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Masterplan Sicherheit im Bahnhofsviertel

Bloß nicht nachlassen

Drogendealer, Bettler und Pöbler brachten das Bahnhofsviertel und manchen Winkel im Hauptbahnhof in Verruf. Seit Politik, Polizei, Justiz, Bahn und Anlieger zusammenarbeiten, hat sich einiges gebessert.
Dealer, die auf offener Straße ihren Geschäften nachgehen, Crack konsumierende Junkies vor Hauseingängen und bandenmäßig organisierte Bettler – Die Zustände im Bahnhofsviertel und auch in der B-Ebene und am Vorplatz des Hauptbahnhofs waren vor einem halben Jahr unhaltbar. Daran stießen sich nicht nur Anwohner, Ladenbetreiber und Fahrgäste, auch die Politik konnte nicht tatenlos zusehen. Gemeinsam mit der Landes-, Bundes- und Stadtpolizei, den Justizbehörden und der Deutschen Bahn hat die Stadt vor einem halben Jahr einen 49 Punkte umfassenden Maßnahmenkatalog, den „Masterplan Bahnhofsviertel“, erarbeitet, der seither sukzessive umgesetzt wird. Statt nebeneinander, arbeite man nun Hand in Hand und in Absprache, bilanzierte Ordnungsdezernent Markus Frank (CDU) am Mittwoch. „Die ersten Erfolge sind sichtbar, wir sind mitten bei der Arbeit und die muss fortgesetzt werden.“

Die Bilanz
Es bedeute einen personellen Kraftakt sagt Polizeipräsident Gerhard Bereswill, täglich einhundert, teilweise verdeckt arbeitende, Kollegen des Polizeipräsidiums, unterstützt von 30 Mann der Bereitschaftspolizei, für das Bahnhofsviertel abzustellen. „Das Ziel ist die Zahl der qualifizierten Festnahmen zu steigern, die Strafverfolgung zu optimieren, die Drogenszene zu verkleinern und das Sicherheitsgefühl zu stärken“. Die Besondere Aufbauorganisation Bahnhofsgebiet (BAO) könne mehr als 101.655 geleistete Einsatzstunden vorweisen. Man habe im vergangenen halben Jahr 29.000 Personenkontrollen durchgeführt, davon 13.600 Personen durchsucht und 3.149 Strafanzeigen gestellt, wovon 1.680 Fälle mit dem Verstoß gegen das Betäubungsmittelgesetz zu tun gehabt hätten. In mehr als 1500 Fällen habe man Drogen, wenn auch in kleineren, im Straßenhandel üblichen, Mengen sichergestellt. 137 Personen seien inhaftiert worden, weitere 174 Haftbefehle habe man erwirkt. 32 Mal habe man einen Platzverweis erteilt, in drei Fällen habe man die Zuwiderhandlung mit einer Woche Haft geahndet. „Das Instrumentarium wirkt“, sagt Bereswill. Die Polizei sei im Viertel mit einer mobilen Wache unterwegs, versuche Ansprechpartner zu sein und gebe „Gewalt-sehen-helfen-Seminare und arbeite eng mit der Staatsanwaltschaft und auch der Ausländerbehörde zusammen.

Ohne Druck kein Erfolg
Seit dem 23. November bis heute habe man im Vergleich zum Vorjahreszeitraum 38 Prozent mehr Drogendelikte registriert, illegaler Handel und Schmuggel seien um 115 Prozent angestiegen. Die Polizeipräsenz im Viertel habe eine abschreckende Wirkung, ist sich Bereswill sicher. Diebstahldelikte seien um 47 Prozent zurückgegangen und auch die Zahl der Körperverletzungen sei um 18 Prozent gesunken. Im ersten Quartal des Jahres seien auch Trick- und Taschendiebstähle um 45 Prozent rückläufig. Von 2.161 Tatverdächtigen, die man im Bahnhofsviertel 2016 gestellt habe, seien Dreiviertel keine Personen, die in Frankfurt wohnen. Vor allem bei Drogendelikten handele es sich bei fast Dreiviertel der Tatverdächtigen um junge Zuwanderer, vornehmlich aus dem Maghreb, die sich erst seit ein oder zwei Jahren im Land befänden. Generell passe sich die Szene an das Kontrollverhalten der Polizei an. Größere Gruppen, die in Horden Passanten belästigen, gebe es derzeit weniger und Dealer würden in Seitenstraßen und Geschäften Unterschlupf suchen. „Ein nachlassender Kontrolldruck unsererseits hat einen Rückfall in alten Zustände zur Folge“, mahnt der Polizeipräsident. Auch die Zustände in der B- und C-Ebene des Hauptbahnhofs hätten sich verbessert, es gebe allgemein deutlich weniger Beschwerden. „Wir haben mit immensem personellen Aufwand unsere Ziele erreicht, das wollen wir fortsetzen, nur ist zu überlegen, wie wir langfristig damit umgehen.“

Auch die Bundes- und Stadtpolizei sowie die Bahn zieht eine positive Bilanz der vergangenen Monate. Die Zusammenarbeit von Polizei und dem DB-Sicherheitsdienst erweise sich als effektiv. Die Bahn wolle zu den 90 analogen Kameras im Hauptbahnhof künftig 110 weitere Videoaufzeichnungsanlagen einsetzen. Die Auswertung des Bildmaterials obliege der Bundespolizei.

Das Crack-Problem
Der leitende Oberstaatsanwalt Albrecht Schreiber bilanziert, dass seit dem 1. November bis in dieser Aprilwoche insgesamt 162 Haftbefehle ergangen seien, davon hätten 61 Fälle mit Crackhandel zu tun gehabt. „Crack wird immer mehr zur Leitdroge“, sagt Bereswill. „Crackkonsumenten sind aggressiver als Heroinabhängige, resistenter gegenüber Ansprache und sie werden daher auch schneller aus Drogenhilfeeinrichtungen rausgeworfen.“ Dann würden sie sich eben in Hauseingängen herumdrücken und es gebe öfter Klagen von Anwohnern. Das Problem werde seit einiger Zeit im Magistrat diskutiert, berichtet Stadtrat Markus Frank. Im Hinblick auf das veränderte Profil der Drogenkonsumenten sagt er: „Der Frankfurter Weg hat sich bewährt, aber das bedeutet nicht, dass man ihn nicht weiterentwickeln kann.“
 
26. April 2017, 15.11 Uhr
Nicole Brevoord
 
Nicole Brevoord
Jahrgang 1974, Publizistin, seit 2005 beim JOURNAL FRANKFURT als Redakteurin u.a. für Politik, Stadtentwicklung, Flughafen, Kultur, Leute und Shopping zuständig – Mehr von Nicole Brevoord >>
 
 
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