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Foto: OMA
Foto: OMA

Vision für den Osthafen

OMA präsentiert Entwurf für Städtische Bühnen

Was brauchen die Städtischen Bühnen, um zukunftsfähig zu bleiben? Während die Koalition um den Standort streitet, präsentiert das von Rem Koolhaas gegründete Architekturbüro OMA bereits eine Vision für eine Doppelanlage am Osthafen.
Anm. d. Redaktion: Nach Veröffentlichung dieses Artikels, in dem es zunächst hieß, der Entwurf sei unter Leitung von Rem Koolhaas entstanden, entbrannte eine öffentliche Diskussion über die genaue Urheberschaft. Das Architekturbüro OMA hat inzwischen, entgegen einiger Medienberichte, bestätigt, hinter dem Entwurf zu stehen, allerdings ohne den oder die Verfasser*in zu nennen. Einen Artikel zum aktuellen Stand finden Sie hier.

Die Sanierung ist vom Tisch, der Neubau beschlossen. Die Prüfung durch die beauftragte Stabsstelle hat eindeutig ergeben, dass eine Sanierung aus Kostengründen nicht infrage kommt. Die Debatte ist damit aber noch nicht beendet, denn noch ist nicht entschieden, wo und wie neugebaut werden soll. Die SPD um Kulturdezernentin Ina Hartwig möchte den Willy-Brandt-Platz als Standort erhalten und daher mindestens eine der Bühnen dort belassen, während die zweite in unmittelbarer Nähe bleiben soll. Bau- und Immobiliendezernent Jan Schneider und die CDU plädieren dagegen dafür, Schauspiel und Oper unter einem Dach zu belassen und an einem neuen Standort, vorzugsweise am Osthafen, eine Doppelanlage zu bauen, die als architektonisches Wahrzeichen zu Frankfurts Sichtbarkeit beitragen kann.

Während die Koalition noch um die Standortfrage streitet, suchen andere bereits nach architektonischen Lösungen: Auf Initiative der in Frankfurt ansässigen Grundstücksentwicklungsgesellschaft Groß und Partner hat das von Rem Koolhaas gegründete Architekturbüro, das Office for Metropolitan Architecture, kurz OMA, eine Vision für eine Doppelanlage am Osthafen entwickelt. Der für seine Arbeit vielfach ausgezeichnete Niederländer prägte die Begriffe „Generic City“ und „XL-Architektur“, von ihm stammen die Entwürfe für international bekannte Gebäude wie die Casa da Música in Porto, die Seattle Central Library oder das Garage Museum of Contemporary Art in Moskau. Der Entwurf für Schauspiel und Oper zeigt ein Gebäude, das auch Sehenswürdigkeit ist – und wird an dieser Stelle sowie ausführlich in der März-Ausgabe des JOURNAL FRANKFURT erstmals der Öffentlichkeit präsentiert.




Blick von Westen (Foto: OMA)

Entwurf soll Möglichkeiten verdeutlichen

Die Zusammenarbeit mit OMA soll, so betont es Jürgen Groß, Geschäftsführer bei Groß und Partner, vor allem die Möglichkeiten verdeutlichen. Als Bürger Frankfurts empfinde er eine gewisse Verantwortung gegenüber der Stadt; eine Bewerbung für die Umsetzung des Projekts gehe damit nicht einher. Für den Entwurf habe OMA zunächst überlegt, wie das Gebäude mit dem öffentlichen Raum in Verbindung treten kann. Dafür haben sich die Architekten mit der Umgebung und den „Konturen des Osthafens“ befasst.




Konturen des Osthafens (Foto: OMA)

Im nächsten Schritt wurde aus dem „Herz der Bühnen, also aus dem Profil dessen, was aktuell Bühne, Bühnenüberbau und Zuschauerraum ist, das Volumen abgeleitet, um auf eine Gebäudekubatur zu kommen“, so Groß. Schließlich wurde das jetzige Gebäude mit seinen beiden Spielstätten „geteilt“ und auf das Raab-Kaarcher-Gelände am Osthafen übertragen, um „herauszuarbeiten, wie man das Besondere des Gebäudes, zwei Spielstätten unter einem Dach, auch von außen erkennbar machen kann.“ Das Dach könne für Gastronomie genutzt werden, im Erdgeschoss bleibe genug Platz für die Öffentlichkeit, das Gebäude trete in Verbindung mit seiner Umgebung. „Das Ganze soll eine Einheit bilden und ein öffentliches Quartier werden“, so Groß. Das Gelände am Osthafen eigne sich vor allem, weil es ausreichend Platz biete, um ein Gebäude dieser Größenordnung umzusetzen.








Baukörper und Querschnitt durch das Gebäude (Foto: OMA)

Zwar ist die Idee, die Groß und Partner und OMA gemeinsam entworfen haben, keine offizielle Bewerbung, eine erste Vision für die Städtischen Bühnen ist damit aber geschaffen. Jürgen Groß appelliert dafür, bei der Debatte in die Zukunft zu denken, nicht in die Vergangenheit: „Schauspiel und Oper sind heute hochtechnisierte Einrichtungen, die funktionieren müssen. Wenn die Kultur Bestand haben möchte, gerade mit Blick auf die neuen Medien und technischen Möglichkeiten, muss sie funktionsfähig sein – und dafür braucht sie optimale Gebäude.“ Die jetzige große Frankfurter Bühne hat in ihrer Dimension und den technischen Fähigkeiten bereits jetzt Vorbildcharakter: Das Schauspielhaus ist die größte Sprechbühne im deutschsprachigen Raum. Die Erwartungen an einen möglichen Neubau sind entsprechend hoch.

Koalition uneins

Die Entscheidung wird letztendlich eine politische sein. Noch liegen die Meinungen zum optimalen Standort in der Koalition weit auseinander. Kulturdezernentin Ina Hartwig sagte dem JOURNAL FRANKFURT für die aktuelle März-Ausgabe, sie halte die Idee der CDU, am Osthafen neu zu bauen, für einen „kalten Vorschlag“, der die Emotionen, die an den aktuellen Standort gebunden sind, außen vor lasse: „Für wen soll der Osthafen, ein für die Bühnen wenig attraktives, nicht urbanes Umfeld, denn aufgewertet werden? Und was nimmt man für diese Aufwertung in Kauf? Man würde in Kauf nehmen, dass man den angestammten Ort aufgibt und die Interessen der Besucherinnen und Besucher, der Mitarbeitenden und der Kunstschaffenden übergeht.“

Baudezernent Jan Schneider wiederum sieht in einem Neubau an anderer Stelle einen möglichen Impuls für die Städtischen Bühnen: „Kunst hat immer davon gelebt, dass sie sich stetig neu erfindet. Das lässt sich auch auf die Standortfrage übertragen. Wir werden so oder so um die 800 Millionen Euro in die Hand nehmen müssen. Warum haben wir nicht den Mut, über den Willy-Brandt-Platz hinauszudenken und ein echtes Zeichen für die Kultur zu setzen?“ Schneider hofft auch, durch den Neubau einer Doppelanlage Geld sparen zu können. Zum einen sei eine neue Doppelanlage voraussichtlich Jahre früher fertig, zum anderen werde so eine Interimslösung überflüssig. Damit ließen sich laut dem Baudezernenten rund 100 Millionen Euro einsparen.

Eine ausführliche Themenstrecke zu den Städtischen Bühnen und dem Entwurf von Rem Koolhaas' Büro OMA finden Sie in der aktuellen März-Ausgabe des JOURNAL FRANKFURT (ab 27.2. erhältlich).




Nachtansicht, Blick von Osten (Foto: OMA)
 
27. Februar 2020, 08.00 Uhr
Ronja Merkel
 
Ronja Merkel
Jahrgang 1989, Kunsthistorikerin, von Mai 2014 bis Oktober 2015 leitende Kunstredakteurin des JOURNAL FRANKFURT, von September 2018 bis Juni 2021 Chefredakteurin. – Mehr von Ronja Merkel >>
 
 
Fotogalerie: Rem Koolhaas Entwurf Städtische Bühnen
 
 
 
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