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75. Jahrestag Auschwitz-Befreiung
Hessischer Landtag gedenkt homosexuellen NS-Opfern
Anlässlich der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz vor 75 Jahren fand am Montagmorgen eine Gedenkveranstaltung im Hessischen Landtag statt. Das Gedenken steht in diesem Jahr zum ersten Mal im Zeichen der verfolgten Homosexuellen.
„Wir gedenken heute aller Opfer der NS-Verbrechen, all jener, die ermordet worden sind, aber auch jener, die verfolgt worden sind, weil sie Widerstand leisteten oder anderen Schutz gewährten“, eröffnete Hessens Landtagspräsident Boris Rhein (CDU) die Gedenkveranstaltung am 75. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz. In den vergangenen Jahren wurden die Stimmen derer, die eine Änderung oder gar ein Ende der deutschen Erinnerungskultur fordern, immer lauter. Rhein kritisierte diese Haltung am scharf, nur wer sich der Vergangenheit bewusst sei, könne für eine friedliche Zukunft garantieren. „Mir ist ein ritualisiertes Gedenken lieber als planvolles Vergessen“, so Rhein.
Auch Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) hob die Bedeutung des Gedenkens hevor. Gedenktage seien nicht bloß Rituale im Kalender, sondern müssten „ein Stachel im Fleisch“ bleiben. In Berlin habe es hunderte Angriffe auf Jüdinnen und Juden gegeben, „wo bleibt da der Aufschrei?“, so Bouffier. Ihm ginge es vor allem darum, die Gleichgültigkeit zu überwinden. „Wenn der Vorsitzenden der größten Oppositionspartei im Bundestag die NS-Zeit als Vogelschiss bezeichnet, dann ist das in keinster Weise akzeptabel und wer das nicht erkennt, hat nichts verstanden oder will relativieren – beides ist unerträglich“, sagte Bouffier. Mit dem Relativieren, fuhr Bouffier fort, beginne das Vergessen.
In diesem Jahr stand die Gedenkveranstaltung des Hessischen Landtages im Zeichen der verfolgten Homosexuellen. Dass der Satz „Die Würde des Menschen ist unantastbar“ in unserem Grundgesetz steht, ist kein Zufall, sondern „eine kraftvolle Antwort auf die Verbrechen des Nationalsozialismus.“ Gleichzeitig erinnere er immer wieder daran, wie schnell die Verrohung der Menschheit geschehen kann, sagte Rhein. Doch die Würde der Homosexuellen blieb auch nach 1945 antastbar.
Über die Verfolgung der Homosexuellen in der NS-Zeit weiß man vergleichsweise nur sehr wenig, sagte Sybille Steinbacher, Direktorin des Fritz Bauer Instituts. Zeitzeug*innen seien eine wichtige Instanz in der Vermittlung der Geschichte des Nationalsozialismus. Doch unter denen, die berichteten, befanden sich kaum homosexuelle Überlebende des NS-Terrors – nicht, weil es sie nicht gegeben habe, sondern weil die Zeit der Ausgrenzung über die NS-Zeit hinausging und sie weiter schwiegen. „Weil Homosexuelle auch nach 1945 als Kriminelle behandelt wurden, wissen wir erschreckend wenig“, so Steinbacher. Es gebe eine Handvoll fragmentarischer Dokumentationen, die anonymisiert wurden, selbst in den 1980er- und 1990er-Jahren seien nur wenige bereit gewesen, ihre Namen preiszugeben. Auch das geringe Interesse bei der Aufarbeitung bis zu einem bestimmten Punkt, lange nach 45, sei ein Faktor für viele Lücken. Daher wisse man auch nicht genau, wie viele Homosexuelle in Konzentrationslager gefangen gehalten wurden.
Auch Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) hob die Bedeutung des Gedenkens hevor. Gedenktage seien nicht bloß Rituale im Kalender, sondern müssten „ein Stachel im Fleisch“ bleiben. In Berlin habe es hunderte Angriffe auf Jüdinnen und Juden gegeben, „wo bleibt da der Aufschrei?“, so Bouffier. Ihm ginge es vor allem darum, die Gleichgültigkeit zu überwinden. „Wenn der Vorsitzenden der größten Oppositionspartei im Bundestag die NS-Zeit als Vogelschiss bezeichnet, dann ist das in keinster Weise akzeptabel und wer das nicht erkennt, hat nichts verstanden oder will relativieren – beides ist unerträglich“, sagte Bouffier. Mit dem Relativieren, fuhr Bouffier fort, beginne das Vergessen.
In diesem Jahr stand die Gedenkveranstaltung des Hessischen Landtages im Zeichen der verfolgten Homosexuellen. Dass der Satz „Die Würde des Menschen ist unantastbar“ in unserem Grundgesetz steht, ist kein Zufall, sondern „eine kraftvolle Antwort auf die Verbrechen des Nationalsozialismus.“ Gleichzeitig erinnere er immer wieder daran, wie schnell die Verrohung der Menschheit geschehen kann, sagte Rhein. Doch die Würde der Homosexuellen blieb auch nach 1945 antastbar.
Über die Verfolgung der Homosexuellen in der NS-Zeit weiß man vergleichsweise nur sehr wenig, sagte Sybille Steinbacher, Direktorin des Fritz Bauer Instituts. Zeitzeug*innen seien eine wichtige Instanz in der Vermittlung der Geschichte des Nationalsozialismus. Doch unter denen, die berichteten, befanden sich kaum homosexuelle Überlebende des NS-Terrors – nicht, weil es sie nicht gegeben habe, sondern weil die Zeit der Ausgrenzung über die NS-Zeit hinausging und sie weiter schwiegen. „Weil Homosexuelle auch nach 1945 als Kriminelle behandelt wurden, wissen wir erschreckend wenig“, so Steinbacher. Es gebe eine Handvoll fragmentarischer Dokumentationen, die anonymisiert wurden, selbst in den 1980er- und 1990er-Jahren seien nur wenige bereit gewesen, ihre Namen preiszugeben. Auch das geringe Interesse bei der Aufarbeitung bis zu einem bestimmten Punkt, lange nach 45, sei ein Faktor für viele Lücken. Daher wisse man auch nicht genau, wie viele Homosexuelle in Konzentrationslager gefangen gehalten wurden.
27. Januar 2020, 12.46 Uhr
Elena Zompi
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