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Foto: iStockphoto.com/filipefrazao/typhoonski
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Trump oder Clinton?

Der US-Wahlabend in Frankfurt

Rund 3000 US-Amerikaner wohnen in Frankfurt und fiebern heute Nacht dem Wahlausgang entgegen. Die größte Wahlparty der Stadt findet im Gibson statt, wo 1200 geladene Gäste bis in die Morgenstunden feiern werden.
Es war ein außergewöhnlich harter Wahlkampf, der vor allem in den vergangenen Wochen an Dramatik zugenommen hat. Laut Umfragen liegt die Demokratin Hillary Clinton leicht vor dem Republikaner Donald Trump. Es wird ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Vermutlich werden wir uns in Frankfurt bis in die Morgenstunden gedulden müssen, um zu erfahren, wer das begehrte Präsidentschaftsamt übernehmen wird – wir berichten ab Mitternacht live via Twitter und Facebook aus dem Gibson, wo das US-Generalkonsulat in diesem Jahr seine Wahlparty ausrichtet.

Pfarrer Jeffrey Myers wird am Dienstagabend bei der Wahlparty im Gibson dabei sein, so auch sein Sohn, der in diesem Jahr erstmals wählen darf. „Ich bin kein Parteimitglied und ich schaue mir vor der Wahl immer genau die Kandidaten an“, sagt der evangelische Geistliche, der seit einem Vierteljahrhundert in Frankfurt lebt. Für ihn ist klar: „Ich wähle gegen Trump! Also die Hillary, aber es ist wirklich nicht so einfach dieses mal.“ Donald Trump sei sehr verletzend, er schließe Menschen aus und spreche nur eine sehr kleine Gruppe von Menschen an. „Ein Präsident sollte doch Menschen vereinen“, sagt der 63-Jährige. Trump aber habe keine konkreten Pläne, von ihm komme nur heiße Luft. „Er hat keine Vision fürs Land, auch wirtschaftlich nicht. Das macht mir große Sorgen.“ Die Trumpbefürworter seien vergleichbar mit der AfD. „Das sind Leute, die sich ausgeschlossen fühlen. Man muss sie ernst nehmen und darf das nicht einfach abtun.“ Hillary Clinton stehe nun mal für das Establishment, viele fühlen sich durch sie nicht vertreten. „Meine Neffen waren enttäuscht, dass nicht Bernie Sanders das Rennen gemacht hat. Sie wollten einen Wechsel. So gibt es allenfalls business as usual.“ Offenbar scheinen viele Trump-Anhänger zu glauben, auch sie könnten reich werden und Trump werde sich um sie kümmern. „Das ist eine falsche Hoffnung“, sagt Myers. Trump sei ein Frauenheld, der viele Versprechungen mache, ohne dass etwas dahinter stecke.

Was Myers bekümmert, ist, dass das Land, ja selbst seine Familie, so gespalten sei. „Das erinnert mich an den amerikanischen Bürgerkrieg, wo manchmal auch ein Riss durch die Familie ging.“ Dennoch sei Myers hoffnungsvoll. „Nach vier Jahren kommt was Neues und am 20.1 wird es einen friedvollen Wechsel geben. Keine Krise. Wir werden es überleben“, ist sich Myers sicher. „Ich denke schon, dass Hillary gewinnt. Die Unentschiedenen werden das wählen, was sie kennen und denen ist ein Risiko wie Trump bestimmt eine Nummer zu groß.“ Clinton sei schon eine sehr kluge Frau mit viel Erfahrung. Auch wenn sie nicht den Wechsel bringe, so freue sich Myers, jetzt vielleicht nach dem ersten schwarzen Präsidenten auch endlich eine Frau als Präsidentin der USA miterleben zu dürfen.

Doch Donald Trump ist nicht zu unterschätzen. Wenn er es schafft, nur 6 Prozent der insgesamt 45 Prozent der Nichtwähler zu motivieren, dann hat er gewonnen, ist sich Ralph Freund sicher. Der Frankfurter ist Deutscher, aber Vizepräsident der Republicans Overseas. „Man muss die Situation globaler sehen“, sagt Freund. Es gebe in den USA eine große Politik- und Parteiverdrossenheit. Von einem Wasserkopf in Washington sei da vielerorts die Rede und schon mehrfach hätten Washingtonoutsider gegen die Insider gewonnen. Das sei bei Reagan gegen den Insider Carter so gewesen und das war bei Obama gegen Mc Cain nicht anders. Nun habe Obama aber weniger „Change“ gebracht, als erwartet und erhofft. „Viele Probleme sind während seiner Amtszeit liegengeblieben.“

Man dürfe nicht nur den Exzentriker Donald Trump sehen, sondern mehr den Nonkonformisten. „Er ist absolut unabhängig, ökonomisch wie politisch. Er muss nicht wie Hillary Clinton auf Personen- oder Lobbygruppen Rücksicht nehmen.“ Der amerikanische Wähler glaube anders als der Deutsche an weniger Adminstration, an weniger Ausgaben, an weniger Steuern, könne aber auch mit weniger Leistung leben. Das Motto sei "mehr Chancen, weniger Risiken". Clinton hingegen stehe für mehr Ausgaben, für mehr Sozialstaat. „Nun ist die Frage, welchem System die Wähler den Vorzug geben?“ Freund merkt an, dass es nun auch auf die Mehrheitsverhältnisse im Kongress und Senat ankomme, das werde die künftige Politik mitbestimmen. „Um alle Deutschen zu beruhigen: Auch ein Donald Trump wird keine Alleingänge machen können. Er hätte als Präsident weniger Macht als der französische Präsident. Er braucht für alles die Zustimmung der anderen. Einen Krieg könnte er theoretisch anfangen, aber dann müsste er binnen 60 Tagen die Zustimmung des Senats erhalten.“
 
8. November 2016, 12.11 Uhr
Nicole Brevoord
 
Nicole Brevoord
Jahrgang 1974, Publizistin, seit 2005 beim JOURNAL FRANKFURT als Redakteurin u.a. für Politik, Stadtentwicklung, Flughafen, Kultur, Leute und Shopping zuständig – Mehr von Nicole Brevoord >>
 
 
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