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Zum 95. Geburtstag

Liesel Christ bekommt eine Gedenktafel

Am 16. April wäre die 1996 verstorbene Frankfurter Volksschauspielerin Liesel Christ 95 Jahre alt geworden. An ihrem Geburtstag widmet ihr die Stadt eine Gedenktafel an ihrem Geburtshaus in der Koselstraße 42.
Ohne sie hätte das Frankfurter Mundarttheater armselig ausgesehen. Für ihr Engagement wurde Liesel Christ mit dem Verdienstkreuz ausgezeichnet, die Ehrenplakette der Stadt gab es auch und nun soll sie posthum mit einer Gedenktafel an ihrem Geburtshaus in der Koselstraße 42 geehrt werden. Dort wuchs Nesthäkchen einer Großfamilie auf und entwickelte schon mit vier Jahren als Mitglied des Kinderballetts ihre darstellerischen Fähigkeiten. Kurz darauf war sie in einer Inszenierung von Puccinis Madame Butterfly auf der Bühne des Frankfurter Opernhauses zusehen. In die Frankfurter Theaterszene tauchte sie zwei Jahre später ein mit ihrer Hauptrolle in Peterchens Mondfahrt. 1933 wurde die erst 14-Jährige dank einer Sondergehmigung als jüngste Schülerin zum Studium an der Hochschule für Musik und Theater in Frankfurt aufgenommen. Zu ihren Mitschülern gehörten damals auch Siegfried Lowitz und Agnes Fink. Nach dem Abschluss der Schauspielschule war sie an verschiedenen Bühnen in Deutschland engagiert und kehrte nach dem Kriegsende mit ihrer Tochter und ihrer Mutter zu Fuß nach Frankfurt zurück. Acht Monate danach stand sie wieder auf der Bühne. Zunächst stellte sie mit Kollegen ein Kabarett-Programm auf die Beine. 1949 trat sie im bunten Rahmenprogramm des einstigen Ufa-Filmstars Lilian Harvey auf, die auf einer Tournee durch Westdeutschland ihre alten Filmschlager sang. Mit der Hessischen Volksbühne stand sie schließlich wieder als Schauspielerin auf den Bühnen des Rhein-Main-Gebietes und zählte 1953 zu den Gründungsmitgliedern der Landesbühne Rhein-Main, mit der sie im damaligen Volksbildungsheim am Eschenheimer Tor zum Publikumsliebling avancierte. Für die Landesbühne spielte sie sechs Jahre lang auch große Charakterrollen etwa in Kleists Zerbrochenem Krug oder in Hauptmanns Biberpelz.


Richtig bekannt und zwar bundesweit wurde Liesel Christ ab 1959 durch ihre Rolle als Mamma Hesselbach in Hessens bis heute bekanntester Fernsehserie Die Firma Hesselbach bzw. ab Folge 25 Die Familie Hesselbach, die ihr damaliger Kabarett-Partner Wolf Schmidt erfunden hatte. Christ kreierte mit ihrem Part den Prototyp der deutschen Hausfrau und Mutter. Insgesamt entstanden 51 Folgen der Serie.
Darüber hinaus spielte sie weiter Theater, unter anderem an der Seite von Hans-Joachim Kulenkampff. Zudem war sie in zahlreichen weiteren Fernsehrollen zu sehen, wie in mehreren Krimi-Folgen im Tatort und in Ein Fall für Zwei oder 1984 in dem Historien-Vierteiler Die schöne Wilhelmine als Landgräfin von Hessen-Darmstadt an der Seite von Rainer Hunold. 1971 erfüllte sich Christ einen langjährigen „Herzenswunsch“: Sie gründete in ihrer Heimatstadt ihre eigene Mundartbühne, das Volkstheater Frankfurt, das sie bis zu ihrem Tod leitete. Ohne festes Haus, zog die Bühne dann durch unterschiedliche Bürgerhäuser, erhielt sein erstes langfristiges Quartier schließlich im Haus der Jugend und ab 1975 endgültig an einem historischen Ort, im Cantatesaal neben dem Goethehaus. Regelmäßige jährliche Gastspiele auf den Burgen Eppstein und Königstein kamen hinzu.
Das Theater machte es sich zur Aufgabe, die Tradition der Volksstücke in Frankfurter Mundart zu pflegen und sie zugleich zeitgemäß umzusetzen. Bis zuletzt wurden zahlreiche moderne Volksstücke im Cantatesaal uraufgeführt. Mit ihrem Anspruch, darüber hinaus literarisches Volkstheater zu machen, mit Stücken der Weltliteratur wie etwa Goethes Urfaust auf Frankfurterisch, setzte Liesel Christ Maßstäbe. Mit zahllosen erfolgreichen Inszenierungen des langjährigen Hausregisseurs Wolfgang Kaus und Gastspielreisen, darunter mehrfach nach Israel, wurde die kleine Mundartbühne zu einer anerkannten Institution. Viele der Inszenierungen zeichnete der Hessische Rundfunk für sein Fernsehprogramm auf.

Liesel Christ engagierte sich außerdem tatkräftig für kulturelle und soziale Belange ihrer Heimatstadt. Sie unterstützte unter anderem den Wiederaufbau der Alten Oper und den Ausbau des Waldstadions für die Fußball-Weltmeisterschaft 1974. Als Vorstandsmitglied der „Freunde Frankfurts“ arbeitete sie an der Einrichtung eines Museums für den Mundartdichter Friedrich Stoltze mit. Sie spielte in Seniorenheimen, schrieb für die Seniorenzeitung, engagierte sich für krebskranke Kinder und für die jüdische Gemeinde. Gemeinsam mit ihren beiden Töchtern leitete Christ das Volkstheater. Am 15. August 1996 erlag die Theaterprinzipalin den Folgen eines Sturzes. Ihr zu Ehren wurde in Frankfurt ein Teil des Anlagenrings an der Alten Oper in Liesel-Christ-Anlage umbenannt. Dass das Volkstheater 2013 nach 42 Jahren geschlossen wurde, hat die Stadt jedoch nicht verhindert. Dafür gedenkt Frankfurt, angeregt vom Ortsbeirat 3, der Mundartikone zum Geburtstag mit einer Tafel, die an das Wirken der Frankfurterin erinnern soll.
 
14. April 2014, 11.55 Uhr
nb
 
 
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