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Foto: Harald Schröder
Foto: Harald Schröder

Kolumne von Ana Marija Milkovic

Über die architektonisch korrekte Unterwerfung

Unsere Kolumnistin regt sich über die Architektur des Campus Westend auf. Dort sei ein zuvor mit einer Bewerbung gescheiterter Architekt als Berater engagiert worden, was dem Gesamtensemble nicht gut getan habe.
Gunst ist ein teures Beförderungsmittel. Sie wird mit innerer Freiheit bezahlt. Baron von Örtzen (1829 - 1910)

Hand aufs Herz, unser neu erbauter Campus Westend wird niemals auch nur annähernd an architektonischer Bedeutung gewinnen wie zum Beispiel das Salk Institute von Louis Kahn in den Vereinigten Staaten. Wenngleich das ehemalige Gebäude der I.G. Farben, bekannt als Poelzig Bau, Geschichte in mehrfacher Hinsicht, auch architektonisch schrieb. Zum einen beherbergte das nach dem Architekten bekannte Verwaltungsgebäude Ende der 20er Jahre die Köpfe, die Zyklon B entwickelten und vertrieben, zum anderen finden sich heute Studenten der Geisteswissenschaften darin wieder.

Im Rücken des Gebäudes sind um einen steinernen Platz die neuen Institutsbauten gruppiert. Die Gestaltungssatzung des neuen Campus sieht vor, dass die an den jeweiligen Wettbewerben teilnehmenden Architekten sich dem vom Hans Poelzig entworfenen Verwaltungsbau der I.G. Farben in Material und Lochfassaden unterwerfen.

Nur, weder bestehen in der neuen Campusmitte direkte visuelle Bezüge zum Bestand, noch maß der Architekt Hans Poelzig seiner Arbeit dem Naturstein und Lochfassaden primäre Bedeutung zu. Poelzig erarbeitete konstruktive und räumliche Strukturen für moderne Arbeitswelten. Angelehnt an Albert Kahns General Motors Building in Detroit ordnete Poelzig Querriegel an ein Kreissegment an, das in der Anordnung eine große Anzahl von natürlich belichteten Büroflächen erschloss. Getragen wird das ehemalige Verwaltungsgebäude der IG-Farben von einer der ersten Stahlskelettkonstruktionen in Europa, hier mit Ziegel ausgefacht.

Institute für Geisteswissenschaften setzen Menschen voraus, die denken. Bei einer Milliarde Investitionssumme für einen neuen Campus könnten wir Bürger optimistisch gestimmt von ähnlichen Bedingungen ausgehen. Mich aber wundert, wie ein Architekt, der in der ersten Runde des anonymisierten städtebaulichen Wettbewerbs am Campus Westend rausflog, sich empfahl, die Gestaltung der neuen Universität als Berater zu verbessern und auch noch den Job vom Auslober dafür erhielt? Der Architekt und Berater heißt Christoph Mäckler. Die Presse schrieb darüber nicht.

Ich nenne diesen Vorgang unser 9/11 der Frankfurter offenen Wettbewerbskultur. In einem stetig tragenden Gefühl, „es so richtig zu machen“, entwickelte sich fortan ein politisch motivierter Leitfaden beschränkt eingeladener Wettbewerbe für die bauliche Entwicklung nicht nur auf unseren Campus Westend, nein gleich in der ganzen Stadt, der als „Stadtreparatur durch die Vorgabe des Materials auf plumpen Lochfassaden an die Gründerzeit und den Klassizismus angelehnte Massenbauweise“ durch Ausgewählte festzuhalten ist. Heute erstrahlt unsere Innenstadt, aber auch zum Beispiel die Stalinallee im Europaviertel in Lochfassaden mit dahinter verschwindenden maximal minimierten Wohn- und, oder Büroeinheiten, ohne auch nur darüber nachdenken zu wollen, wie der Mensch in Zukunft arbeitet und lebt. Es scheint, als legitimiere diese Art der Referenz und ihre geistige Urheberschaft jeden noch so profanen Mist, wenn bitte nur Naturstein drauf ist.
 
28. Mai 2015, 12.05 Uhr
Ana Marija Milkovic
 
 
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