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Foto: Harald Schröder
Foto: Harald Schröder

Bildband "Die Kunst des Comic-Sammelns"

Unendliche Kunstwerke

Der Journalist Alex Jakubowski und die Fotografin Sandra Mann haben in einem Bildband Comic-Sammler porträtiert und dabei die vielfältige Liebe zu einer Kunstform eingefangen.
Wenn man Alex Jakubowskis Wohnzimmer betritt, fallen zwei Dinge als erstes auf: die Regale. Eine Wand ist voller Bücher, die andere voller Comics: Tim und Struppi, Donald Duck, Superhelden und auch Einzelwerke, die der Bildungsbürger gerne „Graphic Novels“ nennt. Um genau zu sein: Auch einige Regale auf der Bücherseite sind Comics gewidmet. Und dann sind noch die ganzen weißen Kisten voller Spider-Man-Hefte. Auf dem Boden stehen auch noch ein paar nicht einsortierte Comics. Doch was bei dem 45-Jährigen in der Wohnung im Nordend steht, füllt bei anderen Comicsammlern ganze Häuser. Einige von ihnen hat Jakubowski zusammen mit der Fotografin Sandra Mann porträtiert: In seinem großen Bildband „Die Kunst des Comic-Sammelns“ stellt er 15 Menschen vor, für die das Hobby eine langjährige Leidenschaft ist. Es sind Reportagen, Homestorys in Wort und Bild, in denen verschiedene Sammler erzählen, was sie am meisten fasziniert.

Jakubowski hat sich dabei von seinem eigenen Hobby inspirieren lassen. „Comics habe ich schon gelesen, als ich noch nicht lesen konnte“, sagt er. Das ging los mit Micky Maus und ging weiter mit Spider-Man. Die Abenteuer seines Lieblings-Superhelden verfolgt er noch heute. „Ich habe lange den Gedanken an ein Buch mit mir herumgetragen“, sagt er. Als Fernsehjournalist arbeite er selten lange ein einem Projekt. Das wollte er ändern. Doch sobald er die Idee und mit Sandra Mann eine Fotografin gefunden hatte, suchte er sich einen Verlag. Noch bevor er auch nur einen Sammler kannte oder ein Konzept hatte, traf er auf der Frankfurter Buchmesse 2013 den Verleger Lois Lammerhuber, einigte sich schnell auf die Rahmenbedingungen.

Zu den Sammlern kam Jakubowski über Empfehlungen. Nicht alle sagten zu, manche wollten nicht unbedingt öffentlich machen, welche Schätze sie zu Hause hatten, manche hatten Sorge, dass es ein Nerd-Buch werden könnte, in dem sie mit ihrem Hobby bloßgestellt werden. Im Gegensatz zu Belgien, wo Comics Kulturgut seien, sei das Medium in Deutschland noch nicht so anerkannt, sagt Jakubowksi und räumt ein, dass Comicleser immerhin nicht mehr so belächelt würden wie früher.Doch der Autor entdeckte bei seinen Reisen, dass Sammler keineswegs dem Klischee des vereinsamten Stubenhockers entsprechen, sondern sehr offen seien, Menschen aller Schichten oder Berufe sein können. „Comics kann jeder mögen“, sagt er. Die Sammler wüssten oft „wahnsinnig viel“ über die Autoren und die Hintergründe der Entstehung. Für die meisten sei das Lesen immer noch sehr wichtig. Und die meisten würden nicht bloß Comics lesen, sondern auch andere Bücher.

„Ich war überrascht, auch Leute der Comic-Zeitgeschichte zu treffen, wie den Frankfurter Peter Orban, der als erster eine Preisliste für Sammler herausgegeben hat“, sagt Jakubowski. Orban hat seine erste Comicsammlung an das Institut für Jugendbuchforschung der Goethe-Universität verkauft. Mittlerweile füllt seine neue Sammlung schon zwei Räume. Aber auch eine junge Sammlerin ist dabei: Carola Leonhard schwärmt für japanische Mangas und hat den deutschen Cosday mitbegründet. Andere interessieren sich mehr für Original-Zeichnungen, wie Hans-Joachim Hoeft, der sich stundenlang bei Künstlern anstellt, um sogenannte dédicaces zu ergattern. Selbst sei-
ne Frau Irmtraud hilft bei der Jagd
mit – obwohl sie sich für Comics nicht interessiert. Die beiden haben ihre Leidenschaft erst spät entdeckt und in 20 Jahren über 12 000 Zeichnungen zusammengekriegt.

Kunst als Wertanlage zu sammeln spiele bei den meisten Sammlern kaum eine Rolle, hat Jakubowski bei seinen Reisen festgestellt. Außer bei Heinz von Sayn-Wittgenstein, der Ölgemälde und Skulpturen des Donald-Duck-Künstlers Carl Barks sammelt. Doch auch er tut es weniger aus Kalkül, sondern aus schierer Begeisterung: weil ihn die Bilder zum Lächeln bringen. Die Inneneinrichtung seiner Villa auf Mallorca zeugt davon, dass er Dagobert Ducks Passion für Gold teilt.

Die großen Fotos von Sandra Mann gehen über das hinaus, was die Sammler im Netz gerne selbstironisch „Shelf Porn“ nennen. Abgesehen davon, dass man auch viele Zeichnungen, Figuren und Gemälde zu sehen bekommt, stehen vor allem die Menschen im Vordergrund, deren Enthusiasmus an ihren Schätzen sich an ihren Gesichtern ablesen lässt. Die Freude beim Herausziehen eines Heftes aus dem Regal, das Zeigen von Seltenheiten wie Superman-Erstausgaben als wären es die eigenen Kinder. Doch worin besteht nun also die „Kunst des Comic-Sammelns“? „Mit ihrer Sammlung bewahren sie Populärkultur“, heißt es im Prolog des Buches. „Mehr noch, sie erschaffen eine Art Kunstwerk, das nie fertig wird.“

>> Jakubowski/Mann: Die Kunst des Comic-Sammelns, Edition Lammerhuber 2015, 280 Seiten, 49,90 Euro.
 
21. August 2015, 11.00 Uhr
Lukas Gedziorowski
 
 
Fotogalerie:
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