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Foto: WDR/Dirk Borm
Foto: WDR/Dirk Borm

#hartaberfair

Burka-Debatte mit Toleranz-Trigger aus Frankfurt

In der TV-Sendung "Hart, aber fair" wurde die Vollverschleierungsdebatte aufgewärmt. Mit dabei: Die Publizisten Michel Friedman und Khola Maryam Hübsch. Den größten Aha-Effekt setzte aber eine Niqab-Trägerin.
Das Setting war von vorneherein ziemlich klar. Vom Zuschauer aus ganz rechts: Claudia Roth von den Grünen. Vom Zuschauer aus ganz links: Julia Klöckner von der CDU. Die eine predigt grenzenlose Toleranz, die andere ein Verbot der Vollverschleierung. Zwischen den Stühlen saßen der Journalist Dirk Schümer von der Welt, der die Angelegenheit weniger ideologisch als vielmehr weltanschaulich betrachten wollte und das Zeigen des Gesichts als den europäischen Werten immanent betrachtete und mithin ein Verbot ebenfalls in Betracht zog. Außerdem die Frankfurter talkshowgestählte Autorin Khola Maryam Hübsch, die zwar ihr Gesicht zeigte, mit enggeknüpften Schleier und ihrer Weigerung, Männern die Hand zu geben gemeinhin genug rote Tücher für Islamgegner bereithält – sie nannte die Vollverschleierten eine verschwindend geringe Minderheit in Deutschland unter denen wiederum nur eine Minderheit die Vollverschleierung aufgezwungen bekomme. In der Mitte schließlich – und genau da gehörte er hin – der Frankfurter Rechtsanwalt und Publizist Michel Friedman, der Toleranz forderte, der auch forderte, über die Vollverschleierung zu sprechen, zu diskutieren, sie auch zu kritisieren, der aber Gesetze gegen sie für nicht zielführend hielt. Auf politischer Ebene schienen die Positionen derweil weitgehend unversöhnlich. Frau Klöckner warf Frau Roth vor, mit ihrer Toleranz gegenüber der Burka auch gegen die von den Grünen erkämpfte Frauenrechte zu argumentieren, die wiederum konterte, man solle sich lieber darum kümmern, die Frauen zu ermächtigen, selbst zu entscheiden, was sie anziehen wollen und was nicht.

Den frischesten Wind in die schon etwas angestaubte Debatte brachte da Monika B., Österreicherin und Niqab-Trägerin, freiwillig, wie sie sagte und die Frage, wie man denn damit Essen könne, damit parierte, dass sie meinte, sie klappe den Gesichtsschleier dann einfach nach oben. Übrigens ebenso, wenn sie mal mit jemandem von Angesicht zu Angesicht reden wolle, was im TV-Studio freilich nicht der Fall war. Frau B. schilderte zunehmende Anfeindungen im Alltag aufgrund ihrer Kleidung - sie seien ein Triggerpoint für viele Menschen geworden. Dabei sei der Niqab doch eigentlich dafür da, eine gewisse Neutralität in die Beziehung von Frau und Mann zu bringen. Auch auf den dezenten Hinweis Michel Friedmans und Julia Klöckners, warum dann nicht auch Männer eine Burka trügen, wusste sie eine Antwort zu geben: Männer funktionierten eben anders. In ihrem Kopf spulten beim Anblick einer Frau Gedanken ab, die diesen wohl nie kommen würden. In seiner Intoleranz gegenüber der Kleidung von Frauen und Religionsfragen gleite der deutsche Staat immer mehr ins Mittelalter ab. Dies aus dem Munde einer Frau, deren Gesicht wir nicht sehen, dafür aber in ihr ein Symbol für maßlos übertriebene Religionsauslegung, war schon das stärkste Stück, das dieser Abend bereithielt. Da zeigte sich auch, warum dieses Stück Stoff so debattenfähig ist. Für Monika B. definiert es die Grenzen ihrer eigenen Religiosität, für viele Europäer aber die Grenzen der eigenen Toleranz.
 
13. September 2016, 10.42 Uhr
Nils Bremer
 
 
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