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Foto: Jana Stumpf
Foto: Jana Stumpf

Round Table

Ein Krankenwagen für Senegal

In Deutschland selbstverständlich, im Senegal eine Sensation: eine Krankenstation und ein Geburtshaus. Um die medizinische Versorgung zu verbessern, macht sich die Vereinigung Round Table bald auf eine lange Reise.
Aus einem Scherz an der Round-Table-Runde wurde Ernst. Aus der flapsigen Idee „man könne eine Rallye Dakar von Frankfurt in den Senegal machen“, entwickelte sich ein Großprojekt, das inzwischen schon viel Unterstützung gefunden hat. Die 15 abenteuerlustigen und hilfsbereiten Mitglieder des Frankfurter Round Table, unter den Mitgliedern „RT8“ genannt, haben eine lange Fahrt vor sich: Im Herbst soll bei der „Charity Rallye“ ein aussortierter Krankenwagen von Frankfurt aus in den westafrikanischen Senegal gefahren werden. Eine großartige und uneigennützige Aktion, die sich durch Spendengelder finanziert. Damit auch jeder Cent dort hinkommt, wo er gebraucht wird, haben sich der Round Table und der Verein „Hilfe für den Senegal“ für dieses Projekt zusammengeschlossen. „Unser Round Table ist eine Vereinigung von Männern zwischen 18 und 40 Jahren. Die Mitglieder haben freie Kapazitäten und wollen was bewegen. Spaß an der Gemeinschaft und an der caritativen Arbeit stehen dabei im Vordergrund“, so Ronny Wächter vom RT8, Zuständiger für die Öffentlichkeitsarbeit.

Das sieht auch Siglinde Bordon so, die 2008 den Verein „Hilfe für den Senegal“ gründete: „Ich war etwa ein Jahr unten im Senegal und habe gesehen, was den Menschen dort alles fehlt. Ich habe dann von meinem eigenen Geld große Moskitonetze für die Familien gekauft und eine Wasserpumpe. Es fehlte aber vor allem eine Krankenstation“. Im Jahr 2009 war es dann soweit - der Grundstein für die Krankenstation im Dorf Barafaye war gelegt. „Bei der Arbeit vor Ort kamen Frauen auf mich zu und äußerten den Wunsch nach einem Geburtshaus. Kaum vorstellbar, aber die Frauen zeigten mir, dass sie ihre Kinder normalerweise auf einer Plastikplane hinter dem Haus gebären“, erklärt Bordon diesen, für europäische Verhältnisse, unvorstellbaren Zustand. Am 7. Juni diesen Jahres wurden die Krankenstation und das Geburtshaus mit einem Fest von den Einheimischen eingeweiht. „Das größte Geschenk war ein Ultraschallgerät aus Deutschland. Wahrscheinlich das Einzige im Umkreis“, verrät Siglinde Bordon stolz. Der Bau dieser Erstversorgungsstation dauerte knapp fünf Jahre und kostete rund 40.000 Euro. Alle Spenden kamen durch Benefiz-Veranstaltungen und durch Geburtstage von Siglinde Bordon zusammen: „Wenn ich Geburtstag hatte, wollte ich Spenden anstelle eines Geschenks. Nachdem ich den Verein gegründet hatte, konnte ich den Spendern auch eine Quittung ausstellen und darüber informieren, dass jeder gespendete Cent verwendet wird - ich zahle alle meine Flüge und Unkosten selbst! Für mich war außerdem klar: ich gebe kein Geld aus der Hand.“

Nachdem sich Siglinde Bordon mit ihrem Projekt beim RT8 vorgestellt hatte, waren sich alle Mitglieder einig, dass sie helfen möchten und Spenden organisiert werden müssen. „Seit etwa 15 Jahren gibt es immer am Samstag vor dem ersten Advent einen Mistelzweigverkauf vor dem Apple Store in Frankfurt. Am Wochenende davor dürfen wir in verschiedenen Gemeinden die Misteln aus den Obstbäumen schneiden. Das bringt jedes Jahr etwa 5000 Euro in die Kasse. Alle Mitglieder helfen mit - auch bei Wind und Wetter“, so Wächter. Für die „Charity Rallye“ sind bisher etwa 11.000 Euro zusammen gekommen, es fehlen aber noch knapp 1500 Euro, um das Projekt finanzieren zu können. „Der ausrangierte Krankenwagen kommt aus Frankreich und muss erst noch den TÜV bekommen. Reparaturen, Maut, Fähre und Benzin kommen dann auch noch dazu. Außerdem muss es vor Ort Kontrollen geben, damit der Rettungswagen nicht zum Gemüseeinkauf benutzt wird“, erklärt Wächter. Dabei werden alle Mitglieder des RT8 ihre Reise selbst finanzieren. Da der Round Table internationale Verknüpfungen zwischen den Mitgliedern herstellt, ist geplant, dass bei den Etappenzielen bei Bekannten aus dem Table-Kreis übernachtet werden kann - dies hält die Kosten für alle gering.
Die Überfahrt wird voraussichtlich vier Wochen dauern. Los geht es mit der ersten Etappe von Frankfurt nach Lyon und von dort Richtung Süden nach Reus (Katalonien) und Gibraltar. „Vom Winde verweht“ geht die Fahrt von Casablanca in Marokko dann weiter nach Agadir und Dakhla. Dort übernehmen dann die Table-Kollegen aus dem Senegal den Krankenwagen und bringen ihn nach Dakar und von dort aus zum Zielort Barafaye. Obwohl dem RT8 eine anstrengende Reise bevorsteht, freuen sich alle auf die Erfahrungen, neue Menschen kennen zu lernen und zusammen etwas Gutes zu tun. Siglinde Bordons Mann, Abdoul Hamid Ndiaye, kommt aus dem Senegal und kann dadurch vor Ort vieles einfacher regeln. „Es braucht viel Geduld, Zeit und einige Motivationsschübe, um im Senegal alles zu regeln. Das ist wirklich eine Aufgabe“, so Bordon.

Mit dem Krankenwagen soll zukünftig ein größeres Einzugsgebiet erreichbar sein, sodass schwer erkrankte oder verletzte Menschen in die Krankenstation gefahren werden können, oder sie werden von dort in ein größeres und besser ausgestattetes Krankenhaus gebracht. „Aufgrund der Ausstattung des Krankenwagens ist eine Wiederbelebung wie in Deutschland nicht möglich. Es geht vielmehr darum, schnellstmöglich von A nach B zu kommen“, erklärt Bordon. Die Regierung wird für den Rettungswagen einen Fahrer zur Verfügung stellen und einen Arzt, der die Fahrten begleitet.

Obwohl der Round Table schon einige große Projekte unterstützt hat, sind es vor allem die kleinen lokalen Projekte, bei denen Unterstützung gebraucht wird. So hilft der deutschlandweite Round Table zum Beispiel beim Streichen eines Kindergartens, beim Umzug einer Flüchtlingsfamilie oder beim Sammeln und Verteilen von Weihnachtsgeschenken in arme Regionen wie Rumänien, Serbien oder Moldawien. „Der RT8 ist in letzter Zeit etwas bankenlastig. Es wäre schön, wenn sich noch Piloten, medizinisches Fachpersonal, Handwerker, Lehrer und Sozialpädagogen, Techniker und Ingenieure oder Beamte anschließen würden“, gesteht Ronny Wächter. „Trotzdem sind alle Interessenten willkommen, die nicht nur ihren Lebenslauf schmücken möchten, sondern wirklich helfen und etwas bewegen wollen. Und die Chemie muss stimmen“, schmunzelt Wächter. In dem monatlichen Beitrag von 40 Euro sind zwei Abendessen der Tischrunde enthalten, die zweimal im Monat stattfinden und bei denen neue Projekte besprochen werden.

>> Round Table Frankfurt: www.rt8-frankfurt.de
 
18. August 2014, 11.19 Uhr
Jana Stumpf
 
 
Fotogalerie: Afrika
 
 
 
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