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José Gonzalés: Die Anziehungskraft leiser Musik

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Wie Sie sehen, sehen Sie nichts. Fast nichts. Zumindest zu Beginn des Konzertes. Aber so wenig wie José Gonzalés’ Musik schrill, laut und aufdringlich ist, ist das Licht grell und gleißend. Es bleibt, egal in welcher Farbe, eher gedimmt, gelegentlich schaffen Lichtkegel ein wenig Dynamik und zusätzliche Atmosphäre. Spots sind verpönt. Zu viel Personenkult. Das passt nicht zu Gonzalés. Als Bühnenhintergrund verblüfft Natur pur. Sind das Umrisse von Gräsern? Nein, schmale Tannen, besser Fichten wie ein biologisch besser bewanderter Kollege erkannt zu haben glaubt. Aber die haben am unteren Ende Anker. Eine Botschaft? Ein in der Natur verwurzelter Künstler? Immerhin: Das neue Album heißt „In Our Nature“, das Label auf dem sie erschien Peacefrog Records. Passt also alles bestens zusammen. Ein kleines Gesamtkunstwerk.

Gonzalés – zunächst solo auf der Bühne – wird immer wieder als schüchtern, reserviert und introvertiert dargestellt, ist vor allem aber eines: konzentriert. Auf sein Gitarrespiel, seinen Gesang, die Musik. Die hat etwas ganz eigenes. Beim Schweden argentinischer Herkunft spielt da natürlich auch die Musik hinein, die er durch seinen Vater kennen gelernt hat. Kein Tango, nein, aber südamerikanische, auch karibische Grooves. Nur die könnte man kaum konkret als Bossa oder Son bezeichnen, genauso wenig wie die spanischen Anklänge konkret Flamenco sind. Sie sind Teil eines nicht auseinander zu dividierenden Ganzen, in dem die klassischen Gitarrenstunden wie auch Josès Vergangenheit in Punk- und Alternativeband (letzteres zumindest was die Energie dieser nur scheinbar fragilen Musik betrifft) ebenso ihren Platz haben. Witzig ist, was das eigentlich Unvergleichliche (ein größeres Kompliment kann man einem Künstler eigentlich nicht machen) an diversen Assoziationen auslöst, wenn sich Konzertgängerprofis mal kurz (aber wirklich nur kurz, um Luft zu holen, denn der Mousonturm schwitzt) im Foyer treffen.

Britischer Folkrock der frühen Siebziger wird heraus gehört. Auch die amerikanische Westcoast wie sie sich akustisch darstellte. Extravagante Singer/Songwriter sind passable Vergleiche. Konkret: Bert Jansch oder Gordon Lightfood, Pentangles und Crosby, Stills & Nash (ohne Neil Young). Nicht zu vergessen Nick Drake. Große, gute Hausnummern. Gonzalés selber beruft sich in aller Bescheidenheit auf Elliott Smith, Nina Simone, Low, Fela Kuti, Geoff Farina oder Chet Baker. Seinen sehr speziellen Fingerpicking-Stil (könnte auch von Harfe und Kora inspiriert sein) und das Open Tuning, das Repetativ-Trancehafte in seinen Motiv-Wiederholungen und sein zum Träumen verführende Timbre lässt er nur von zwei weiteren Musikern begleiten: für wunderschönen Satzgesang, ein wenig Perkussion und noch weniger Melodika. Nichts soll die faszinierende Simplizität dieser Songs zerstören. Die Virtuosität steckt im Detail. Weniger ist mehr. Und der Mehrwert für das andächtig lauschende Publikum ist eine Art Lagerfeuer-Romantik, vollkommen unverkitscht, und ein Gefühl von Schönheit und Reinheit beim gemeinsamen Mantra-Erlebnis. „Man sollte die Anziehungskraft von leiser Musik nicht unterschätzen“, hat er einmal gesagt und schafft es sogar – da sind ihm Simon & Garfunkel Vorbild – auf Festivals Intimität zu erzeugen. Das ist eine nicht zu unterschätzende Gabe. So wie es er schaffen könnte, ein mehr und mehr ständig wiederholter Rockklischee müde gewordenes Publikum fast in Kollektiv-Trance zu versetzen. Aber da hat Gonzalés ganz sicher keine Ambitionen, das als Machtmittel auszuspielen. Seine Texte, die eher auf Bewusstseinschärfung beim Einzelnen setzen, widersprechen dem.

Foto: Detlef Kinsler
 
11. März 2009, 00.25 Uhr
Detlef Kinsler
 
 
Fotogalerie:
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