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Foto: Stadt Frankfurt am Main
Foto: Stadt Frankfurt am Main

Zwischenruf von Stefan Majer

"Der Frankfurter Weg führt nicht in Sackgassen"

Warum Frankfurts Weg in der Drogenpolitik der richtige ist und dass Hamburg in diesem Punkt kein Vorbild sei, schreibt Gesundheitsdezernent Stefan Majer im aktuellen Zwischenruf. Diskutieren Sie mit!
„Drogen-Elend vor der Sucht-Beratung“ titelt eine Boulevardzeitung, und weiter: „Völlig weggetreten stehen Männer und Frauen auf dem Vorplatz. Zwischen ihnen liegt eine verwahrloste Gestalt unter einer Decke auf dem Boden. […] Szenen, die Passanten verstören.“

Beschrieben werden Zustände rund um das Drob-Inn, eine Drogenhilfeeinrichtung in Hamburg. Dort ist ein Konsumareal ausgewiesen, das seit einiger Zeit auch hier Schlagzeilen macht als vermeintliche Patentlösung für problematische Zustände im Bahnhofsviertel.

Drogenabhängige und Dealer einzuzäunen wäre aber mitnichten die Weiterentwicklung des Frankfurter Weges in der Drogenpolitik, sondern Abbiegen in die Sackgasse – und zwar aus drei Gründen:

1. Die Debatte um die vielschichtigen Probleme im Bahnhofsviertel wird ausgetragen auf dem Rücken der Allerschwächsten. Motto: Sind erst mal alle drogenkranken Menschen und Drogenhilfeeinrichtungen weg – wohin eigentlich? –, ist alles gut. Das wäre egoistisch, inhuman und kurzsichtig. Auch wird völlig ausgeblendet, dass das Bahnhofsviertel im komplexen Geflecht von Drogensucht, Drogenhandel, Prostitution und Beschaffungskriminalität trotz aller baulichen Aufwertungsbemühungen niemals das Nobelviertel werden wird, das sich manche vielleicht erträumen.

2. Hamburg zeigt, dass Probleme keineswegs dadurch gelöst werden, dass man Konsumareale absteckt und die Augen davor verschließt, wenn offen mit Drogen gehandelt und Freebase aufgekocht und geraucht wird. Ich möchte nicht von Duldung sprechen, doch für die Expert*innen aus Frankfurt, die vor Ort waren, ist klar: Da wird weggesehen.

3. Solches Wegschauen löst kein Problem, sondern führt in letzter Konsequenz zu Zuständen wie in der Taunusanlage Ende der 1980er Jahre: Eine sich selbst überlassene Szene, ein rechtsfreier Raum, in dem wir suchtkranke Menschen elend zugrunde gehen lassen. Weil sie in dem Moment, in dem Dealer und Droge immer verfügbar sind, für Hilfe kaum mehr ansprechbar sind! Frankfurt hat sich damals auf den Weg gemacht, um genau diesen tödlichen Teufelskreis zu beenden.

Ziel unserer Drogenpolitik ist, die negativen Folgen von Drogenhandel und -konsum zu verringern – für jeden einzelnen abhängigen Menschen, aber auch für die Stadtgesellschaft. Repressive Maßnahmen gegen den Handel mit illegalen Drogen sind eng verknüpft mit gesundheits- und sozialpolitischen Hilfen für drogenkranke Menschen als Einstieg in den Ausstieg.

Wobei eines klar ist: Eine drogenfreie Gesellschaft gibt es nicht. Deshalb verfolgen wir nicht nur das Maximalziel einer Abkehr von Drogen, sondern viele gleichwertige Ziele, um Abhängigen die Chance zu eröffnen, menschenwürdig zu leben, ja zu überleben.

Dies bleibt der Frankfurter Weg und wir werden ihn auch dann gemeinsam mit allen Partnern weitergehen, wenn er Kontroversen auslöst und herausfordernd ist. Wir kapitulieren nicht vor Crack, sondern entwickeln unsere Hilfen mit Konsum- und Rauchräumen sowie Tagesruhebetten weiter, immer offen für konstruktive neue Ansätze.
 
27. Juni 2017, 10.00 Uhr
Stefan Majer
 
 
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