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Strangers on a Train begeistert
Ein eben nur fast perfekter Mord im English Theatre
Spannend, psychologisch tiefgründig, mit opulentem Bühnenbild und einem mehr als überzeugenden Ensemble: „Strangers on a Train“ ist der fulminante Auftakt der neuen Spielzeit des English Theatre.
Wow! Die Bühnenversion des Psychothrillers „Strangers on a Train“ (1950) von Patricia Highsmith, die erfolgreich von Alfred Hitchcock verfilmt wurde, haut einen um. Wenn es so weiter geht, kann es somit eine interessante Spielzeit des English Theatre werden. Begeisterung erzeugt nicht nur Regisseur Tom Littler, der dem Publikum mit seiner Inszenierung einige Gänsehautmomente verschafft. Auch die Besetzung erweist sich als Glücksgriff. Hinzu kommt ein stetig überraschendes Bühnenbild, das alles übertrifft, was man von der im English Theatre ohnehin immer sehr liebevoll gestalteten Kulisse gewöhnt ist. Im Nu dreht sich die Bühne, verschwindet ein Zugabteil und erscheint ein Schalfgemach, aus dem Nichts schiebt sich plötzlich eine Treppe hervor oder es taucht das Büro eines Detektivs auf. All das in einer farblich gedämpften Anmutung samt Nebelschwaden, was an die Film Noir-Ästhetik erinnert. Ein perfekter Hintergrund also für die Handlung, in der sich moralische Abgründe auftun.
Wer hätte denn ahnen können, das mit dem Zuprosten im Abteil ein während der Eisenbahnfahrt überlegtes Szenario besiegelt werden würde? Für den aufstrebenden Architekten Guy Haines (zuerst steif, dann wunderbar angespannt, nuanciert gespielt von Alex Mann) ändert eine Zugreise sein ganzes Leben. Während der Reise lernt er den exaltierten Dandy Bruno Anthony (überdreht und beängstigend irre wirkend: James Sheldon) kennen, ein Muttersöhnchen, das dem Alkohol zuspricht und außer Geld ausgeben nicht viel im Sinn hat. Nur sein verhasster Vater steht weiterem Vermögen im Wege und nimmt ihm so die Freiheit. Der steife Guy – genau das Gegenteil von Bruno – hingegen ärgert sich über seine Frau, die eine Beziehung mit seinem besten Freund angefangen hat. Die Scheidung wird ein kostspieliges Vergnügen. Ach wenn diese beiden Personen nicht wären, dann könnte das Leben so schön sein.
Aus einem harmlos wirkenden Gespräch über den perfekten Mord, bei dem Bruno vorschlägt, ein jeder könnte doch das Familienmitglied des anderen ermorden , so dass weder bei Bruno noch bei Guy ein Motiv erkennbar wäre, wird plötzlich bitterer Ernst. Zwar kann der Architekt sich nach dem Tod seiner Frau mit Freundin Anne (Augustina Seymour perfekt als zartes, liebendes Geschöpf) verloben, doch plagt ihn nicht nur das Gewissen, auch Nervensäge Bruno drängt so lange, bis Guy nicht umhin kommt seine Schuldigkeit tun und Brunos Vater umzubringen. Doch glücklich macht dieser Tod letztlich keinen, sowohl Brunos als auch Guys Leben gerät in Schieflage, ganz unabhängig davon, dass ein Privatdetektiv dem mörderischen Komplott allmählich auf die Schliche kommt.
Unweigerlich leidet man mit Guy mit, dessen Leben derart aus dem Fugen gerät. Doch es folgt der Showdown, bei dem nicht nur die dann zurückgenommene Kulisse einen poetischen Zauber auf die Bühne bringt. Am Ende kriecht es einem unwillkürlich aus dem Mund: Wow!
>>Strangers on a Train: Bis 1. November im English Theatre, Gallusanlage 7, Di–Sa 19.30, So 18 Uhr, 25–37 Euro (ermäßigt: 15–18 Euro).
Wer hätte denn ahnen können, das mit dem Zuprosten im Abteil ein während der Eisenbahnfahrt überlegtes Szenario besiegelt werden würde? Für den aufstrebenden Architekten Guy Haines (zuerst steif, dann wunderbar angespannt, nuanciert gespielt von Alex Mann) ändert eine Zugreise sein ganzes Leben. Während der Reise lernt er den exaltierten Dandy Bruno Anthony (überdreht und beängstigend irre wirkend: James Sheldon) kennen, ein Muttersöhnchen, das dem Alkohol zuspricht und außer Geld ausgeben nicht viel im Sinn hat. Nur sein verhasster Vater steht weiterem Vermögen im Wege und nimmt ihm so die Freiheit. Der steife Guy – genau das Gegenteil von Bruno – hingegen ärgert sich über seine Frau, die eine Beziehung mit seinem besten Freund angefangen hat. Die Scheidung wird ein kostspieliges Vergnügen. Ach wenn diese beiden Personen nicht wären, dann könnte das Leben so schön sein.
Aus einem harmlos wirkenden Gespräch über den perfekten Mord, bei dem Bruno vorschlägt, ein jeder könnte doch das Familienmitglied des anderen ermorden , so dass weder bei Bruno noch bei Guy ein Motiv erkennbar wäre, wird plötzlich bitterer Ernst. Zwar kann der Architekt sich nach dem Tod seiner Frau mit Freundin Anne (Augustina Seymour perfekt als zartes, liebendes Geschöpf) verloben, doch plagt ihn nicht nur das Gewissen, auch Nervensäge Bruno drängt so lange, bis Guy nicht umhin kommt seine Schuldigkeit tun und Brunos Vater umzubringen. Doch glücklich macht dieser Tod letztlich keinen, sowohl Brunos als auch Guys Leben gerät in Schieflage, ganz unabhängig davon, dass ein Privatdetektiv dem mörderischen Komplott allmählich auf die Schliche kommt.
Unweigerlich leidet man mit Guy mit, dessen Leben derart aus dem Fugen gerät. Doch es folgt der Showdown, bei dem nicht nur die dann zurückgenommene Kulisse einen poetischen Zauber auf die Bühne bringt. Am Ende kriecht es einem unwillkürlich aus dem Mund: Wow!
>>Strangers on a Train: Bis 1. November im English Theatre, Gallusanlage 7, Di–Sa 19.30, So 18 Uhr, 25–37 Euro (ermäßigt: 15–18 Euro).
15. September 2014, 11.17 Uhr
Nicole Brevoord
Nicole Brevoord
Jahrgang 1974, Publizistin, seit 2005 beim JOURNAL FRANKFURT als Redakteurin u.a. für Politik, Stadtentwicklung, Flughafen, Kultur, Leute und Shopping zuständig Mehr von Nicole
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