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Nachttierhaus: Wenn der 7/4 groovt...

nachttierhaus_kinsler
22 Uhr Nachttierhaus-Releaseparty im ENZO, Hohenstaufenstraße hieß der Auftrag für Samstagabend, Gary Moore, der in Neu-Isenburg seine Blues-Definition auf die Bühne brachte, war da keine Alternative. Den habe ich schon Mitte der Siebziger noch im Fillwood auf dem Heilsberg gesehen, mit Colosseum II, später dann auch mit Thin Lizzy, erster Auftrag für den Musik Express in Birmingham. Alte (gemeinsame) Geschichten verbinden zwar, aber ich bin kein Nostalgiker, sondern will da sein, wo auch Neues passiert, zumal in der eigenen Stadt.

Um 20 vor tummeln sich schon einige Szenegänger vor der Location. Die, die vorher noch nie da waren, suchen den ganzen Hof ab – viele Eingänge, hell erleuchtet, aber die Tür zum Konzert, gleich im Durchgang, ist noch dunkel, verschlossen, aber ein Poster am Treppenaufgang als Hinweis zeigt, hier ist man richtig. 10 Minuten später dann Bewegung hinter der Tür.

Lichter gehen an, wieder aus, ganz so, als ob da jemand verschiedene Knöpfe ausprobiert. Schließlich fahren – wo jeder endlich auf Einlass hofft – die Rollgitter zur Hofeinfahrt runter bis auf Bauchhöhe. „Das ist normal hier“, kommentiert ein Eingeweihter. Eine kurze Limboeinlage gehört also zum Ritual, will man ins ENZO kommen.

Die Treppen runter wird Bertram Ritter, der Drummer von Nachttierhaus (www.myspace.com/nachttierhaus) gerade von einer dreiköpfigen asiatischen Delegation interviewt. Wow – steht die Japantournee schon ins Haus? Nein, es sind Koreaner, die eine Protestaktion auf der Musikmesse planen und – so Ritter – „politische Fragen“ stellten. Endlich im Veranstaltungsraum – hey, wie mein Partykeller damals, genauso charmant (wenn nicht noch charmanter), aber gut 12 x größer. Zwei Bars, Sitzecken, schummrig-schöne Beleuchtung, tolle Lampendekos über der Bühne und Tannenzäpfle zur Einstimmung. Um 11 geht die Band auf die Bühne, spielt sich warm, dann alle Titel des neuen Albums „6A2“ (das auch noch sieben Remixe unterschiedlicher DJs als Bonus präsentiert) und überrascht einmal mehr. Waren die früher nicht viel filigraner, frickeliger bei ihrem Sinkkasten-Auftritt? Jedenfalls groovt´s von der ersten Sekunde an. Umso überraschender, beobachtet man Drummer Bertram Ritter dabei, wie er scheinbar zufällig seine Schläge auf Felle und Becken setzt und gern auch mal einen Schlag auslässt, ihn in der Luft nur andeutet, abstoppt. Jedenfalls ist er ein optischer Fixpunkt, ihn „arbeiten“ zu sehen macht Freude, zumal er sehr viel Spaß dabei hat.

Percussionist Florian Dressler füllt die Lücken, zusammen knüpfen sie einen subtil gewebten Rhythmusteppich zu dem (Kontra-) Bassist Christian Rücker (auch Solist wie alle Bandmitglieder, auch die „Begleiter“) oft furztrocken seine Figuren spielt, slappt und tappt, und Keyboarder Sebastian Sierra Barra Flächen, Harmonien und Melodien oder zumindest Fragmente beisteuert. Das Schöne dran: bei vielen Musikern kann man die Vorbildern heraus hören oder zumindest erahnen. Hier geht das nicht, denn keiner der Vier spielt sein Instrument Klischee-besetzt. Kein Herbie Hancock-Rhodes (am ehesten noch Deodato), kein Stanley Clarke-Bass, auch die Timbales, Congas und Bongos klingen nicht nach Kuba, wenngleich ein Titel nach Salsa mit (rhythmischem) Hänger klingt. Und Ritter scheint gleichermaßen beeinflusst von Big Band Drummern à la Buddy Rich wie von Kalibern wie Tony Allen, wie überhaupt die Nachttierhaus-Musik mit ihren aus Patterns zusammengesetzten Kompositions- und Improvisations-Puzzles oft nach „Ethno“ (hier Afrika, Karibik etc.) klingt. „Die schwärzesten Frankfurter Weißen, die´s gibt“, kommentiert Drummerkollege Uwe Grohn beim Mittanzen schmunzelnd.

Ja – was für Musik spielt Nachttierhaus eigentlich? Gute Frage, nächste Frage. Groovemusik, die das Publikum selbst bei einem 7/4 nicht aus dem Rhythmus bringt. Man mag es NuJazz, Intelligenz Lounge, House wie Hausmusik oder akustisch gespielte Elektromusik nennen – die Genres verschwimmen (höre ich gerade ein frühes Pink Floyd-Zitat?). Und das ist auch gut so. Hear it for it is.

Text/Foto: Detlef Kinsler
 
30. März 2009, 16.24 Uhr
Detlef Kinsler
 
 
Fotogalerie:
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