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Foto: Gabriele Czarnulla
Foto: Gabriele Czarnulla

Drosselbart in Eschersheim

Gefällte Kastanienbäume schaffen Platz für Neubau

Lange kämpften die Eschersheimer für ihr Traditionslokal Drosselbart und für den Erhalt der Kastanienbäume auf dem Grundstück an der Eschersheimer Landstraße. Vergangene Woche wurden die über 100-Jahre alten Bäume gefällt.
Am vergangenen Mittwoch setzten die Motorsägen an und fällten an der Ecke zwischen Eschersheimer Landstraße und Thielenstraße die vier Rosskastanienbäume, die über 100 Jahre den Besucherinnen und Besucher der Gaststätte Drosselbart Schatten spendeten. An dieser Stelle soll durch die Delom Wohnbau GmbH bald ein fünfstöckiges Gebäude mit 45 Wohnungen entstehen, auch eine Gastronomie mit kleinem Biergarten soll wieder auf dem Grundstück einziehen. Zwei Jahre lang hatten viele Eschersheimer für den Erhalt des Drosselbart gekämpft.

Bereits im Jahr 2016 wurde nach dem Tod der Grundstückseigentürmerin über das Aus der Traditionsgaststätte Drosselbart spekuliert, 2018 wurde das Grundstück dann zum Verkauf angeboten. Nach zahlreichen Anfragen durch Anwohner*innen sowie einem Appell der Bürgerinitiative L(i)ebenswertes Eschersheim fertigte die SPD Anfang Mai 2019 einen Antrag an, dem sich Grüne und Bürger für Frankfurt (BFF) des Ortsbeirats 9 anschlossen. In dem hieß es: „Nach dem Verkauf des Anwesens wird befürchtet, dass die Gebäude und der Garten mit altem Baumbestand vollständig abgerissen und bebaut werden.“ Damals war sich der Ortsbeirat parteiübergreifend einig, dass das Drosselbart und die Kastanienbäume an der Eschersheimer Landstraße bleiben sollen.

Die Anwohnerin Gabriele Czarnulla sammelte insgesamt 3000 Unterschriften zum Erhalt des Drosselbart und der Kastanienbäume. Zudem gab es zahlreiche Anträge an die Stadt. Die Kastanienbäume auf dem Gelände wurden einer Prüfung des Umweltamts unterzogen, dabei wurden sie allerdings als nicht schützenswert befunden: Rosskastanien an sich seien keine seltene Baumart, zudem wiesen die Bäume keinen optimalen Gesundheitszustand auf. „Die gesetzlichen Kriterien, nach denen Naturdenkmale ausgewiesen werden können, sind im § 28 des Bundesnaturschutzgesetzes geregelt. Dies sind wissenschaftliche, naturgeschichtliche oder landeskundliche Gründe sowie Seltenheit, Eigenart oder Schönheit des Schutzgegenstandes, die den gesetzlichen Schutz rechtfertigen können. Die Kastanien im Drosselbart erfüllen diese Kriterien nicht, daher erfolgt keine Ausweisung dieser Bäume als Naturdenkmal“, so die offizielle Stellungnahme des Magistrats vom 12. August 2019.

Kompromiss im September

Der Magistrat ging mit dem Bauherren Dominic Reinemer von Delom in die Kompromissfindung. In einer Stellungnahme vom 2. September 2019 schrieb der Magistrat: „Rechtliche Möglichkeiten, den Bestand der Gaststätte zu sichern und eine Neubebauung mit Verlust des Baumbestandes zu verhindern, bestehen aufgrund des geltenden Bebauungsplans nicht.“ Jedoch sei der Wunsch der Stadt, das Traditionslokal und die größtmögliche Anzahl der auf dem Grundstück vorhandenen Bäume zu erhalten. Das habe der Magistrat in den bisherigen Bauberatungen stets betont „und der Grundstückseigentümer hat zugesagt, diesen Wunsch zu berücksichtigen.“ Man befinde sich mit dem Eigentümer noch im Gespräch, um eine allseits verträgliche Lösung zu finden.

Ende September stellte die Delom Wohnbau GmbH ihre Kompromisse vor: Eine Gaststätte und ein Biergarten werde es wieder geben sowie Ersatzpflanzungen für die Kastanienbäume. Dafür dürfe der Eigentümer statt nur drei fünf Geschosse hoch bauen. Barbara van de Loo von der Bürgerinitiative L(i)ebenswertes Eschersheim, die sich für den Erhalt des Drosselbart einsetzte, sagt, sie sei von dem Kompromiss enttäuscht gewesen, vom Ortsbeirat habe dieser aber damals große Zustimmung erhalten. Zudem zeige die Visualisierung von Delom ein verzerrtes Bild, für den Biergarten bleibe kaum Platz. Sie sei seit der Fällung der Bäume nicht mehr an der Gaststätte vorbeigegangen, von Gabriele Czarnulla, die die Sägen am Morgen von ihrer Wohnung aus hörte, ließ sie sich lediglich Bilder schicken. „Unsere Bemühungen über zwei Jahre haben uns nichts genützt. Im Gegenteil: Sie haben dem Bauherrn genützt, der jetzt zwei Stockwerke mehr bauen darf.“

Am vergangenen Freitag wurde die Fällung der Bäume und das Bauvorhaben von der Facebook-Seite „Gärten des Grauens“ mit dem „Terror Gardening Award Februar 2020“ ausgezeichnet: „Diesmal würdigen wir Frankfurt Eschersheim für den hoffentlich lukrativen Verkauf seiner Seele. Selbst 1000 protestierende Frankfurter*innen konnten die gesunden Bäumeriesen nicht vor der Motorsäge retten. Wie tröstlich, dass im geplanten Neubau zumindest auch ein kleiner Biergarten für die ewig gestrigen Eschersheimer vorgesehen ist.“
 
4. März 2020, 09.36 Uhr
Johanna Wendel
 
Johanna Wendel
Jahrgang 1993, Technikjournalismus-Studium an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, seit Januar 2019 beim Journal Frankfurt. – Mehr von Johanna Wendel >>
 
 
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