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Foto: Ubisoft
Foto: Ubisoft

Ausstellung „Film und Games“ im Filmmuseum

Vom Kino zur Konsole – und zurück

Am Mittwoch startet im Filmmuseum eine Ausstellung, die sich dem Wechselspiel zwischen Film und Games widmet. Denn längst beeinflussen nicht nur Filme die Spielewelt – sondern auch umgekehrt.
Der dritte Stock des Filmmuseums, durch den der Kurator und Filmwissenschaftler Andreas Rauscher führt, ist eine Welt in Pixeln. An die Wände, die selbst aus großen quadratischen Formen gebaut zu sein scheinen, werden Szenen aus Filmen und Videospielen projiziert. In der Ausstellung „Film und Games. Ein Wechselspiel“, die am Mittwoch beginnt, werden die beiden Medien einander gegenübergestellt. Wer näher an die Projektionsfläche herantritt, kann sich mit Indiana Jones auf die Suche nach dem Eingang zur geheimen Katakombe in der Bibliothek von Venedig machen, zuschauen, wie Rotkäppchen durch einen verregneten Wald irrt oder erschreckt wegsehen, wenn sich der Protagonist des Spiels nur noch mit einer Hand am Abgrund festhält und sich vor dem Fall bewahrt.

Videospiele gibt es schon lange, aber nicht lange genug, dass ein Museum in Frankfurt sich ihnen widmet. Kulturdezernent Felix Semmelroth (CDU) fordert auf, sich auf eine der „Gegenwartsformen des Geschichtenerzählens“ einzulassen – Games seien ein „Kulturgut“. Die Ausstellung solle auch dazu beitragen, eine Debatte „über gut und schlecht“ und eine Ästhetik im Kontext der Videospiele führen zu können, sagt Helmuth Müller, Geschäftsführer des Kulturfonds Rhein-Main, der das Projekt im Filmmuseum fördert. „Film und Games“, Teil der B3 Biennale des bewegten Bildes, ist aber auch für Kinder und Jugendliche interessant.

An sieben Stationen sowie einem Spielautomaten können verschiedene Spiele ausschnittsweise getestet werden – die Genres unterscheiden sich stark: Action- ist nicht gleich Adventure-Spiel. "Tomb Raider", eine Videospielreihe um den Charakter Lara Croft, gehört zu den interaktiven Ausstellungsstücken. Obwohl es sie nur virtuell gibt, wurde die Protagonistin zeitweise von einer Schauspielagentur vertreten. Auch ihr Äußeres, das anfangs stark überzeichnet war, löste schon Debatten aus – Lara Croft verselbstständigte sich so wie kein anderer fiktiver Charakter. Sie trat sogar im Musikvideo zu "Männer sind Schweine" von den Ärzten auf.

Die klassischen Genres, wie sie aus Filmen bekannt sind, teilen sich auf die verschiedenen Videospielgenres auf: Gamer müssen sich zurechtfinden in Western-, Science Fiction- oder Fantasy-Welten. Die Verfolgungsjagd ist hier eine Situation, wie sie von Filmen inspiriert ist. Besonders müsse aber auf die Übersetzung zwischen Film und Game geachtet werden, betont Rauscher. Zum Film „E.T. – Der Außerirdische“ wurde bald nach der Veröffentlichung des Films im Jahr 1982 ein Videospiel auf den Markt gebracht, das aufgrund der miserablen Umsetzung floppte. Ein Jahr später wurden einige Exemplare in der Wüste von New Mexico vergraben – bis sie 2014 wieder geborgen wurden. Eines der ausgegrabenen Spiele wurde dem Filmmuseum in Frankfurt geschenkt. Anders als bei E.T. gibt es umgekehrt aber auch Filme, die auf der Handlung von Videospielen beruhen, wie etwa „Silent Hill“.

„Star Wars“ ist das wohl bekannteste Beispiel dafür, dass viele Filme ein Eigenleben entwickeln, sagt Rauscher. Charaktere in den Computerspielen können Orte besuchen, die aus den Filmen bekannt sind. Der Spieler entdeckt so Handlungsstränge, die weit über das aus dem Film Bekannte hinausgehen. Hintergründe und Personen erhalten einen neuen Raum – und Produzenten einer Filmreihe wie „Star Wars“, hätten kaum mehr Einflussmöglichkeiten auf die Geschichte. Vielmehr seien es die Fans, die sich ein Filmuniversum beliebig ausdenken könnten – und für sich selbst entscheiden, auf welcher Seite der Macht sie stehen wollen.

Im Hinblick auf Hollywood erklärt Rauscher einen weiteren Schnittpunkt zwischen Videospielen und Filmen: Neben Mainstreamspielen gebe es auch die unkonventionellen Spiele, die teils politisch werden. „Papers, Please“ versetzt den Spieler in die Lage eines Zollbeamten in einem totalitären Land – Pässe müssen überprüft, illegale Grenzübertritte aufgedeckt werden. Dabei steht der Charakter, der je nach Befolgen der Anweisungen sein Gehalt erhält, unter Druck: Wie entscheidet er sich, wenn er dazu aufgefordert wird, gegen die Moral zu handeln und sich gleichzeitig selbst in finanzieller Sicherheit wiegen möchte?

Neben der Ausstellung gibt es ein großes Begleitprogramm an Filmvorführungen, im Juli etwa mit Filmen wie „Tron“, „Ghostbusters“ oder „Lola rennt“. Am 4. Juli werden der Trashfilm-Regisseur Uwe Boll, BR-Redakteur Christian Schiffer und Games-Entwickler Avni Yerli vor dem Publikum das „Spiel-Film-Quartett“ spielen und über Filme und Videospiele diskutieren. Uwe Bolls Film „Far Cry“ wird im Anschluss gespielt. Im Rahmen der „Summer Games“, die durch Crowdfunding finanziert wurden, können Jugendliche an Parkour-, Machinima- und Modding-Workshops teilnehmen. Machinima sind Filme, die aus Ausschnitten von Videospielen entstehen, während Modding die eigene Erweiterung eines Spiels bezeichnet. Wer sich für die Nacht des nacherzählten Spiels am 17. Juli sowie das restliche Begleitprogramm interessiert, findet hier nähere Infos.

>> „Filme und Games. Ein Wechselspiel“, 1.7. -31.1., Filmmuseum, Schaumainkai 41, Eintritt 8 Euro/ erm. 6 Euro.
 
30. Juni 2015, 10.56 Uhr
Laura Roban
 
 
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