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Foto: Patrick Schabe
Foto: Patrick Schabe

Keep calm and do burpees! #freeletics

Der Schmerz des Versagens

Die erste Woche mit dem Freeletics-Coach ist geschafft und unsere Kunstredakteurin startet motiviert in die nächste. Mit der Motivation ist es allerdings ganz schnell vorbei, als Kentauros auf dem Plan steht.
Die zweite Woche beginnt tränenreich. Ja wirklich, der Coach hat mich zum Weinen gebracht. Dabei fing doch alles so gut an. Die erste Woche ging problemlos vorüber und auch das Programm für Woche Zwei sah zunächst harmlos aus. Zweimal Venus, mein Lieblings-Workout, und einmal Hera. Venus besteht insgesamt aus 200 Push Ups, 80 Sit Ups und 200 Squats (Kniebeugen). Ich mag Push Ups, danach könnte ich stundenlang vor dem Spiegel stehen und meinen Bizeps und Trizeps bewundern. Vor kurzem saß ich mit einem guten Freund im Café und habe ihm tatsächlich voller Stolz meine Oberarme präsentiert; dem Kellner, der uns gerade bediente, wäre vor Ehrfurcht fast der Latte Macchiato vom Tablett gerutscht. Diese Woche schaffe ich es sogar endlich alle 200 Push Ups exakt nach Regelwerk zu absolvieren und nicht zwischendurch auf die leichteren Knee Push Ups umzusteigen. Leider beinhaltet mein Trainingsplan aber auch einmal Kentauros, fünf von sechs Runden, Stufe Strenght, also höchster Schwierigkeitsgrad. So ein Mist. Was ich bisher in den Facebook-Gruppen über dieses Mischwesen der griechischen Mythologie gelesen habe, verheißt nichts Gutes.

Es ist Sonntag, ich bin im Park mit meinem Liebsten, dem mit Abstand sportlichsten Menschen, den ich kenne. Bei ihm steht ebenfalls Kentauros an, im Gegensatz zu mir lässt er sich allerdings nicht von den fünf Runden mit je 40 Metern Lunge Walk, den High Jumps und den 40 Metern Burpee Deepfrogs einschüchtern. Die Lunges sehen ja noch machbar aus: Gerader Stand, Ausfallschritt nach vorne bis ein Knie den Boden berührt. Und so wackelt man dann 40 Meter entlang. Die High Jumps sind ein Ding der Unmöglichkeit: Aus dem geraden Stand heraus mit beiden Beinen gleichzeitig abspringen, sodass die Knie die Schultern berühren. Ist klar. Ich bin froh, wenn meine Füße sich gleichzeitig vom Boden lösen. Und die Burpee Deepfrogs sind einfach nur fies. Als wären die normalen Burpees noch nicht gemein genug, nein, man muss dazu auch noch springen.

Während meine bessere Hälfte hochkonzentriert und voller Elan loslegt, starre ich noch kritisch auf die abgesteckte Strecke vor mir. Ich habe schon keine Lust mehr, bevor ich überhaupt angefangen habe. Je weiter mein Freund mit seinem Workout kommt, desto mehr schwindet meine Zuversicht. Er kämpft schon ganz ordentlich, wie soll ich das schaffen? Bei diesen destruktiven Gedanken ist es nicht überraschend, dass ich nach drei Burpee Deepfrogs aufgebe. Ich kann das nicht, Punkt. Mein Versagen möchte ich nun natürlich laut herausjammern, aber meine starke Schulter für solche Momente hat kein offenes Ohr für mich. „Ich bin gerade mitten im Workout“, wird mir da bloß entgegen gekeucht. Frechheit! Vollkommen entrüstet und trotzig wie ein kleines Kind setze ich mich auf meine Fitnessmatte und verschränke die Arme. Ich bin so sauer. Auf Freeletics, auf meinen Freund, aber vor allem auf mich. Und da passiert es: Dicke Tränen kullern über meine Bäckchen. Oh Gott, ist das peinlich. Eine erwachsene Frau heult, weil sie ihr Sportprogramm nicht durchgezogen hat. Das ist so peinlich, dass gleich noch mehr Tränen aus meinen Augen schießen. Es ist so demütigend.

Endlich ist Monsieur fertig und kann sich um mich kümmern – welch eine Erleichterung. Nachdem ich noch ein wenig geschluchzt und gejammert habe, kommt die Motivationsrede, die ich so dringend gebraucht habe, gepaart mit einer guten Portion Arschtritt. Er muss einiges an Überzeugungskraft leisten, aber schließlich hat er mich so weit, dass ich es eine Stunde später nochmal versuche. Und siehe da, es funktioniert! Es ist tatsächlich das mit Abstand härteste Workout, das ich je machen musste. Ich schaffe es nicht in der schwersten Variante und nur knapp unter einer Stunde, aber ich bringe es zu Ende und das fühlt sich großartig an. Auf Kentauros folgt der Muskelkater meines Lebens, aber wie heißt es so schön: Der Schmerz des Bereuens ist um einiges schlimmer, als der Schmerz der Disziplin.

>> Zu dem Text der ersten Woche geht es hier.
 
21. Oktober 2014, 11.00 Uhr
Ronja Merkel
 
Ronja Merkel
Jahrgang 1989, Kunsthistorikerin, von Mai 2014 bis Oktober 2015 leitende Kunstredakteurin des JOURNAL FRANKFURT, von September 2018 bis Juni 2021 Chefredakteurin. – Mehr von Ronja Merkel >>
 
 
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