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Foto: Harald Schröder
Foto: Harald Schröder

Editorial 10/2020

Seltsam, aber gut

Die Pandemie hat 2020 zu einem seltsamen Jahr werden lassen. Aber, so ist Chefredakteurin Ronja Merkel überzeugt, es ist nicht alles schlecht. In ihrem aktuellen Editorial schreibt sie über Belarus, die Frankfurter Buchmesse und das „Luxusgut“ Demokratie.
2020 ist ein seltsames Jahr. Aber das wissen Sie ja bereits. Nun muss seltsam nicht immer gleichbedeutend mit schlecht sein. Zwar halte ich nicht viel von dem ganzen Entschleunigungs-Gerede, das mit Corona Einzug gehalten hat. Aber ich muss doch einräumen, dass ich mir dank dieser ungewöhnlichen Umstände, die mich praktisch gezwungen haben, Zeit mit mir selbst zu verbringen, das erste Mal seit sehr langer Zeit wieder überlegt habe, was mir eigentlich guttut. Ganz unabhängig von den vermeintlichen Erwartungen anderer. Und so komme ich nicht umhin, festzustellen, dass diese Corona-Zeit zwar seltsam, in vielen Punkten auch anstrengend ist (und natürlich für viel zu viele Menschen existenzbedrohend und/ oder lebensgefährlich). Aber sie ist eben nicht nur schlecht. Im Gegenteil kann sie etwas regelrecht Ermächtigendes mit sich bringen.

Ist es Zufall, dass gerade jetzt so viele Menschen auf die Straßen gehen und für ihre Freiheit kämpfen? (Nein, „Querdenker“, ihr seid nicht gemeint.) Die Berichte, die uns täglich aus Belarus erreichen, sind erschreckend. Gleichzeitig aber auch, wie mir meine Gesprächspartnerin für den Text „Belarus erwacht“ gesagt hat, ermutigend; denn, so drückte es die aus Minsk stammende und in Frankfurt lebende Studentin aus, die Proteste gegen den Machthaber Aljaksandr Lukaschenko hätten den Weißrussen geholfen, „wieder ein Volk zu sein, das gemeinsam für eine Sache kämpft.“ Demokratie sei ein Luxusgut, sagte sie mir außerdem. Ja, vermutlich ist sie das. Und vermutlich nehmen wir dieses Gut als viel zu selbstverständlich hin.

Ein Symbol für Vielfalt, Internationalität, ja, für Demokratie, war und ist für mich die Frankfurter Buchmesse. Vor einem Jahr schrieb ich an dieser Stelle: „In Frankfurt trifft sich die Welt, jedes Jahr aufs Neue. Daran können auch rechte Verlage und Populisten nichts ändern.“ Ein Jahr später wissen wir: Eine Buchmesse wird es in diesem Jahr nicht geben. Das ist nun nicht nur seltsam, sondern auch schlecht. Oder vielleicht auch nicht, denn wie Sie in unserer Titelgeschichte lesen können, haben sich die Macherinnen und Macher der Messe, ebenso wie viele weitere kreative Köpfe der Stadt, einiges einfallen lassen, um zumindest den virtuellen Raum zu bespielen. Das mag kein Ersatz sein für das „echte“ Buchmessen-Gefühl, aber es ist doch ein klares, wichtiges Zeichen: Die Frankfurter Buchmesse wird es immer geben. Daran kann auch eine Pandemie nichts ändern. Und das ist doch wieder sehr beruhigend.

Die Ausgabe 10/2020 des JOURNAL FRANKFURT erscheint am 24. September 2020.
 
24. September 2020, 12.00 Uhr
Ronja Merkel
 
Ronja Merkel
Jahrgang 1989, Kunsthistorikerin, von Mai 2014 bis Oktober 2015 leitende Kunstredakteurin des JOURNAL FRANKFURT, von September 2018 bis Juni 2021 Chefredakteurin. – Mehr von Ronja Merkel >>
 
 
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