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Foto: Harald Schröder
Foto: Harald Schröder

Kolumne von Ana Marija Milkovic

Wo der Hund begraben liegt

Unsere Kolumnistin Ana Marija Milkovic geht in ihrer heutigen Kolumne tief zurück in die Geschichte. Letztendlich sieht sie aber auch für heutige Probleme nur eine Lösung – eine Guillotine aus Frankreich zu bestellen.
Der Hund liegt in den Karlsbader Beschlüssen begraben. Der Hund hieß nicht Bakunin. Bakunin war der Dude. Der Hund war Fürst Metternich. Es geht um verpasste Chancen, auch einen Hohenzollern zu köpfen und mehr noch, um die Revolution.  

Der Reihe nach. Im Schulunterricht wurde uns doch beigebracht, dass die Protagonisten des heiligen römischen Reiches Vorläufer der Gestapo waren, oder etwa nicht? Im Sommer 1819 wurde von Vertretern der einflussreichsten deutschen Staaten in Karlsbad, einem Kurort beschlossen, die Pressefreiheit zu untersagen, Universitäten zu bewachen, die unabhängige Gerichtsbarkeit einzuschränken. 

Karl Marx gehörte zu den Verfolgten der Karlsbader Beschlüsse. Das ist bekannt. Weniger bekannt ist Bakunin. Michail Alexandrowitsch Bakunin war Russe und Anarchist. Mit Michail Bakunin verband Karl Marx eine treue Gegnerschaft bis zum Tod. Marx und Bakunin schlugen sich und wenn einmal nicht, dann übersetzte Bakunin Das Kapital ins Russische. 

Balkunin wollte im Gegensatz zu Marx auch von einer Partei frei sein. Frei sah er sich nur dann, wenn die Menschen, die ihn umgeben auch frei sind, unter Anderem sich die Frage zu stellen: Wie wollen wir leben?

Natürlich stellen Sie sich diese Frage nicht, denn Sie haben nicht die Zeit dazu. Genügend Zeit dafür haben Milliardäre wie Hanauer und Slim oder Revolutionäre wie einst Bakunin. 

Hanauer und Carlos Slim Helú gehören heute zu den reichsten Menschen der Welt. Beide machen sich  Gedanken über die Entwicklung unserer Gesellschaft. Der Mexikaner Slim zum Beispiel über den kapitalistischen Mehrwert von freier Zeit. Slim hat erkannt wozu deutsche Medienmacher nicht fähig sind: Es fehlt den Menschen an freier Zeit, Medien heute noch zu konsumieren. 

Slim, der einem Medienunternehmen vorsteht, schlägt vor, dass seine Mitarbeiter zukünftig bis 75 arbeiten, bis dahin aber nur drei Tage die Woche, dafür dann aber 10 Stunden am Tag (was bereits viele von uns tun) und das bei vollem Lohnausgleich. Slim empfiehlt seinen Mitmenschen Gelassenheit, die nur bei ausreichender Entspannung entsteht. 

Nick Hanauer ist Amerikaner und finanzierte Amazon. Sein Ärgernis ist die zunehmende Oligarchie einiger Weniger. Seine Vision ist die Henry Fords. Hanauer fordert einen satten Mindestlohn, der vielen Menschen ermöglicht, über das Notwendigste hinaus zu konsumieren. Auch als Milliardär erklärt er sich in einem offenem Brief, ist er nicht in der Lage mehr als ein paar Dutzend Hosen im Jahr zu tragen. 1980 kontrollierten die Reichsten 8 Prozent des US Volkseinkommens. Heute fallen ihnen 20 Prozent zu. Das ist ein weltweites Phänomen. Hanauer beobachtet das Verdrängen der Mittelschicht dem Garant für einen funktionierenden Kapitalismus, zugunsten eines neuen feudalen System: Leistung lohnt sich vermehrt weniger. Das schadet nicht nur uns Menschen, sondern auch der kapitalistischen Idee.

Hanauer sieht Mistgabeln. Das bedeutet: Wir werden zukünftig entweder vermehrt lukrative Zeit zurückgewinnen, auch einmal eine Zigarre tagsüber entspannt zu rauchen, darüber nachdenken wie wir leben wollen oder die Gelegenheit erhalten, das nachzuholen, was uns das letzte Feudalsystem versagte: Die Guillotine aus Frankreich zu bestellen. 
 
23. Oktober 2014, 10.15 Uhr
Ana Marija Milkovic
 
 
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{#TEMPLATE_news_einzel_GALERIE_WHILE#}
 
 
 
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