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Stadtdekan zu Eltz über Tebartz-van Elst

"Der Schaden für die Kirche ist nicht mehr zu kitten"

Nachdem Papst Franziskus am Mittwoch verkündet hat, dass der Limburger Bischof sein Amt verloren hat, ist die Affäre nicht beendet. „Sie fängt jetzt erst an“, sagt der Frankfurter Stadtdekan Johannes zu Eltz.
JOURNAL FRANKFURT: Wie haben Sie die Nachricht aufgenommen, dass der Limburger Bischof, Franz-Peter Tebartz-van Elst, nicht in sein Amt zurückkehrt?
Stadtdekan und Domkapitular Johannes zu Eltz: Erleichtert und bekümmert zugleich, weil der entstandene Schaden riesig ist. Das wird durch die Entscheidung nicht aufgehoben, sondern sichtbar gemacht.

Warum hat der Papst den Bischof so lange geschont?
Weil schon im Oktober klar war, dass man den Untersuchungsbericht zur Grundlage seiner Entscheidung machen wird. Dieser ist mit aller deutschen Gründlichkeit zunächst erarbeitet worden. Letztlich sind dann 100 Seiten Bericht aufgeschlagen. Das muss man erst mal zusammenfügen und dann auch lesen. Hoher Respekt vor der Kommission, die sich die Arbeit gemacht hat.

Hatte Bischof Tebartz-van Eltz selbst seinen Rücktritt angeboten oder hat er sich nur den Umständen gebeugt?
Das wird wohl für immer ein Geheimnis zwischen dem Papst und ihm bleiben. Ein Bischof kann nicht zurücktreten. Er kann aber entlassen werden, wenn rechtliche Gründe vorliegen. Dem Papst lag sehr an einer kooperativen Lösung. Wie der Papst das hinbekommen hat, dass jemand sein Amt verlässt, von dem ich immer den Eindruck hatte, dass er daran festhält, das weiß der liebe Gott.

War zu irgendeinem Zeitpunkt Einsicht bei dem als „Protzbischof“ verschrienen Bischof Tebartz-van Elst erkennbar?
Ich stehe in keiner persönlichen Beziehung zu Franz-Peter Tebartz-van Elst und kann nicht in sein Herz blicken. Ich möchte mir keine Meinung anmaßen über Reue und ich werfe dem Bischof keine Steine hinterher. Von öffentlich wahrnehmbarer Einsicht habe ich jedoch nichts gemerkt. Ich habe nicht den Eindruck gewonnen, dass der Bischof die Vorwürfe oder auch die Verzweiflung mancher Diözesenmitglieder hat nachvollziehen können. Ich glaube, der Bischof wusste die ganze Zeit nicht, was wir eigentlich von ihm wollen.

Ist das Thema nun erledigt oder müssten noch andere Personen zur Rechenschaft gezogen werden? Ist der Bischof vielleicht nur ein Bauernopfer, letztlich beschuldigt er selbst andere?
Bauernopfer? Das ganz bestimmt nicht. Das macht der Bericht hinlänglich deutlich. Wir sind aber gut beraten, mal nach der eigenen Verantwortung zu fragen, sowohl nach der persönlichen als auch nach der systemischen. Die Kontrollmöglichkeiten und Beispruchsrechte sind vorhanden. Wir haben Möglichkeiten, aber haben wir die Freiheit der Rede gebraucht? Das sind die Fragen, die wir uns stellen müssen. Die Affäre ist somit nicht beendet, sie fängt jetzt erst an. Wir haben einen Reformbedarf, der nicht mit dem Erlass von Kontrollmechanismen zu lösen ist. Vielmehr bedarf es einer Neubesinnung der verantwortlichen Personen, dass wir notfalls das Maul aufreißen, anstatt uns schweigend abzuwenden.

Was wird jetzt aus Franz-Peter Tebartz-van Eltz?
Das liegt in der Hand des Papstes. Ich kann mir in Deutschland ein Hirtenamt mit Bischofswürde für ihn nicht mehr vorstellen, aber ich möchte dem Papst nicht vorgreifen.

Manfred Grothe wurde gestern zum Apostolischen Administrator ernannt. Was bedeutet das und wie erhält Limburg einen neuen Bischof?
Seit gestern ist er bereits Apostolischer Administrator, also ein Verwalter, der die Diözese treuhändisch führt bis ein Bischof ernannt ist. Aus einem Dreiervorschlag des Papstes wird dann ein Bischof gewählt.

Durch den Fall Tebartz-van Elst hat die Kirche an Glaubwürdigkeit eingebüßt. Manch einer ist ausgetreten. Ist der Schaden noch zu kitten?
Zu kitten ist da gar nichts. Hier geht es nicht um eine kosmetische Korrektur. Es ist ein Gebäude eingestürzt und nicht nur ein Riss in der Wand entstanden, um es bildhaft zu sagen. Die Austritte schmerzen mich mehr als alles andere. Peinlicherweise musste auch die evangelische Kirche, die gar nichts dafür kann, Austritte hinnehmen, die mit Tebartz-van Elst in Zusammenhang stehen. Dafür kann ich nur um Verzeihung bitten. Wenn die Leute durch diesem Fall gleich die Kirche als Ganzes in Haftung nehmen, dann tut mir das sehr leid.

Wie viele Menschen sind denn ausgetreten?
Ich habe da jetzt keine genauen Zahlen und natürlich ist es auch die Frage, was sie aussagen würden. Ich kann nur sagen, die Kirchenaustritte sind überall kräftig hochgegangen.

Sind sie zuversichtlich, dass ein „Protzanfall“ wie in Limburg sich nicht wiederholt? Hat man Lehren gezogen?
Die Regeln, die das eigentlich verhinderten sollten, haben wir. Die Schwäche lag in der Ausübung, nicht in der Regelung. Die Öffentlichkeit des Schadens wird dazu führen, dass es das in der Form nicht mehr geben wird.
 
27. März 2014, 11.36 Uhr
Die Fragen stellte Nicole Brevoord
 
 
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