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Foto: Senckenberg Gesellschaft
Foto: Senckenberg Gesellschaft

Joschka, du fossile Python

Arbeiten in einer fossilen Schatztruhe

Fast 20 Jahre zählt die Grube Messel zum Unesco-Welterbe. Messelforscher Stephan Schaal setzte sich für den Erhalt der Fundstätte ein. Und dafür, dass eine fossile Python nach Joschka Fischer benannt wurde.
Es war ein jahrelanger Kampf in den 1970er Jahren. Bürgerinitiativen wehrten sich vehement gegen die Pläne, aus der Grube Messel eine Mülldeponie zu machen. Mit Erfolg. Die fossile Fundstätte wurde erhalten und im Jahr 1995 schließlich zum Unesco-Welterbe erklärt. Heute wird sie von der Senckenberg Gesellschaft betrieben. Stephan Schaal ist Messelforscher am Senckenberg Institut und Leiter der Abteilung Paläoanthropologie – einem Teilgebiet der prähistorischen Archäologie, das sich mit der Entstehung von Lebewesen befasst. Schaal arbeitet seit 30 Jahren in der Grube Messel und erinnert sich noch gut an die Anfänge. Auch daran, dass die Auseinandersetzung ihn ergrauen ließen. „Als ich hier 1984 anfing, war mir dieser Kampf um die Grube Messel gar nicht so bewusst. Damals hatte ich noch dunkelbraune Haare, aber damit ging es schnell bergabwärts“, scherzt der grauhaarige 59-Jährige.

Als Forscher seien sie zwar nicht vor Gericht gezogen, haben die Bürgerinitiativen aber „durch unseren vielen Funde flankiert“, erzählt Schaal. Von der Politik sei kaum Unterstützung gekommen. „Die einzige Partei, die bedingungslos für die Grube gekämpft hat, waren die Grünen.“ Später seien viele Menschen als Messel-Retter geehrt worden – die Grünen habe man dabei aber weitgehend vergessen. Deshalb benannte Schaaf eine fossile Python nach Joschka Fischer (Grüne). Die im Jahr 2004 in der Grube Messel gefundene Schlange heißt nun „Palaeopython fischeri“. „Ich wollte sie eigentlich nach der ganzen Partei benennen, aber 'grüneri' klappt einfach nicht so gut – und die Umlaute ä, ö, ü, sind international einfach schwierig“, so der Messelforscher.

Heute arbeitet Schaal mit 23 Festangestellten und rund 30 Praktikanten in der Grube, die einst ein Ölschiefer-Tagebau war. In genau diesen Ölschiefern wurde fossile Tiere konserviert und können heute in Kunstharz gegossen und für die Nachwelt erhalten werden. Vor rund 56 Millionen Jahren, im sogenannten Eozän, war die Grube Messel ein Vulkansee, in dem offenbar viele Tiere ihr Ende fanden – zur Freude der heutigen Forscher. Zu den spektakulärsten Funden zählen zwei Schildkröten, die während der Paarung starben, frühe Vorfahren von Pferden sowie ein kleiner Primat, der den Namen Ida trägt. Der wurde jedoch zu einer Zeit gefunden, als dem Zweckverband Abfallverwertung Südhessen die Grube gehörte. Daher ist er heute nicht im Besitz der Senckenberg Gesellschaft. „Man hat ihn uns zum Kauf angeboten, für rund eine Million Euro. Das war uns einfach zu teuer“, erzählt Schaaf. Inzwischen sei das Fundstück nach Oslo verkauft worden.

Als Grabungsleiter kann er ohnehin auf eine Vielzahl eigener Funde zurückgreifen. Gerade 2013 war für die Grube Messel ein außerordentlich erfolgreiches Jahr: Babyschildkröten, ein Urpferdchen sowie ein Eichhörnchen-ähnliches Nagetier, einen Ailuravus (Foto), fanden die Forscher. 2014 dagegen verlief eher schleppend. Den Großteil der Funde machten Insekten aus. Einen Trumpf hat Schaal aber noch im Ärmel, der wird in wenigen Monaten der Öffentlichkeit vorgestellt. Es handelt sich um ein weiteres Urpferdchen. Erst müssen aber alle Forschungen abgeschlossen werden. Denn etwa auch der Mageninhalt, falls vorhanden, sei sehr aufschlussreich.

„Die Funde werden natürlich mit der Zeit immer weniger“, so der Wissenschaftler. Die Begeisterung für seinen Job habe er aber noch lange nicht verloren. „Ursprünglich wollte ich mal in den Bergbau“, erinnert er sich. Aber glücklicherweise kam es dann anders, erzählt Schaal.
 
18. Dezember 2014, 12.00 Uhr
Christina Weber
 
 
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