Newsletter
|
ePaper
|
Apps
|
Abo
|
Shop
|
Jobs

Habermas und das Internet

habermasAm 18. Juni wird Jürgen Habermas 80 Jahre alt. Zuletzt gab sich der Philosoph einigermaßen kritisch gegenüber den Chancen des Internets für eine Demokratisierung der Prozesse öffentlicher Meinung. Es fördere lediglich die Fragmentierung - und lasse die öffentliche Aufmerksamkeit verschwimmen. Anlässlich der Verleihung des Bruno-Kreisky-Preises sagte Habermas im März 2006:
Der begrüßenswerte Zuwachs an Egalitarismus, den uns das Internet beschert, wird mit der Dezentrierung der Zugänge zu unredigierten Beiträgen bezahlt. In diesem Medium verlieren die Beiträge von Intellektuellen die Kraft, einen Fokus zu bilden.

In diesen Sätzen könnte man, mit einigem bösen Willen, die Angst eines Intellektuellen vor der eigenen Bedeutungslosigkeit vermuten. Diese Angst hat sich aber auch drei Jahre später als unbegründet erwiesen: Habermas ist bedeutender denn je. Warum das so ist, dazu bedarf es lediglich eines Blicks in seine Habilitationsschrift "Strukturwandel der Öffentlichkeit", die vor fast fünfzig Jahren das soziale Web herbeisehnte. Es ist nämlich seine Kritik der neuen Massenmedien, die Kritik an Film, Funk und Fernsehen, die die Kommunikation in eine Einbahnstraße verwandeln würden:
Mit den neuen Medien ändert sich die Kommunikationsform als solche; sie wirken darum, in des Wortes strikter Bedeutung, penetranter als die Presse je es vermochte. Das Verhalten des Publikums nimmt unter dem Zwang des "Don't talk back" eine andere Gestalt an. Die Sendungen, die die neuen Medien ausstrahlen, beschneiden, im Vergleich zu gedruckten Mitteilungen, eigentümlich die Reaktionen des Empängers. Sie ziehen das Publikum als Hörende und Sehende in ihren Bann, nehmen ihm aber zugleich die Distanz der "Mündigkeit", die Chance nämlich, sprechen und widersprechen zu können.
Die Massenmedien schafften eine Öffentlichkeit nur noch dem Scheine nach und ebenso werde auch die Integrität der Privatsphäre illusionär. Dies ist die menschliche Seite der digitalen Kommunikation, denn sie gibt uns die Mündigkeit zurück. Es gibt aber auch eine ökonomische Seite. 1962 schreibt Habermas:
Dennoch erscheint im Pressegewerbe der Grad der ökonomischen Konzentration und ihrer technologisch-organisatorischen Koordination gering im Vergleich zu den neuen Medien des 20. Jahrhunderts – Rundfunk, Tonfilm und Fernsehen. Ja, der Kapitalbedarf erschien so bedeutend und nun auch die publizistische Gewalt so bedrohlich, daß in einigen Ländern die Einrichtung dieser Medien bekanntlich von Anbeginn in staatliche Regie oder unter staatliche Kontrolle genommen wurde.
Es ist ja richtig: das Internet ist individualisierter, kleinteiliger und schwerer zu durchschauen und zu kontrollieren als die bisherigen Medienformen. Doch durch die geringen Kosten der digitalen Medienproduktion sinkt der "Grad der ökonomischen Konzentration" gen Null. Das ängstigt die Medienkonzerne, denn die Wege, in die Medienlandschaft einzugreifen, sind direkter geworden. Es ängstigt den Intellektuellen Habermas, weil die Fragmentierung Raum greift. Dabei sind die Möglichkeiten des Internets lediglich die logische Schlussfolgerung aus einer Habilitationsschrift aus den 60er-Jahren. Der Siegeszug der Ideen Habermas' wird durch die Verbreitung im Netz nur größer. Die Angst ist unbegründet.

Foto: Helico/flickr/cc-by
 
16. Juni 2009, 13.45 Uhr
Nils Bremer
 
 
Fotogalerie:
{#TEMPLATE_news_einzel_GALERIE_WHILE#}
 
 
 
Mehr Nachrichten aus dem Ressort Kultur
Vom 16. bis 21. April findet das 17. Lichter Filmfest in Frankfurt mit einer Auswahl regionaler, deutscher und internationaler Arbeiten statt. Wir haben einige Empfehlungen für Sie.
Text: Gregor Ries / Foto: Foto: All Shall Be Well © Berlinale
 
 
 
 
 
 
 
Ältere Beiträge
 
 
 
 
16. April 2024
Journal Tagestipps
Pop / Rock / Jazz
  • Steve Gunn
    Brotfabrik | 20.00 Uhr
  • Fourty
    Das Bett | 20.00 Uhr
  • Anaïs
    Schlachthof | 20.00 Uhr
Theater / Literatur
  • Michael Lentz
    Literaturhaus Frankfurt | 19.30 Uhr
  • Lord of the Dance
    myticket Jahrhunderthalle | 20.00 Uhr
  • Das Herz eines Boxers
    Gallus Theater | 19.00 Uhr
Kunst
  • Dialog im Dunkeln
    Dialogmuseum | 09.00 Uhr
  • GrimmsMärchenReich
    GrimmsMärchenReich im Schloss Philippsruhe | 11.00 Uhr
  • Herkunft (un)geklärt
    Landesmuseum Mainz | 10.00 Uhr
Kinder
  • Lichtspielplatz
    DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum | 11.00 Uhr
  • Schirn Studio. Die Kunstwerkstatt
    Schirn Kunsthalle Frankfurt | 16.00 Uhr
  • Kunst-Werkstatt
    Museum Sinclair-Haus | 15.30 Uhr
und sonst
  • Richtig Schwimmen – Technikkurse für Erwachsene
    Frankfurter Stadtevents | 07.00 Uhr
  • Tuesday Night Skating
    Hafenpark | 20.30 Uhr
  • Talkshow Bembel & Gebabbel
    Lohrberg-Schänke | 19.00 Uhr
Freie Stellen