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Foto: BMU Landesverband Hessen
Foto: BMU Landesverband Hessen

Kürzungen bei kultureller Bildung

Nur noch Mathe und Deutsch in der Schule?

Das Kultusministerium kürzt die Lehrerstunden für außerschulische, kulturelle Projekte. Bereits minimiert wurden Schulstunden in den Fächern Kunst, Musik und Theater. Jetzt gehen die Verbände auf die Barrikaden.
Es klingt im ersten Moment recht harmlos, was das Hessische Kultusministerium mitteilte. Die Rede war von einer „behutsamen Umlenkung von Stellenressourcen“ in den Schulen. Beim Bundesverband Musikunterricht, dem Fachverband für Kunstpädagogik und dem Landesverband Schultheater schrillten jedoch alle Alarmglocken. Denn so harmlos wie es klingt, seien die geplanten Veränderungen keinesfalls. Das erläuterten nun Vertreter der drei Verbände: Die Hälfte der Lehrerstunden für PROSÜM-Projekte sollen gekürzt werden. Die Abkürzung bedeutet „Projekte und schulübergreifende Maßnahmen“. Dahinter verstecken sich Veranstaltungen wie Theatercamps und Musik-Projekte. „Über kurz oder lang wird es solche Programme nicht mehr geben“, fürchtet Dorothee Graefe-Hessler, Präsidentin des Landesverbands Musikunterricht.

Bisher stehen für schulübergreifende, kulturelle Projekte in ganz Hessen 300 Lehrerstunden zur Verfügung. So werden Aktionen ermöglicht, wie die Veranstaltung „Response“, bei dem sich 240 Schüler alle zwei Jahre treffen, um gemeinsam zu musizieren oder das Hessischen Schultheater-Treffen, an dem zwölf Schulen beteiligt sind. Die Lehrer werden dafür einige Wochenstunden von ihrer eigentlichen Arbeit freigestellt. „Alle stecken immer viel ehrenamtliche Arbeit in solche Projekte – aber ohne eine Freistellung können sie nicht realisiert werden“, sagt Ruth Kockelmann, Vorsitzende des Landesverbands Schultheater. Um gegen die Kürzung vorzugehen, habe man sich nun zusammengeschlossen. „Wir müssen gemeinsam marschieren, weil wir die gleichen Probleme haben.“

So beteiligt sich auch Reinhard Wanzke vom Fachverband für Kunstpädagogik – auch wenn es bisher kein PROSÜM-Projekte im Bereich Kunst gibt. „Aber wir wollen, dass die Veranstaltung 'Schule trifft Galerie trifft Schule' zu einem PROSÜM-Projekt wird“, so Wanke. Hierbei dürfen sechs Frankfurter Schulen Werke von Schülern in sechs Frankfurter Galerien ausstellen.

Das Kultusministerium begründet die Kürzungen damit, dass mehr Stellen für Inklusion, Ganztagsbetreuung und Deutschunterricht für Flüchtlinge benötigt werden. Über diese Begründung ärgert sich Thomas Rietschel, Präsident der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst (HfMDK), besonders. „Gerade in Bezug auf Integration ist eine kulturelle Bildung wichtig“, betont er. „Es kann nicht sein, dass sich die öffentliche Hand hier immer weiter zurückzieht“, so Rietschel weiter. Er sehe Auswirkungen der fehlenden kulturellen Schulbildung deutlich – bei den Jugendlichen, die sich an der HfMDK auf einen Studienplatz bewerben. „Immer mehr Studenten kommen inzwischen aus dem Ausland“, berichtet er. Denn in vielen anderen Ländern werde mehr Wert auf Fächer wie Musik, Kunst und Theater gelegt und somit bringen diese Bewerber weitaus bessere Qualifikationen mit. Daher unterstützt Rietschel das Bündnis gegen den Abbau von kultureller Schulbildung.

Der schwindende Stellenwert dieser Fächer sei auch in anderen Bereichen als den Stunden für PROSÜM-Projekte spürbar, berichtet Kockelmann. So wurden gerade die Schulstunden in der gymnasialen Oberstufe gekürzt. In den Grundkursen Kunst, Musik und Theater werden die Schüler nur noch in zwei anstatt drei Wochenstunden unterrichtet. Auch die Abitur-Prüfung ist dem Bündnis ein Dorn im Auge. „Es wird in den Fächern Musik, Kunst und Theater nicht mehr praktisch geprüft“, ärgert sich Graefe-Hessler. „Bei Sport etwa versteht jeder, dass man es nicht nur theoretisch lernen kann – wieso sieht man das bei diesen Fächern nicht?“, fragt sie.

Ein weiteres Problem sei, dass es in ganz Hessen keinen Studiengang für Darstellendes Spiel auf Lehramt gibt. „Das führt dazu, dass fachfremd unterrichtet wird“, so Graefe-Hessler. Auch im Bereich Musik fehle der Nachwuchs an Lehrkräften. „In Hessen gibt es momentan 30 Referendare – in Bayern sind es 400. Das ist nicht mit der unterschiedlichen Größe der Bundesländer zu begründen“, betont Graefe-Hessler.
 
10. Februar 2016, 15.53 Uhr
Christina Weber
 
 
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