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Foto: Maximilian Jänicke
Foto: Maximilian Jänicke

Meister der Drinks

An der vordersten Front der Cocktail-Revolution

Er ist frisch gebackener deutscher Barkeeper-Meister. Bei der Weltmeisterschaft in London schied Maxim Kilian von „The Parlour“ jedoch früh aus, aber im kommenden Jahr will er wieder mitmachen.
„Das ist teilweise echt krank, was die machen“, sagt Maxim Kilian, Barkeeper in der Bar „The Parlour“ in der Meisengasse, über die Konkurrenz, die gegen ihn bei der „World Class“ Barkeeper-Weltmeisterschaft antrat. Das ist nicht etwa negativ gemeint, sondern als Lob. Auch wenn Kilian als frisch gebackener deutscher Meister schon früh aus dem internationalen Wettbewerb ausschied, ist er seinen Kollegen gegenüber voller Hochachtung. Er überlegt sogar, beim Sieger des Turniers ein Praktikum zu absolvieren. Denn Barkeeper-Legende Charles Joly aus „The Aviary“ in Chicago nehme öfters Nachwuchstalente unter seine Fittiche. Der Standard, den Joly in seiner Location pflege, sei in Frankfurt schwer nachzuahmen. „Dort gibt es einen Angestellten, der sich nur um das Eis kümmert. Es gibt dort 35 verschiedene Eis-Sorten“, berichtet Kilian. Er sprich übrigens nicht von Speiseeis, sondern tatsächlich nur von gefrorenem Wasser.

Vom 27. bis 31. August weilte Kilian in der englischen Hauptstadt. Denn in London kämpfte er mit 47 anderen Barkeepern aus allen Kontinenten um den Sieg bei der Weltmeisterschaft „Diageo Reserve World Class“. Es ist einer der größten Industriewettbewerbe der Szene. Er wird von Spirituosenhersteller Diageo (Johnnie Walker, Tanqueray, Ciroc, Zacapa) ausgerichtet. Nur Bacardi bietet noch ein ähnlich großes Turnier an. Anerkannter ist die Weltmeisterschaft der International Bartenders' Association. „Aber dort gibt es viele Vorschriften. Dafür fehlt denen die Coolness. Es gibt schließlich mehr als einen Weg, etwas richtig zu machen“, sagt Kilian. Um bei einer Industriemeisterschaft anzutreten, muss man auch nicht erst eine bestimmte Zeit als Barkeeper gearbeitet haben oder Mitglied im Verbund sein. Kilian war selbst Mitglied in der Deutschen Barkeeper Union (DBU), trat aber vor einiger Zeit aus. Es war ihm dort zu altbacken. „Sie haben den Anschluss verpasst und dadurch viele Mitglieder verloren“, erzählt der Meister der Drinks. Inzwischen versuchen jedoch einige junge Barkeeper frischen Wind in die DBU zu bringen.

Der große Markenname, der die „World Class“ ausrichtet, bringt auch Nachteile. „Es gibt viele Neider in der Szene, die einen das ankreiden, wenn man sich mit dem Titel aus einem Industriewettbewerb schmückt.“ Der Vorteil liegt dagegen auf der Hand: Es ist ausreichend Budget vorhanden, um die Teilnehmer gut auszustatten und zu beschenken. „Seit dem Sieg bei den deutschen Meisterschaften habe ich Geschenke im Wert von 1500 Euro bekommen“, erzählt Kilian. Darunter hochwertige Koffer und Barkeeper-Taschen sowie eine GoPro-Kamera. Auch die Versorgung in London sei sehr luxuriös gewesen: Business-Class-Flüge, S-Klasse-Taxen, fünf Sterne-Hotels...

Am beeindruckendsten waren für den Frankfurter Barkeeper aber doch seine Kollegen. „Manche haben es auch grenzenlos übertrieben. Einer hat sich seinen riesigen Martini-Barwagen nach London liefern lassen“, erzählt er. Dafür war auch der Anspruch besonders groß: Neun Aufgaben mussten die 48 Barkeeper bewältigen, darunter etwa eine Foodpairing Challenge. Hier sollten die Teilnehmer den passenden Drink zu einem vorgegebenen Gericht kreieren. In die zweite Runde kamen nur 16 von ihnen. Kilian war nicht darunter.

Dafür will der 27-Jährige im nächsten Jahr erneut antreten. Auch hat er einige neue Ideen aus London mitgebracht. Noch ist er schließlich nicht am Ende angekommen, auch wenn er in einer von Frankfurts besten Bars arbeitet. Auf seinem Weg hierher hat der gebürtige Pforzheimer schon einige Stationen durchlebt. Angefangen hat alles in einem Restaurant in Baden-Baden. „Das war sehr gut. Aber ich wollte an der vordersten Front der Cocktail-Revolution stehen, und das war hier nicht möglich“, erzählt er. Mit dieser Revolution meint er die Rückkehr zu den Klassikern. Drinks, die fast ausschließlich aus Spirituosen bestehen – der Gegensatz zu cremigen, fruchtigen Cocktails. „Je weniger Zutaten man hat, desto schwieriger ist es, den Drink stimmig hin zu bekommen“, erklärt Kilian. Daher ging er bei anderen Locations in die Schule. Darunter auch das Kreuzfahrtschiff Aida. In Frankfurt war sein erster Arbeitgeber der „Belluga Saloon“. Seit der Eröffnung von „The Parlour“ im Frühjahr 2011 ist er hier beschäftigt. Seine Begeisterung für diese Bar ist unverkennbar. „Die Qualität ist einfach sehr hoch. Wir haben den Anspruch, eine geile Bar zu machen. Das ist schließlich unser Wohnzimmer. Wir sind dort jeden Tag.“ Und hier steht er an vorderster Front.
 
8. August 2014, 11.00 Uhr
Christina Weber
 
 
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