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Angemessen über Glauben reden
Schon in ihrer Begrüßung stellte die Vorsitzende des Evangelischen Regionalverbandes Pfarrerin Esther Gebhardt fest, dass Protestanten bei der Heilsverkündung mehr auf die Sprache angewiesen seien als die Katholische Kirche mit ihren Bilderwelten und den medial Vermittelten Großereignissen, wie Papstwahl oder Weltjugendtag. Darüber, dass mehr Mystik und Gemeinschaftsgefühl als auch die Ermutigung zum bekennenden und auslebenden Christsein dem protestantischen Glauben gut täte, herrschte allgemeiner Konsens. Allerdings gingen die Meinungen über den Status Quo der evangelischen Kirche stark auseinander. Während sich Dekan Neuhaus mit dem regelmäßigen Kirchenbesuch von vier Prozent der Gläubigen zufrieden zeigte und Wert auf die qualitative Vermittlung der Botschaft Gottes legte, äußerte sich Leipziger bestürzt über diese Quote und forderte eine stärkere Öffnung der Kirche und die aktive Werbung von „Konsumenten“ in der Gesellschaft. Praml und Schorlemmer betonten die Notwendigkeit, den biblischen Text authentisch und geistesgegenwärtig vorzutragen ohne sich wie im modernen „Regietheater“ arrogant über seine ursprüngliche Form hinwegzusetzen. „Die Angemessenheit der Sprache steht vor dem Zeitgemäßen“, sagte Schorlemmer. Der Text bliebe immer größer als die eigene Auslegung. Außerdem forderte er einen bewussteren und maßvollen Einsatz des Namen Gottes.
Stefan Toepfer von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und Reinhard von Fischern, ehemals Mitarbeiter bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau und tätig in der Sterbebegleitung, trugen durch die Schilderung eigener Erfahrungen zu einer Wende der Diskussion hin zur Relevanz des alltäglich gelebten Glauben bei. Wortmeldungen aus dem Publikum unterstrichen diesen Ansatz und kritisierten den abstrakten und profilbetonten Diskussionsverlauf. So blieben am Ende auch viele Fragen ungeklärt. Die Besucher hatten sich für ihre sechs Euro Eintritt konkretere Antworten erwartet.
Text: Jan-Otto Weber
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