Newsletter
|
ePaper
|
Apps
|
Abo
|
Shop
|
Jobs
Foto: nb
Foto: nb

Neue Ausstellung

Struwwelpeter kommt im Film groß raus

Im Stummfilm und in Farbe hat der Kinderfilmmemacher Fritz Genschow der Frankfurter Kultfigur, dem Struwwelpeter, und seinen unartigen Freunden ein Denkmal gesetzt. Eine Ausstellung zum Film zeigt Heinrich Hoffmanns Werk im neuen Licht.
„Immer wenn ich einsam bin, zieht es mich zum Feuer hin.“ Der Text vom Rammstein-Lied „Hilf mir“ passt perfekt zum Paulinchen, das immer gerne zündelte. Natürlich darf das freche Ding mit den Zündhölzern in der Verfilmung des Kinderbuchklassikers „Der Struwwelpeter“ ebenso wenig fehlen wie der Zappelphilipp oder Hans Guck in die Luft. Für eine neue Ausstellung im Struwwelpetermuseum wurde Fritz Genschows filmisches Werk gekürzt und mit moderner Musik unterlegt, was den schwarzen Humor von Heinrich Hoffmanns Vorlage noch mehr unterstreicht. Der verstorbene Kinderfilmproduzent Fritz Genschow muss fasziniert von Hoffmanns Bilderbuch gewesen sein. Ganz präzise setzte er die Vorgaben des Buchs auch in den Kostümen und der Kulisse um und verwendete zwei Kilometer Film. „Die Kinder reagieren da ganz empfindlich, wenn die Kleidung vom Struwwelpeter nicht richtig aussieht“, sagt Martina Maas, die Schwiegertochter des verstorbenen Filmers. 1955, anlässlich des 110. Jubiläums des Struwwelpeters, kam Genschows Film in die Kinos, allerdings nur für Kinder ab sechs Jahren, obwohl das Buch sich an Kleinkinder richtet. Ein neues Gesetz brachte damals, wie Maas berichtet, die gesamte westdeutsche Kinderfilmproduktion zum Erliegen. Dennoch, Genschows Kosten in Höhe von 150 000 DM spielte der Film laut Martina Maas in eineinhalb Jahren wieder ein. Natürlich sei das Budget nicht zu vergleichen gewesen mit damaligen Produktionen, wie etwa Disneys Peter Pan, der 1953 vier Millionen Dollar kostete.

Schon zuvor, 1935, hatte Genschow sich des Struwwelpeters und seinen lausbübischen Kollegen angenommen und sie in einem Stummfilm in Schwarz-weiß verewigt. Auch Szenen davon sind bis zum 28. Februar im Struwwelpetermuseum zu sehen, ebenso rund 50 Exponate – vom Drehbuch über Kostümentwürfe bis zum Originalscheinwerfer und Regiestuhl Genschows.

In diesem Jahr lohnt sich ein Besuch der roten Villa in der Schubertstraße 20 ganz besonders, immerhin wird der Kinderbuchklassiker 170 Jahre alt. Entstanden ist er, weil Heinrich Hoffmann zu Weihnachten nach einem Kinderbuch für seinen kleinen Sohn suchte, nichts Passendes fand und darum selbst zum Tuschkasten griff und zehn Geschichten dichtete und zeichnete. „So erfand Hoffmann das erzählende Bilderbuch“, sagt Beate Zekorn-von Bebenburg, die Museumsleiterin. Auf den großen Bildern, die die Flurfenster der Villa schmücken, sind Laterna Magica-Bilder des Struwwelpeters zu sehen und wie die Expertin erläutert, habe Hoffmann bereits Bewegung in seine Bilder gezeichnet. Da wird gehüpft und gerannt.

Wie die Hauptausstellung im Struwwelpetermuseum zeigt, wurde die beliebte und vor allem unangepasste Figur mit dem wirren Haupthaar gerne für die Werbung genutzt. Aber, so zeigt eine weitere Sonderschau, der Struwwelpeter musste in Kriegszeiten auch für Propagandazwecke herhalten. Jüngst stand das Kinderbuch wegen seines pädagogischen Hintergedankens auch in der Kritik. Aber zu Unrecht, wie Beate Zekorn-von Bebenburg sagt: „Der Struwwelpeter polarisiert, entweder man hasst ihn oder man liebt ihn. Aber er hat eben Ecken und Kanten, sonst wäre das Buch vielleicht auch nicht so alt geworden.“ In 45 Sprachen und 80 deutschen Dialekten ist das Kinderbuch übersetzt worden: Piet Boskasie, Pedrito el Grenoso, Pierre L’Ebouriffé, Pelle Snusk, Jörö Jukka oder Ciweitou Pide – heißt der Struwwelpeter auf Niederländisch, Spanisch, Französisch, Schwedisch, Finnisch und Chinesisch und fasziniert mit seinem schwarzen Humor, der vor allem auch im angelsächsischen Raum gut angekommen sein soll.

>>Struwwelpeter-Museum, Westend, Schubertstraße 20, Di-So 10-17 Uhr, Eintritt: 4 Euro, ermäßigt 2 Euro und für Kinder bis sieben Jahre kostenlos.
 
26. November 2015, 20.27 Uhr
Nicole Brevoord
 
 
Fotogalerie:
{#TEMPLATE_news_einzel_GALERIE_WHILE#}
 
 
 
Mehr Nachrichten aus dem Ressort Kultur
Vom 16. bis 21. April findet das 17. Lichter Filmfest in Frankfurt mit einer Auswahl regionaler, deutscher und internationaler Arbeiten statt. Wir haben einige Empfehlungen für Sie.
Text: Gregor Ries / Foto: Foto: All Shall Be Well © Berlinale
 
 
 
 
 
 
 
Ältere Beiträge
 
 
 
 
16. April 2024
Journal Tagestipps
Pop / Rock / Jazz
  • Steve Gunn
    Brotfabrik | 20.00 Uhr
  • Fourty
    Das Bett | 20.00 Uhr
  • Anaïs
    Schlachthof | 20.00 Uhr
Theater / Literatur
  • Michael Lentz
    Literaturhaus Frankfurt | 19.30 Uhr
  • Lord of the Dance
    myticket Jahrhunderthalle | 20.00 Uhr
  • Das Herz eines Boxers
    Gallus Theater | 19.00 Uhr
Kunst
  • Dialog im Dunkeln
    Dialogmuseum | 09.00 Uhr
  • GrimmsMärchenReich
    GrimmsMärchenReich im Schloss Philippsruhe | 11.00 Uhr
  • Herkunft (un)geklärt
    Landesmuseum Mainz | 10.00 Uhr
Kinder
  • Lichtspielplatz
    DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum | 11.00 Uhr
  • Schirn Studio. Die Kunstwerkstatt
    Schirn Kunsthalle Frankfurt | 16.00 Uhr
  • Kunst-Werkstatt
    Museum Sinclair-Haus | 15.30 Uhr
und sonst
  • Richtig Schwimmen – Technikkurse für Erwachsene
    Frankfurter Stadtevents | 07.00 Uhr
  • Tuesday Night Skating
    Hafenpark | 20.30 Uhr
  • Talkshow Bembel & Gebabbel
    Lohrberg-Schänke | 19.00 Uhr
Freie Stellen