch Amir Farahanis Asylantrag wurde nach zwei Wochen Aufenthalt in Deutschland vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BaMF) abgelehnt – unter anderem mit der Begründung, dass er nach zwei Wochen in Deutschland noch keinen Zugang zur schwulen Community gesucht hatte und somit nicht davon auszugehen sei, dass er im Iran seine Homosexualität offen leben will. „Ich war erst wenige Tage in Deutschland, natürlich kannte ich keine homosexuelle Plattform“, sagt der 27-Jährige. Erst vor kurzem hat das BaMF diese Entscheidung rückgängig gemacht. Amir Farahani lebt inzwischen in Berlin und hat eine Ausbildung als Pflegefachkraft begonnen, nebenbei arbeitet er im Jüdischen Krankenhaus in Berlin.
 
22. Juni 2021, 13.20 Uhr
Elena Zompi
 
 
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