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Foto: Bernd Kammerer
Foto: Bernd Kammerer

Böhmermann und 800 Gäste für #freeDeniz

Das Meer funkelte: Soli-Matinee für Deniz Yücel

Am Sonntagmorgen fand im Schauspiel Frankfurt eine Matinee der Solidarität für Deniz Yücel und andere inhaftierte Journalisten statt. Rund 800 Menschen kamen und setzten ein Zeichen und sangen sogar mit Jan Böhmermann.
Unter dem Titel "Wir wollen das Meer sehen" fand am Sonntagmorgen eine Matinee der Solidarität für den in der Türkei inhaftierten Journalisten Deniz Yücel statt. Die Veranstalter spielen damit nicht nur auf seinen Namen an - denn "Deniz" heißt auf Türkisch "Meer". Sie machen mit dem Titel auch auf seine Situation aufmerksam: Deniz Yücel ist seit Februar in Istanbul eingesperrt, so wie weit über hundert weitere Journalisten und unzählige Autoren, Verleger, Wissenschaftler, Lehrer, Beamte - die Liste ist lang. So veranstalteten Doris Akrap und Imran Ayata eine Matinee, um sich in erster Linie für ihren Kollegen und Freund Deniz Yücel einzusetzen, aber auch um Solidarität zu zeigen mit den unzähligen anderen Inhaftieren. "Wir wollen ihnen symbolisch den Rücken stärken. Es tut den Leuten gut, wenn sie wissen, dass sie nicht vergessen wurden und sie wissen, dass sie im Recht sind", so Akrap, Redakteurin der taz. Ayata forderte direkt zu Beginn der Matinee, dass die Bundesregierung ihrer Pflicht nachkommen solle und alles tuen müsse, um für die inhaftierten Journalisten Freiheit zu erlangen.

Meinungsfreiheit ist ein Grundrecht
Eröffnet wurde die Lesung von Jan Böhmermann, der Yücels Texte aus der Haft vortrug, die in der Tageszeitung Die Welt erschienen sind. Anfangs noch mit lakonischem Humor beschreibt Yücel seine Haftbedingungen. Lacher gibt es immer wieder, zum Beispiel wenn er von seinem Zellengenossen schreibt, der ihm ein Aussehen wie Karl Marx attestiere. Auch Böhmermann kann sich den Schalk nicht verkneifen, wenn er sich für sein schlechtes Türkisch entschuldigt. Die Lesung wird von Bascha Mika, der Chefredakteurin der Frankfurter Rundschau fortgeführt. Sie erzählt von ihren persönlichen Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit dem "Überzeugungstäter" Yücel, als beide noch für die taz arbeiteten.

Auch die Journalistin Canan Topçu spricht von der Leidenschaft mit der Yücel seinen Beruf lebt. Einst sei sie ihm als Vorbild gedient - zu Zeiten in denen Migranten noch nicht in der Branche angekommen seien. "Doch nun ist Deniz mein Vorbild", so Topçu. Texte über den Journalismus, über Antisemitsmus, Rechtspopulismus, die Entwicklungen in der Türkei und Fußball werden vorgetragen. Die Bandbreite an Themen, genauso wie die der Emotionen ist groß. Es sitzen viele junge Menschen im Publikum. Auch die Friedenspreisträgerin des Deutschen Buchhandels, Carolin Emcke, trägt einen Text per Videobotschaft vor. Alexander Skipis, Geschäftsführer des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, findet die drängendsten Worte und fordert "die Meinungsfreiheit kompromisslos als Grundrecht zu vertreten".

"Sie sind solche Kartoffeln, vielen Dank!"
Die Stimme von Yücels Schwester Ilkay Yücel bebte als sie einen Text ihres Bruders vortrug. Der Text handelte von zwei Brüdern, von denen einer durch die Gewalt türkischer Polizisten starb. Die Yücels stammen aus Flörsheim. Und so saß auch der Bürgermeister, Michael Antenbrink (SPD), in der ersten Reihe. Er veranstaltet einmal im Monat eine Mahnwache für Yücel. Die Schauspielerin Paula Hans und der Moderator Klaus Walter hingegen sorgten mit ihren Texten für Lacher. Walter las Yücels Vuvuzela-Kolumne zur WM 2010 vor. Hr3-Moderatorin Bärbel Schäfer richtete auch eigene Worte an alle Despoten: "Meinungsfreiheit ist unverhandelbar. Wir werden nicht aufhören zu kämpfen." Der Komiker Oliver Polak schloss sich dem an und forderte die Bundesregierung dazu auf, Deniz rauszuholen "egal zu welchem Preis".

Am Ende schloss Böhmermann die Lesung mit Yücels letztem Text aus der Haft. Der Journalist leidet merklich unter den Haftbedingungen, sein Ton verändert sich. Das ohnehin bewegte Publikum ist bestürzt. Böhmermann stimmt das Lied "Die Gedanken sind frei" an und die rund 800 Besucher im Schauspiel stimmen mit ein. "Denn meine Gedanken /Zerreißen die Schranken /Und Mauern entzwei: /Die Gedanken sind frei." Und so blitzte an diesem Morgen zumindest für zwei Stunden das Meer auf.

 
22. Mai 2017, 10.51 Uhr
Tamara Marszalkowski
 
 
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