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In Linz, da beginnts! (II)
Das Alte Rathaus in Linz
Hatte ich in dem ersten Stück über die Europäische Kulturhauptstadt Linz darüber sinniert, dass es dort einmal stank, so sind diese Zeiten längst passé. Das 190.000 Seelen-Städchen, immerhin Österreichs drittgrößte City, hat sich über die Jahre gemausert. Sicher wäre es falsch, Linz als unbedingte Schönheit zu bezeichnen, aber die Luft ist nicht schlechter als in anderen Österreichischen "Metropolen" und Arbeitsplätze gibt es dort auch ausreichend. In Linz beginnts - sagt der Volksmund. Und er hat in zweierlei Hinsicht recht:
Es beginnt der Kultur-Overkill: Man hat die Altstadt um den Hauptplatz anlässlich des Kulturjahres fein herausgeputzt. Stadtführer mit österreichisch korrektem (Stadtführer-)Diplom leiten Gruppen durch die pittoresken Gassen. Hinauf zum Schloss, wo eben die Ausstellung "Das Grüne Band Europas" eröffnet wurde, vorbei an dem Haus, in dem Mozart einmal als Wunderkind ein Konzert gab und an der Villa des Apothekers und Beethoven-Bruders Nikolaus Johann Beethoven. Hier verbrachte das Musikgenie im Jahr 1812 ein paar Wochen, um seinen Bruder von der Heirat einer Hausangestellten abzubringen. Vergebens, übrigens.
Auf einer Stadtführung darf natürlich auch die braune Vergangenheit von Linz nicht verschwiegen werden. Schließlich begann hier der Anschluss der Österreicher an das Deutsche Nazireich. Adolf Hitler ging hier zur Schule und wollte Linz als einzige Stadt außerhalb des deutschen Reichsgebietes zur "Führerstadt" und seinen Alterssitz ausbauen lassen.
Von dem Balkon des Alten Rathauses am Hauptplatz (Foto) deklamierte Hitler 1938 die Heimholung der Ösis ins Reich. Unter dem Jubel der Linzer, versteht sich. Die Heinrich-Göring-Werke wurden zum Rüstungsbau etabliert, sie existieren heute quasi noch - natürlich unter anderem Namen, nämlich Voest. Das Bombardement der Alliierten im Krieg war wegen der Rüstungsindustrie entsprechend heftig - Linz wurde zu nahezu 70 Prozent zerstört. Von Hiltlers Wahnvorstellungen zum Um- und Ausbau der Stadt sind lediglich zwei überdimensionierte Kopfbauten an der Donauseite des Hauptplatzes übrig geblieben. In einem davon hat die Hochschule für Gestaltung ihren Platz gefunden. Der zweite Kopfbau zeigt durch abgeschlagenen Putz stilisiert die Wege der Flucht von verfolgten jüdischen Familien - ein Beginn der Aufarbeitung von österreichischen Nazigreueln mit Maß und Verstand.
Der Kopfbau am Hauptplatz mit dem abgeschlagenen Putz
Hatte ich in dem ersten Stück über die Europäische Kulturhauptstadt Linz darüber sinniert, dass es dort einmal stank, so sind diese Zeiten längst passé. Das 190.000 Seelen-Städchen, immerhin Österreichs drittgrößte City, hat sich über die Jahre gemausert. Sicher wäre es falsch, Linz als unbedingte Schönheit zu bezeichnen, aber die Luft ist nicht schlechter als in anderen Österreichischen "Metropolen" und Arbeitsplätze gibt es dort auch ausreichend. In Linz beginnts - sagt der Volksmund. Und er hat in zweierlei Hinsicht recht:
Es beginnt der Kultur-Overkill: Man hat die Altstadt um den Hauptplatz anlässlich des Kulturjahres fein herausgeputzt. Stadtführer mit österreichisch korrektem (Stadtführer-)Diplom leiten Gruppen durch die pittoresken Gassen. Hinauf zum Schloss, wo eben die Ausstellung "Das Grüne Band Europas" eröffnet wurde, vorbei an dem Haus, in dem Mozart einmal als Wunderkind ein Konzert gab und an der Villa des Apothekers und Beethoven-Bruders Nikolaus Johann Beethoven. Hier verbrachte das Musikgenie im Jahr 1812 ein paar Wochen, um seinen Bruder von der Heirat einer Hausangestellten abzubringen. Vergebens, übrigens.
Auf einer Stadtführung darf natürlich auch die braune Vergangenheit von Linz nicht verschwiegen werden. Schließlich begann hier der Anschluss der Österreicher an das Deutsche Nazireich. Adolf Hitler ging hier zur Schule und wollte Linz als einzige Stadt außerhalb des deutschen Reichsgebietes zur "Führerstadt" und seinen Alterssitz ausbauen lassen.
Von dem Balkon des Alten Rathauses am Hauptplatz (Foto) deklamierte Hitler 1938 die Heimholung der Ösis ins Reich. Unter dem Jubel der Linzer, versteht sich. Die Heinrich-Göring-Werke wurden zum Rüstungsbau etabliert, sie existieren heute quasi noch - natürlich unter anderem Namen, nämlich Voest. Das Bombardement der Alliierten im Krieg war wegen der Rüstungsindustrie entsprechend heftig - Linz wurde zu nahezu 70 Prozent zerstört. Von Hiltlers Wahnvorstellungen zum Um- und Ausbau der Stadt sind lediglich zwei überdimensionierte Kopfbauten an der Donauseite des Hauptplatzes übrig geblieben. In einem davon hat die Hochschule für Gestaltung ihren Platz gefunden. Der zweite Kopfbau zeigt durch abgeschlagenen Putz stilisiert die Wege der Flucht von verfolgten jüdischen Familien - ein Beginn der Aufarbeitung von österreichischen Nazigreueln mit Maß und Verstand.
Der Kopfbau am Hauptplatz mit dem abgeschlagenen Putz
21. Juli 2009, 15.00 Uhr
mephisto
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