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Assistenzhunde und Pfotenpiloten

Einsatz auf vier Pfoten

Nicht nur als Blindenhunde können Vierbeiner gute Dienste leisten, auch bei Panikattacken, vor Epilepsieanfällen und bei Diabetes können ausgebildete Hunde den Besitzern helfen, weiß Roswitha Warda von den Pfotenpiloten.
Wer seinem Hund mal die wesentlichen Kommandos beigebracht hat, wie „Sitz!“ und „Gib Pfötchen!“ hat eine Ahnung, wie viel Arbeit in einem Hundetraining steckt. Die Ausbildung eines Assistenzhundes, der Blinden, körperlich oder geistig beeinträchtigten Menschen beiseite stehen soll, ist noch viel intensiver. „Ein Blindenhund muss auch mal nicht folgen können, etwa wenn das blinde Frauchen drauf und dran ist, über eine viel befahrene Straße zu gehen“, sagt Roswitha Warda. Seit einem Jahr ist die 49-jährige Existenzgründerin damit beschäftigt im Social Impact Lab Frankfurt in Bockenheim, einen eingetragenen gemeinnützigen Verein namens Pfotenpiloten aufzubauen, der bedürftige Menschen sowie Hundetrainer zusammenbringt. „Denn anders als in den USA sind Assistenzhunde in Deutschland noch nicht so etabliert“, sagt Roswitha Warda. Sie selbst hat lange in Kalifornien gelebt und weiß, dass es dort eine regelrechte Assistenzhundeindustrie gibt. Sie selbst aber setzt im Gegensatz dazu auf Qualität, auf glückliche Hunde und auf zufriedene Kunden und Trainer.

Bei Blinden und Sehbehinderten zahle die Krankenkasse den Blindenhund sowie das Futtergeld. Bei anderen Einsatzgebieten hingegen nicht. „Assistenzhunde helfen Rollstuhlfahrern bei den praktischen Dingen im Alltag, heben etwa Sachen auf. Ausgebildete Hunde können aber auch rechtzeitig drohende Anfälle anzeigen, etwa bei Diabetes oder Epilepsie.“ Auch bei Kriegstraumatisierten, die zu Panikattacken neigten, würden Hunde merken, wenn der Patient abdriftet. „Hunde haben auch eine therapeutische Wirkung, etwa bei Kindern, die in der Entwicklung zurück liegen oder bei Demenzkranken. Der Hund ist den ganzen Tag da, der ist einfach nur Freund und ihm ist egal, wer Du bist. Hunde bieten Trost und haben eine beruhigende Wirkung. Ausgebildete Hunde können warnen und sogar Notruftasten drücken.“ Doch trotz der Einsatzvielfalt, seien Assistenzhunde hierzulande eher exotisch, das will Roswitha Warda ändern.

Sie vernetzt Hundetrainer, etwa auch ihre Tochter, mit Interessierten und will sicherstellen, dass den Ansprüchen von Mensch und Tier genüge getan wird. Die Ausbildung eines Assistenzshundes dauere mindestens anderthalb Jahre und manchmal zeige sich erst nach einem Jahr, ob der Hund auch wirklich dafür geeignet ist. „Bei Assistenzhunden sind die Ansprüche an Umweltverträglichkeit, Belastbarkeit und Geduld höher.“ Ein Blindenhund dürfe etwa nicht einfach wegrennen, weil sein Jagdtrieb mit ihm durchgehe. „Ein Rückruf muss zu 100 Prozent funktionieren.“ Ein derart ausgebildeter Hund müsse letztlich im Zug, im Krankenhaus und im Supermarkt ein ausgeglichener und gut erzogener Begleiter sein. Bedenkt man die intensive Ausbildung, die Tierarztkosten und das Futter, so relativieren sich die Preise, die für Assistenzhunde zu entrichten sind und die liegen zwischen 20.000 und 25.000 Euro.

Die Hunde würden von jung auf trainiert, danach gebe es eine dreiwöchige intensive Einweisung des neuen Besitzers durch den Trainer, der langfristig Ansprechpartner bleibe. „Ab Frühjahr 2017 können die Leute zu uns zu Seminaren kommen und lernen die Ausbilder kennen. Diese werden dann Tiere für die Klienten aussuchen.“

Geeignet seien fast alle Rassen, oft würden Labradore und Golden Retriever wegen ihrer Gutmütigkeit eingesetzt. „Das sind zwei Hunderassen, vor denen fast keiner Angst hat“. Viel Input bringt bei Pfotenpiloten auch Roswitha Wardas Tochter, die bereits Blindenführhunde ausbildet. Der Verein Pfotenpiloten will Qualitätsstandards und gute Arbeitsbedingungen schaffen. „Derzeit finanzieren die Krankenkassen das noch nicht, wir wollen sie aber überzeugen und aufzeigen, dass sich die Investition lohnt.“ Warda berichtet über eine Betroffene, die bei einem Anfall gefallen ist und anschließend im Krankenhaus operiert wurde und in die Reha musste. „Da hätte sich ein Assistenzhund schnell bezahlt gemacht.“ Menschen mit Hund gingen ohnehin um bis zu 15 Prozent seltener zum Arzt als solche ohne. Der Auslauf stärke das Immunsystem, die Menschen seien entspannter und hätten mehr Bewegung, außerdem würden Hunde Menschen mit Depressionen schneller aus der Isolation holen und mit anderen in Kontakt bringen. Wardas Plan ist es, bis zum Jahr 2025 insgesamt einhundert Pfotenpilotenteams ermöglicht zu haben.

Bis die Krankenkassen aber von Pfotenpiloten überzeugt sind, setzt der Verein auf Fundraising, etwa mit dem Lichterflussevent in Bad Vilbel am 3. Advent, wo am 11. Dezember ab 19 Uhr Lichterkugeln auf die Nidda gesetzt werden, jede Kugel entspricht einem Tombola-Los.
 
21. September 2016, 10.50 Uhr
Nicole Brevoord
 
Nicole Brevoord
Jahrgang 1974, Publizistin, seit 2005 beim JOURNAL FRANKFURT als Redakteurin u.a. für Politik, Stadtentwicklung, Flughafen, Kultur, Leute und Shopping zuständig – Mehr von Nicole Brevoord >>
 
 
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