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Kolumne von Ana Marija Milkovic
Paradeisischer Torso Apollos
Unsere Kolumnisten rät Kunstausstellungen zu besuchen, wenn die Welt aus den Fugen gerät. Dort gibt es keine Antworten, dafür noch Schönes zu entdecken ...
Hauser & Wirth ist eine Galerie in Zürich. Das Werk Tomato Head (Green) aus dem Jahr 1994 wurde von Hauser und Wirth auf der Unlimited, einer eigens für die Art Basel kuratierten Sonderausstellung, gezeigt und dort teuer verkauft. Das Werk ist vom US-amerikanischem Performancekünstler Paul McCarthy.
Gezeigt wurde ein überdimensioniert großes Schockmoment. Ein Mann steht auf zwei Beinen, die noch als zwei Beine erkennbar sind, wie sie Männern zu eigen sind. Die Hose fehlt. Der Mann wird abwärts des Nabels nackt gezeigt. An die Stelle des Penis tritt ein farbiger Bauklotz von stattlicher Größe sinnlos hervor. Die Farben aller Objekte, bis auf die menschlich belassenen Glieder, sind bunt und erinnern an Bauklötzchen für Kinder. Der Kopf ist dagegen organisch, eine überdimensioniert großgewachsene Tomate, die auf dem Rumpf des Mannes wie in einem bösen Kinderspiel aufgesteckt worden ist. Das Sichtfeld der Tomate richtet sich durch aufgesteckte Augen nach unten. Augen, Nase, Mund, fertig ist das Tomatogesicht. In Schockstarre zielen die Augen auf ein Stilleben herab, das nicht nur still sondern auch schief steht. Der Rechen liegt bei Seite geworfen auf dem Boden. Die ganze Situation scheint bei der Gartenarbeit irgendwo in Amerika aus den Fugen geraten.
Ich mag amerikanische Kunst. Amerikaner erschaffen durch Oberfläche eine Welt, die synthetisch perfekt ein Versprechen hält. Es lohnt dabei nicht wirklich, in die Tiefe zu gehen. Entweder sind Amerikaner Meister der Tarnung besseren Wissens oder des Banalen. Kein weiteres Detail ist in McCarthys "Tomato Head" notwendig, kein neuer Lichtfall wird eine neue Erkenntnis bringen können. Das Ganze erinnert an Warhols Campbell Dosen. Der Gedanke dahinter sollte nicht einmal von Andy Warhol erzählt werden müssen. Die zigfache Wiederholung von Dosen reichte aus, um Leere als Echo zu zitieren. Kunst ist.
Und bräche nicht aus allen Rändern aus wie ein Stern, wir könnten beim Anblick von Paul McCarthys Kunst unsere Ansicht über die Vereinigten Staaten, dieses oberflächige, kriegstreibende, verblödete Land ändern.
Gezeigt wurde ein überdimensioniert großes Schockmoment. Ein Mann steht auf zwei Beinen, die noch als zwei Beine erkennbar sind, wie sie Männern zu eigen sind. Die Hose fehlt. Der Mann wird abwärts des Nabels nackt gezeigt. An die Stelle des Penis tritt ein farbiger Bauklotz von stattlicher Größe sinnlos hervor. Die Farben aller Objekte, bis auf die menschlich belassenen Glieder, sind bunt und erinnern an Bauklötzchen für Kinder. Der Kopf ist dagegen organisch, eine überdimensioniert großgewachsene Tomate, die auf dem Rumpf des Mannes wie in einem bösen Kinderspiel aufgesteckt worden ist. Das Sichtfeld der Tomate richtet sich durch aufgesteckte Augen nach unten. Augen, Nase, Mund, fertig ist das Tomatogesicht. In Schockstarre zielen die Augen auf ein Stilleben herab, das nicht nur still sondern auch schief steht. Der Rechen liegt bei Seite geworfen auf dem Boden. Die ganze Situation scheint bei der Gartenarbeit irgendwo in Amerika aus den Fugen geraten.
Ich mag amerikanische Kunst. Amerikaner erschaffen durch Oberfläche eine Welt, die synthetisch perfekt ein Versprechen hält. Es lohnt dabei nicht wirklich, in die Tiefe zu gehen. Entweder sind Amerikaner Meister der Tarnung besseren Wissens oder des Banalen. Kein weiteres Detail ist in McCarthys "Tomato Head" notwendig, kein neuer Lichtfall wird eine neue Erkenntnis bringen können. Das Ganze erinnert an Warhols Campbell Dosen. Der Gedanke dahinter sollte nicht einmal von Andy Warhol erzählt werden müssen. Die zigfache Wiederholung von Dosen reichte aus, um Leere als Echo zu zitieren. Kunst ist.
Und bräche nicht aus allen Rändern aus wie ein Stern, wir könnten beim Anblick von Paul McCarthys Kunst unsere Ansicht über die Vereinigten Staaten, dieses oberflächige, kriegstreibende, verblödete Land ändern.
1. Juli 2016, 11.25 Uhr
Ana Marija Milkovic
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