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Foto: privat
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Zwischenruf von Wolff Holtz zum Bahnhofsviertel

Wo bitte ist der "Frankfurter Weg"?

Drogengebrauch tolerieren, Konsum auf der Straße repressiv unterbinden. Das ist der Frankfurter Weg. In den letzten Jahren hat ihn die Stadt in einem entscheidenden Punkt verlassen, meint unser Gastautor.
Wer sich an die Taunusanlage Ende der 80er und Anfang der 90er mit ihren oft weit über 1000 Süchtigen erinnert, der ist geneigt zu sagen, das heute alles super ist. Damals war Frankfurt Anziehungspunkt für Süchtige aus ganz Europa. Niemand störte sie, bis die Taunusanlage neugestaltet werden sollte und man sich durchringen musste, diese riesige Szene aufzulösen. Plötzlich wurde alles, was lange toleriert wurde, kompromisslos verfolgt, die Szene nicht nur aus der Anlage vertrieben, sondern regelrecht aufgelöst.

Das wäre natürlich in der Stadt der Alt-68er nicht so ohne weiteres und ohne einen Aufschrei der Empörung möglich gewesen. Eine sozial klingende Alternative, als Deckmäntelchen über das rigide Vorgehen musste her – die Idee zum „Frankfurter Weg“ war geboren. Man wolle den Süchtigen im Zeitalter von Aids helfen und zugleich die Bürger schützen, mitten im Bahnhofsviertel wurden Konsumräume eingerichtet. Dort sollten die Süchtigen nun ihr Heroin mit frischen Spritzen konsumieren, gleichzeitig vor aggressiven Dealern geschützt werden und Hilfe zum Ausstieg erhalten. Den Anwohnern und Anliegern wurde versprochen, dass dafür der Drogenkonsum auf der Straße – besonders natürlich vor und rund um diese Räume - unterbunden werde.

2004 wird das Projekt OSSIP (Offensive Sozialarbeit, Sicherheit, Intervention und Prävention) ins Leben gerufen. In der Aufgabenbeschreibung heißt es: „Zielsetzung ist es, ein möglichst störungsfreies Miteinander zwischen DrogenkonsumentInnen und Bürgern zu erreichen. Die Aufgabe der Polizei und des städtischen Ordnungsamtes ist es, öffentlichen Drogenkonsum und Szenebildung auf der Straße zu unterbinden.“ Wer heute durch den nördlichen Teil des Viertels läuft, kann auf den ersten Blick erkennen, dass die Realität anders aussieht.

Die Szene die sich vor einigen Jahren noch auf das gesamte Bahnhofsviertel verteilt hat, konzentriert sich heute im nördlichen Teil des Viertels. Bei der Polizei wird fleißig Personal gespart. Von der für die Umsetzung des „Frankfurter Weg“ gegründete Abteilung „OSSIP“, ist nicht viel mehr als ihr Name übrig. Nur die unbeirrbare Armee der Knöllchenschreiber wurde über die Jahre kontinuierlich aufgestockt und sucht auch im Dunst der Crackpfeifen eifrig nach abgelaufenen Parkscheinen hinter Windschutzscheiben. Zero Tolerance für Parksünder. Aber Drogen? Schlägereien? Bewaffnete Raubüberfälle? „Ist doch da normal! Was sollen wir machen?“ Das sind die Worte, die man hört, wenn man sich doch mal wieder überwindet und spießig bei der Polizei anruft. Wenn mal wieder eine Schießerei schräg gegenüber vom seit 110 Jahren in der Taunusstraße ansässigen Familienbetrieb war, schickt der Ordnungsdezernent mal für ein paar Wochen tagsüber zwei Stadtpolizeistreifen um den Block. Das ist also der berühmte „Frankfurter Weg“. Wow! Vielen Dank!

Wolff Holtz saß bis 2011 im Stadtparlament und organisiert Partys im Bahnhofsviertel.

Der Text erscheint zeitgleich im Journal Frankfurt und online. Die Kommentarfunktion ist 14 Tage lang freigeschaltet – bis ein neuer Zwischenruf erscheint. Wir freuen uns über Ihre Meinung, auch via Twitter, Facebook oder E-Mail.
 
25. August 2014, 11.04 Uhr
Wolff Holtz
 
 
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