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Foto: Detlef Kinsler
Foto: Detlef Kinsler

Musikalischer und sozialer Austausch

Das „Bridges“-Projekt geht in die nächste Runde

Nur ein Ausrufezeichen gesetzt zu haben, das genügt den „Bridges“-Musikern nicht. Nach dem Konzert im Hessischen Rundfunk stellt sich das Projekt nun breiter auf. Das JOURNAL FRANKFURT sprach mit Johanna-Leonore Dahlhoff.
JOURNAL FRANKFURT: Das Konzert im Hessischen Rundfunk war ja der Abschluss der Probephase und das gewünschte große Statement zur Idee „Bridges – Musik verbindet“ mit bestem Medienecho. Der Abend war aber eine Zäsur: die beiden Initiatoren Julia Huk und Isabelle Kohls übergaben die Leitung an Sie. Was hat Sie veranlasst, die Aufgabe zu übernehmen?


Johanna-Leonore Dahlhoff: Ich habe die Leitung von Bridges übernommen, weil mir dieses Projekt sehr am Herzen liegt. Ich bin selbst Musikerin und war immer schon interessiert am musikalischen und sozialem Austausch zwischen Künstlern aus aller Welt. Interkulturelle Gruppen reizen mich, außerdem habe ich seit Jahren meine künstlerische Arbeit mit sozialem Engagement verbunden (z.B. Kinderkonzerte, Musiktherapie, ehrenamtliche Lehrtätigkeit auf Madagaskar, Mauritius, Südafrika, Argentinien). Bei Brigdes kann ich künstlerisches und soziales Engagement wunderbar verbinden und obendrein sehr viel Neues von den zu uns gekommenen Menschen lernen. Es ist also der ideale Job für mich.

Mit den bereits 40 Konzerten und Veranstaltungen, die für die kommende Spielzeit feststehen, können wir in der Öffentlichkeit zeigen, welche großen Potentiale in vielen Flüchtlingen stecken, die sie in unsere Gesellschaft einbringen können und wollen, um damit auch einen Beitrag zur kulturellen Belebung und Weiterentwicklung zu leisten. Wir möchten mit unseren Konzerten einen positiven Beitrag in der Medienberichterstattung und der gesellschaftlichen Akzeptanz von Flüchtlingen erreichen. Nur so kann die große Herausforderung unserer Zeit schrittweise gelingen. Worte allein sind zu wenig, Taten sind es, die Menschen überzeugen und für sich einnehmen. Bereits nach kurzer Zeit sind internationale Freundschaften unter den Musikern entstanden, die durch Vertrauen, Respekt und gegenseitiges Interesse am Kennenlernen der jeweiligen Andersartigkeit geprägt sind. So wird ein neues, farbenfrohes Bild von Deutschland gezeichnet; so wird Zugehörigkeitsgefühl erzeugt.

Was ist Ihr Job jetzt in Phase 2?

Mein Job derzeit in Phase 2 ist es:
1. die vielen Konzertanfragen zu beantworten, die bei uns (fast) täglich eingehen.
2. Herauszufinden, wie wir welchen Flüchtling für Auftritte entlohnen dürfen (sehr aufwändig, viel Bürokratie!), denn es ist mir wichtig, dass Musiker für ihre Arbeit bezahlt werden. (andere Künstler natürlich auch...). Wir möchten keine „Umsonst“-Konzerte anbieten; um die Qualität der Konzerte langfristig zu halten ist es gerade auch für die Berufsmusiker von uns, die keine Flüchtlinge sind, auf Dauer nicht tragbar, in großem Maße ehrenamtlich zu proben und aufzutreten.
3. Unser Projekt vorzustellen - wir haben z.B. eine Einladung der Kulturpolitischen Gesellschaft erhalten, Bridges bei ihrer Veranstaltung zum Thema „Hochkultur als Willkommenskultur – Musikprojekte als Instrument in der Flüchtlingsarbeit“ vorzustellen. Die Veranstaltung findet am Dienstag, 7. Juni um 17 Uhr im Gebäude des Regionalverbands FrankfurtRheinMain, Poststraße 16, Frankfurt (HBF-Nordeingang) statt. Kulturprojekte-, -vereine und –institutionen sind dabei ebenso angesprochen wie Kulturpolitik und Kulturverwaltungen.
4. Networking mit Menschen aus den unterschiedlichsten Bereichen, mit denen eine zukünftige Zusammenarbeit auf verschiedenen Ebenen sinnvoll sein kann. (Details verrate ich im Moment nicht, ist noch zu vage, aber es sind ein paar sehr interessante Träger und Einzelpersonen im Spiel :-)
5. Fundraising betreiben für eine langfristige Finanzierung von Bridges.
6. Teilzeitstellen für geflüchtete Musiker schaffen als Assistenten in der Projektleitung.

Und mit wem arbeiten sie da vertrauensvoll zusammen?

Ich arbeite zusammen mit: Kirche in Aktion, v.a. Robert Stößer, der für Fundraising zuständig ist, Isabella Kohls als Assistentin und Julia Huk, die weiterhin Ansprechpartnerin für quasi alles ist. Cornelia Rost wird sich in Zukunft um die Konzertorganisation einzelner Ensembles kümmern, Tarek Zakharia und Pejman Jamilpanah übersetzen und die Ansprechpartner für die anderen Musiker ihrer jeweiligen Sprachgruppe, Arabisch bzw. Farsi) sind.

Es war ja im Gespräch, einen Verein zu gründen ...

Bridges ist inzwischen ein Projekt von Kirche in Aktion (www.kircheinaktion.de), Kirche in Aktion wiederum ist ein Verein. Das ist eine große Unterstützung für uns, da sie z.B. unsere Buchhaltung, Website, Designs etc. betreuen und ich mit Robert Stößer einen kompetenten Projektplaner und Fundraiser an meiner Seite habe. Es gibt verschiedene Sponsorenmodelle. Wir werden am 23.6. um 20 Uhr ein weiteres Treffen für Freunde und Förderer im Café Awake machen (www.awakefrankfurt.de), um über die aktuelle Situation zu informieren und weitere Sponsoren zu gewinnen, um Bridges auf eine stabile finanzielle Basis zu stellen. Kostenpunkte sind u.a. Fahrtkostenerstattungen, da die Musiker aus ganz Hessen anreisen, Personalkosten für die eingestellten Flüchtlinge sowie auch mich, Anschaffung von Instrumenten, Verwaltungskosten auf Seite von Kirche in Aktion und Werbungskosten.

Wie viele der Einzelensembles, die im HR auftraten, bleiben unter der „Flagge“ von Bridges erhalten und wie werden die in Zukunft präsentiert, wo werden sie (gar bundesweit) spielen?

Derzeit sind folgende Ensembles stabil und proben regelmäßig: Staccato Burnout, Duo Flamenco, Ensemble Hope, JULAM, JATANA, Rezaminka, Aramäische Lieder und Jazz Ensemble (in flexibler Besetzung) und das Ensemble Peace. Also acht der elf Ensembles. Außerdem entsteht derzeit ein neues kurdisches Ensemble und ich habe bereits ca. 15 neue Musiker persönlich kennengelernt, die in Zukunft bei uns mitspielen möchten. Die Termine für die Konzerte stehen auf der Website. Unter anderem wird es eine monatliche Reihe im Internationalen Theater geben unter dem Titel „Not A Refugee“. Von Mai bis November gibt es auch eine Gottesdienstreihe im Dom Frankfurt unter dem Motto „Ich war fremd und ihr habt mich aufgenommen"

Bisher sind alle geplanten Auftritte innerhalb von Hessen (meist Frankfurt, aber auch in Reichelsheim, Oberursel und Wiesbaden), aber wir sind sehr offen dafür, auch bundesweit aufzutreten. Mein Fokus liegt derzeit darauf, 1. die eingehenden Konzertanfragen zu beantworten, 2. herauszufinden, wen wir wie bezahlen dürfen, 3. das Projekt finanziell stabil zu machen. Wenn ich mit 2. und 3. weiter bin, strecke ich gerne meine Fühler weiter aus für Auftritte sowohl der Ensembles als auch des ganzen Orchesters bundesweit. Cornelia Rost wird mich hierbei unterstützen.

Es gibt ja auch einen Auftritt im Rahmen der Brasilientage im Mousonturm. Wie kam es zu dieser Kooperation und wer von Bridges ist dabei?

Der Mousonturm ist bereits vor unserem ersten Konzert im hr-Sendesaal auf uns aufmerksam geworden und hat Julia und Isabella angeschrieben zwecks Kooperation. Livio Tragtenberg, ein brasilianischer Dirigent und Komponist, der viel Erfahrung mit heterogenen Gruppen von Musikern hat, hat Isabella und mir seine Arbeitsweise erklärt und wir fanden es passend für Bridges. Für das Projekt haben wir eine Liste unter allen unseren Musikern rumgegeben, die sich bei Interesse (und Verfügbarkeit für die Proben) eintragen konnten. Es machen ca. 25 Musiker von Bridges mit, darunter auch einige unserer neuen, die erst nach dem Konzert dazu gekommen sind. Es wird zwei Konzerte im Mousonturm geben am 25.6. und 26.6.



>> Bridges – Musik verbindet, Ensemble Hope, Ffm., Brotfabrik, 14.6., 20 Uhr, Eintritt: VVK 16,–/ AK 18,–
www.bridges-musikverbindet.de
 
28. Mai 2016, 09.41 Uhr
Detlef Kinsler
 
 
Fotogalerie:
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