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Daniel Cohn-Bendit
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Cem Özdemir als Kanzlerkandidat
 

Cem Özdemir als Kanzlerkandidat

Der Europaabgeordnete Daniel Cohn-Bendit über einen grünen Kanzlerkandidaten und die Frauenfußball-WM.
Sie sind in Israel. Wie ist die Stimmung da?
Die Stimmung ist durcheinander. Niemand sieht einen richtigen Ausweg. Aber die Zeit wird es zeigen.

Lösen Sie jetzt den Nah-Ost-Konflikt?
Das will ich sowieso immer vom Europäischen Parlament aus. Jetzt bin ich aber privat und nicht offiziell in Israel. Dennoch treffe ich viele interessante Leute.

Die Deutschen wünschen sich nach einer aktuellen Umfrage einen grünen Kanzler. Geht das nicht runter wie Öl?
Das ist nur die momentane Stimmung. Das darf man nicht überbewerten. Dennoch kann man sagen, dass die Menschen das Angebot von CDU und SPD nicht berauschend finden. Aber ob die Grünen einen passenden Kanzelkandidaten haben, muss sich in den nächsten Jahren noch zeigen.

Wer wäre denn Ihr Wunschkandidat?
Cem Özdemir. Er ist die richtige Person, die richtige Antwort auf die Auseinandersetzung mit Thilo Sarrazin und seinen Folgen.

Selbst die SPD hegt Sympathien mit einem grünen Bundeskanzler. Und keiner redet mehr von Angela Merkel?
Bis zur Wahl vergehen noch Jahre. Das ist alles noch nicht endgültig und sich jetzt schon ein Urteil zu erlauben, wäre vermessen. Aber die CDU hat keinen Bündnispartner. Sie haben sich die Grünen zu ihrem Hauptfeind auserkoren. Dabei ist das Problem der CDU die SPD.

Auch bei Arbeitsministerin Ursula von der Leyen läuft es nicht rund. Die Kinderarmut steigt, aber das Bildungspaket läuft schleppend an. Was hat sie falsch gemacht?
Es ist ein schwieriger Prozess und langwierige Arbeit, wenn man an die Kinder der Unterschicht herankommen will. Die Schulen müssen das Angebot und die Hilfe an die Eltern sowie die Kinder herantragen. Das alles hat Frau von der Leyen unterschätzt.

Der umstrittene Konvertit Pierre Vogel und der Hassprediger Bilal Philips haben Reden auf dem Rossmarkt in Frankfurt geschwungen. Hätte Ordnungsdezernent Volker Stein das vehementer verbieten sollen?
Die Meinungsfreiheit ist ein hohes Gut. Schlimm ist aber, wenn so schwachsinnige Reden gehyped werden. Ich bin gegen so Verbote, auch wenn die Reden und die Person unangenehm sind.

Der Hassprediger wurde des Landes verwiesen. Richtig so?
Das kann ich nicht sagen. Wenn jemand des Landes verwiesen wird, benötigt es eine juristische Begründung. Aber ich kenne die Akte des Herrn Philips nicht.

Sollten verdächtige Islamisten nicht generell konsequenter verfolgt werden?
Das Recht ist nicht eine Sache des Empfindens. Wenn jemand in einer terroristischen Gruppe ist und einen Anschlag plant, dann ist er zu verhaften. Wenn jemand aber nur Schwachsinn erzählt, dann ist er nicht juristisch verfolgbar.

Wegen des Tanzverbotes an Ostern ist Volker Stein in die Schlagzeilen geraten. Ist das hessische Feiertagsgesetz noch zeitgemäß?
Nein. Es ist absurd. Und ich rege mich immer auf, wenn die Religion versucht, das weltliche Leben zu kontrollieren. Wer den Karfreitag feiern will, soll das machen. Wer aber lieber in eine Disco gehen will, soll das auch machen dürfen. Und wenn die katholische Kirche konsequent sein wollte, müsste sie auch RTL, SAT1 und MTV verbieten.

Die Vorbereitungen zur Frauen-WM laufen auf Hochtouren. Haben Sie sich schon eine Karte für das Finale in Frankfurt gesichert?
Noch nicht. Ich muss erst einmal schauen, ob ich da in Frankfurt bin. Aber ich werde mir auf jeden Fall noch im letzten Moment eine Karte besorgen. Vor allem, wenn im Endspiel Brasilien und Deutschland auf dem Rasen stehen. Marta ist eine Spitzenspielerin.

Sie interessieren sich für Frauenfußball?
Ja. Als ich vor Jahren in einer WG gewohnt habe, lebte dort auch ein kleines Mädchen, das mit Steffi Jones Fußball gespielt hat und ich habe mir die Spiele gerne angesehen. Ich finde das spannend.

Noch ein Tipp für Christoph Daum?
In Gefahr und höchster Not bringt der Mittelweg den Tod.
29. April 2011
Julia Lorenz
 
 
Fotogalerie:
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