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Foto: Jan Stich
Foto: Jan Stich

Delikatessenschmuggel

Was macht ein Aal am Flughafen?

Ungewöhnlicher Fund am Frankfurter Flughafen. Eine Reisende hatte versucht, 2000 Glasaale nach Vietnam zu schmuggeln. Jetzt wurden die Tiere im Rhein ausgesetzt.
Als Zollbeamter entdeckt man regelmäßig die verrücktesten Dinge in Koffern und Taschen. Bei diesem Fund werden die Kontrolleure am Frankfurter Flughafen trotzdem gestaunt haben: Im Gepäck einer Reisenden auf dem Weg nach Vietnam fanden sie 2000 Glasaale. Junge Aale werden so genannt, weil ihre Haut zu diesem Zeitpunkt noch durchsichtig ist.

Die 47-jährige Reisende hatte die heiße Ware aufwendig verpackt. Zwei Styroporboxen im Koffer enthielten acht mit Wasser gefüllte Kunststofftüten. Nach dem Washingtoner Artenschutzübereinkommen sind Glasaale besonders geschützt. Für die Ausfuhr hätte die Reisende eine Ausfuhrgenehmigung benötigt. "Die Besitzerin des Koffers braucht, zumindest gegenwärtig, nicht mit einer Bestrafung zu rechnen. Zum Zeitpunkt der Kontrollmaßnahmen und Feststellungen saß sie bereits im Flieger nach Vietnam und der hatte bereits abgehoben", sagt Hans-Jürgen Schmidt, Sprecher des Zollfahndungsamts.

In vielen Ländern gelten die jungen Aale als Delikatesse, doch in Europa ist der Fisch vom Aussterben bedroht. Deshalb wurden die Tiere nun bei Heidesheim, nahe Mainz, wieder in den Rhein ausgesetzt. Nach Aussagen des Zollfahndungsamts Frankfurt sei diese Aktion bisher beispiellos in Deutschland. Als Wanderfisch ist der europäische Aal ein ziemlicher Globetrotter. Zum Laichen ziehen die Fische von den Flüssen Europas, Asiens und Afrikas hinaus aufs offene Meer. Egal, wo sie herkommen, ob vom Rhein oder aus Russland, ihre Kinder bekommen sie nur in der Sargassosee vor Florida. Von dort aus schwimmen die neugeborenen Aale dann zurück in die Flüsse, aus denen ihre Eltern gekommen waren. Doch immer weniger überstehen diese gefährliche Reise. Seit den 1970er Jahren ist der Bestand in Europa um 98 Prozent zurückgegangen. Deshalb wurden in diesem Jahr unter Anleitung des Regierungspräsidiums Darmstadt Aale aus der Zucht im Rhein ausgesetzt. Dieses Frühjahr wurden insgesamt 60 000 junge Tiere im hessischen Rhein in die Freiheit entlassen. Diese bekommen jetzt nochmal 2000 neue Freunde.
 
12. Dezember 2018, 09.27 Uhr
Jan Paul Stich
 
 
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