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Foto: Fraport AG
Foto: Fraport AG

Forschungsergebnisse zu Luftverschmutzung

Flughafen Frankfurt trägt massiv zur Ultrafeinstaub-Belastung bei

Messungen belegen, dass der Frankfurter Flughafen für eine große Menge an Ultrafeinstaub verantwortlich ist. Expert*innen halten die Partikel für gesundheitsschädlich – doch gesicherte Erkenntnisse gibt es bisher keine. Nun werden die Messungen intensiviert.
Studien an Großflughäfen in Kopenhagen, Los Angeles und Amsterdam haben es schon gezeigt und nun bestätigen auch aktuelle Messungen am Frankfurter Flughafen, dass Flugzeuge sowohl in der Luft als auch am Boden ultrafeine Partikel (UFP) ausstoßen und damit zu einer erhöhten Ultrafeinstaubkonzentration beitragen. Doch die gesundheitlichen Auswirkungen für den Menschen sind bislang nicht ausreichend erforscht.

Am vergangenen Dienstag präsentierte das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) neue Erkenntnisse über die Entstehung, das Ausmaß und die Verteilung von Ultrafeinstaub am Frankfurter Flughafen. Um sich über diese Forschungsergebnisse auszutauschen, kamen am Donnerstag und Freitag in Frankfurt Immissions- und Flugexpertinnen und -experten an der Goethe Universität zusammen. Die Anhörung soll den Auftakt für weitere intensive Untersuchungen zur Ultrafeinstaubbelastung in der Region um den Frankfurter Flughafen bilden. Denn um eventuell erforderliche Grenzwerte ableiten und effektive Maßnahmen zur Senkung der Ultrafeinstaubkonzentration entwickeln zu können, seien Langzeitmessungen und belastbare Wirkungsstudien nötig. „Wir leisten damit deutschlandweit Pionierarbeit", sagte Oliver Quilling, Mitglied des Vorstands Forum Flughafen und Region (FFR).

„Kraftstoffwende im Luftverkehr“ – Forderungen von Tarek Al-Wazir und Priska Hinz

„Bei Fluglärm gibt es bereits unzählige Vorschriften, bei den ultrafeinen Partikeln gibt es nichts davon", sagte Hessens Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir (Bündnis 90/Die Grünen) auf der Konferenz am Donnerstag. Am Ende einer längerfristigen Debatte mit Expertinnen und Experten, Verursacherinnen und Verursachern und Gemeinden müsse letztlich ein Grenzwert stehen. Al-Wazir und die hessische Umweltministerin Priska Hinz (Bündnis 90/Die Grünen) fordern eine Verringerung der Emission dieser Ultrafeinstäube. Auf EU-Ebene gibt es allerdings noch keine Grenzwerte für Ultrafeinstäube.

Die große Menge an Ultrafeinstaubpartikeln sei auch dadurch bedingt, dass die Grenzwerte für den Schwefelgehalt – der eine wichtige Rolle bei Ultrafeinstäuben spielt – bei Kerosin deutlich über den Grenzwerten lägen, die ansonsten für Treibstoffe von Schiffen, Bahnen und Autos gelten. Für PKW, Bahn und Schiff liegt dieser bei 0,01g/kg Kraftstoff, bei Flugzeugen hingegen bei 3g/kg Kraftstoff. Deshalb fordern Al-Wazir und Hinz strengere Grenzwerte für den Schwefelanteil im Kerosin. Zudem soll in Hessen an der weiteren Entwicklung und Herstellung synthetischer, mit Strom aus erneuerbaren Energien hergestellter Kraftstoffe, geforscht werden. Zudem müsse es auf dem Vorfeld mehr elektrobetriebene Fahrzeuge geben und auf Kurzstrecken sei ohnehin auf Fliegen zu verzichten. Al-Wazir sprach von einer „Kraftstoffwende im Luftverkehr“.

Details der bisherigen Erkenntnisse

Der am Dienstag veröffentliche zweite Zwischenbericht der Studie belegt, dass es zwischen der UFP-Konzentration und den Betriebszeiten des Flughafens einen Zusammenhang gibt: Weht der Wind aus dessen Richtung, steigt die Konzentration – insbesondere von sehr kleinen Partikeln (10-30 Nanometer) – an allen Messstationen täglich ab 5 Uhr morgens rapide an und erreicht innerhalb einer Stunde das Vielfache des nächtlichen Wertes. Gegen 23 Uhr fällt die UFP-Konzentration wieder auf das nächtliche Niveau zurück.

Bei Wind aus Richtung Flughafen treten an allen Messstationen signifikant erhöhte UFP-Konzentrationen auf. Sobald sich der Wind nur geringfügig aus dem Sektor Flughafen wegdreht, sinkt die Konzentration auf einen Bruchteil.

Insbesondere während der Abfertigung der Flugzeuge am Boden sowie während der Starts und Landungen werden ultrafeine Partikel freigesetzt. Flugzeuge, die unterhalb einer Flughöhe von 400 Metern fliegen, tragen ebenfalls zu einer Erhöhung der Ultrafeinstaubkonzentration bei.

Betroffen sind vor allem Teile des Stadtgebietes Frankfurt sowie Gemeinden südwestlich des Flughafens, also Teile des Groß-Gerau-Kreises. Auch Autobahnen wie die A3 tragen zur Erhöhung der Ultrafeinstaubkonzentration bei, allerdings in deutlich geringerem Maße als der Flughafen.

Intensivierung der Messungen

„Inwiefern auch Abflüge die bodennahe UFP-Konzentration beeinflussen, kann mit den bisherigen Messungen nicht geklärt werden, dieser Frage werden wir jedoch weiter nachgehen“, sagte Thomas Schmid, Präsident des HLNUG. Dazu sind bereits neue Standorte in Frankfurt-Niedwald, Frankfurt-Oberrad und Frankfurt-Flughafen-Ost eingerichtet worden. Eine weitere Messstelle soll in Kürze am Standort Raunheim-Mönchhof in Betrieb gehen. Es soll damit untersucht werden, bis zu welcher Entfernung vom Flughafen sich der Einfluss des Flugbetriebs in den UFP-Konzentrationen am Boden widerspiegelt. Außerdem soll der Beitrag durch An- und Abflüge besser quantifiziert werden. Die Messungen sollen auch zeigen, welche Städte und Gemeinden besonders von den UFP-Emissionen des Flughafens betroffen sind.

Die Datenbasis

Das HLNUG hat 2015 mit der Untersuchung von UFP begonnen. Seit 2017 wurden an insgesamt vier Standorten Untersuchungen durchgeführt: Gemessen wurde in Raunheim, Frankfurt-Schwanheim, Frankfurt-Sachsenhausen sowie in unmittelbarer Nähe zum Flughafengelände direkt neben der Autobahn A3. Seit diesem Jahr wird auch in Frankfurt-Oberrad, Frankfurt-Niedwald und Frankfurt-Flughafen-Ost gemessen – diese Messungen sind allerdings noch nicht Teil des aktuellen Berichts.

Was ist Ultrafeinstaub?

Ultrafeine Partikel (UFP) sind deutlich kleiner als Feinstaub. UFP haben eine Größe von höchstens 0,1 Mikrometer – damit sind sie die kleinsten festen und flüssigen Teilchen in der Luft. Ultrafeinstaub entsteht durch natürliche Phänomene wie Waldbrände oder Vulkanausbrüche. Der Großteil wird jedoch vom Menschen verursacht: durch Straßen- und Flugverkehr, Heizungs- und Industrieanlagen, Landwirtschaft und Verbrennung von Holz und Biomasse. In ländlichen, verkehrsruhigen Gebieten sind wenige Tausend ultrafeine Partikel pro Kubikzentimeter typisch. An verkehrsbelasteten Standorten hingegen sind fünfstellige Messwerte nicht unüblich.

Aufgrund ihrer geringen Größe werden ultrafeine Partikel besonders tief eingeatmet und können über die Lungenbläschen in die Blutbahn eintreten. Fachleute halten sie daher für gesundheitsschädlicher als herkömmliche Feinstaubpartikel. Ihre konkreten Auswirkungen auf den menschlichen Körper sind aber bis heute unklar. Erste toxikologische Studien weisen auf Beeinträchtigungen des Atmungs- und Herz-Kreislaufsystems hin.
 
23. August 2019, 12.21 Uhr
Helen Schindler
 
Helen Schindler
Jahrgang 1993, Studium der Politikwissenschaft an der Goethe-Universität, seit 2017 beim Journal Frankfurt – Mehr von Helen Schindler >>
 
 
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