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Also doch ein stinknormaler Joint!
Da haben sich sowohl Dauerkiffer wie Abundzupaffer anscheinend schon zu sehr gefreut. Eine neue, dem Cannabis verwandte Genussdroge, die genauso ausschaut, schmeckt und so ähnlich ballert, ABER, die es im Laden um die Ecke zu kaufen gibt und die nicht ihre Abbaureste im Urin hinterlässt – heißt soviel wie „Ich fahr Auto, kann kaum grad laufen, aber der Führerschein bleibt meiner, weil kein Urintest anschlägt“ - und jetzt eindeutig das Beste: Das Zeugs ist zusätzlich noch vollkommen legal!
Spice heißt es, so wie das Wüstengold bei Dune, nur dass man keine blauen, sondern rote Augen davon bekommt. Im Grunde ist es eine Kräutermischung aus Allraunen-Engels-Edelweiß-Löwenzahn-und-ich-weiß-nicht-was. Eigentlich weiß das keiner so recht. Ist ja auch wurscht. Wenn’s Kräuter sind, dann ist’s natürlich und gesund, also kann man’s auch rauchen. Und wenn man davon high wird - umso besser. Oder? Auf jeden Fall hat die Kombination von den exotischen Gewächsen eine verändernde Wirkung auf Körper und Psyche. Schon in Urzeiten benutzten nämlich Schamanen, Hexen und Druiden diese Kräuter, die angeblich das Bewusstsein verändern. Blödsinn! Alles mystisches Kräutergefasel, das zur Geldmacherei in der rechtlichen Grauzone zwischen legal und illegal dienen soll. Naja, der Placeboeffekt verändert vielleicht etwas. Aber der fällt eigentlich gar nicht auf. Im Gegensatz zu dem Effekt, den das wirkliche Substrat hervorruft. Gestern bekannt gegebene Forschungsergebnisse sollen jetzt den Produzenten des Räuchernaschwerks mal wieder den Marktnischenteppich unter den Füßen wegziehen.
Unzählige Institute bissen sich schon die Zähne an der Kräuteranalyse aus. Ohne Ergebnis. Doch anscheinend ist es dem Pharmaunternehmen THC-Pharm gelungen das Rätsel zu knacken. Und das ist alles andere als mystisch, natürlich oder gar spektakulär. Eher raffiniert. THC-Pharm – der Name deutet ja schon leicht drauf hin – hat sich auf Cannabinoide spezialisiert. Das sind einerseits bestimmte Substanzen aus der Cannabis-Pflanze, andererseits – und jetzt kommts – auch Stoffe, die an den Cannabinoid-Rezeptoren im Hirn andocken. Bei der Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen, ging es letztendlich dann nicht darum einen bekannten Stoff zu finden, vielmehr standen die Wissenschaftler auf einmal vor etwas ganz Neuem, dass auf ähnliche Weise wirkt wie THC. So neu war’s dann aber auch wieder nicht. Irgendeine Firma hat das sogenannte JWH-018 bereits für die Arzneimittelforschung entwickelt. Eigentlich eine Art Cannabinoid-Prototyp. Die Wirkung war bekannt, wurde so aber noch nicht angewendet. Ist ja interessant.
Noch interessanter sind die Beimischungen der komischsten Zusatzstoffe, wie Vitamine oder Proteine, die zufällig eine ähnlich Struktur haben wie das Drogenmolekül. Christian Steup von THC-Pharm sagt: „Die Methode ist äußerst clever umgesetzt worden. Aber um es einfach zu erklären, haben die Macher den Kräutermischmasch auf den Tisch gelegt und mit der Gießkanne das JWH-018 drüber gegossen.“ Und wie raffiniert die Londoner von‚ Psyche Deli’ sind. Denn Spice ist trotz der Ausfindigmachung des JWH-018 immer noch legal. Das Molekül ist nämlich weder in der Liste der Betäubungsmittel noch der Arzneimittel aufgeführt. Wieso sollte auch ein Cannabinoid-Prototyp unter die ähnliche Gesetzesregelung fallen, wie das fünf mal schwächere Derivat? Aber die Jugend verkommt und dagegen muss jetzt etwas unternommen werden. So wurden heute morgen die langwierigen Mechanismen der Bürokratie in Bewegung gesetzt. Gesundheitsdezernentin Manuela Rottmann sendete die Forschungsergebnisse nämlich an die Bundesdrogenbeauftragte. Es kann sich nur um Monate handeln und schwuppdiwupp ist das Spice samt JWH-018 verboten. „Psyche Deli“ kommt nach vier Jahren Verkauf momentan aber sowieso mit der Nachproduktion nicht mehr hinterher. Aktuell heißt es, alles sei ausverkauft und die Regale wären leer. Aber vielleicht wird auch gar nicht nachproduziert, statt dessen baut man die Maschinen um. Um nämlich das frisch synthetisierte DPX-135 in Schokolade zu mischen. Oder das neue THF-678 in Vollkornspecknudelkekse. Da wo Nachfrage besteht, da gibt es eben auch einen Markt. Und aus Erfahrung hat ja die Bekämpfung des Marktes bisher ganz gut geholfen, die Nachfrage für derartigen Konsum abebben zu lassen. Aber jetzt genug Sarkasmus.
Spice heißt es, so wie das Wüstengold bei Dune, nur dass man keine blauen, sondern rote Augen davon bekommt. Im Grunde ist es eine Kräutermischung aus Allraunen-Engels-Edelweiß-Löwenzahn-und-ich-weiß-nicht-was. Eigentlich weiß das keiner so recht. Ist ja auch wurscht. Wenn’s Kräuter sind, dann ist’s natürlich und gesund, also kann man’s auch rauchen. Und wenn man davon high wird - umso besser. Oder? Auf jeden Fall hat die Kombination von den exotischen Gewächsen eine verändernde Wirkung auf Körper und Psyche. Schon in Urzeiten benutzten nämlich Schamanen, Hexen und Druiden diese Kräuter, die angeblich das Bewusstsein verändern. Blödsinn! Alles mystisches Kräutergefasel, das zur Geldmacherei in der rechtlichen Grauzone zwischen legal und illegal dienen soll. Naja, der Placeboeffekt verändert vielleicht etwas. Aber der fällt eigentlich gar nicht auf. Im Gegensatz zu dem Effekt, den das wirkliche Substrat hervorruft. Gestern bekannt gegebene Forschungsergebnisse sollen jetzt den Produzenten des Räuchernaschwerks mal wieder den Marktnischenteppich unter den Füßen wegziehen.
Unzählige Institute bissen sich schon die Zähne an der Kräuteranalyse aus. Ohne Ergebnis. Doch anscheinend ist es dem Pharmaunternehmen THC-Pharm gelungen das Rätsel zu knacken. Und das ist alles andere als mystisch, natürlich oder gar spektakulär. Eher raffiniert. THC-Pharm – der Name deutet ja schon leicht drauf hin – hat sich auf Cannabinoide spezialisiert. Das sind einerseits bestimmte Substanzen aus der Cannabis-Pflanze, andererseits – und jetzt kommts – auch Stoffe, die an den Cannabinoid-Rezeptoren im Hirn andocken. Bei der Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen, ging es letztendlich dann nicht darum einen bekannten Stoff zu finden, vielmehr standen die Wissenschaftler auf einmal vor etwas ganz Neuem, dass auf ähnliche Weise wirkt wie THC. So neu war’s dann aber auch wieder nicht. Irgendeine Firma hat das sogenannte JWH-018 bereits für die Arzneimittelforschung entwickelt. Eigentlich eine Art Cannabinoid-Prototyp. Die Wirkung war bekannt, wurde so aber noch nicht angewendet. Ist ja interessant.
Noch interessanter sind die Beimischungen der komischsten Zusatzstoffe, wie Vitamine oder Proteine, die zufällig eine ähnlich Struktur haben wie das Drogenmolekül. Christian Steup von THC-Pharm sagt: „Die Methode ist äußerst clever umgesetzt worden. Aber um es einfach zu erklären, haben die Macher den Kräutermischmasch auf den Tisch gelegt und mit der Gießkanne das JWH-018 drüber gegossen.“ Und wie raffiniert die Londoner von‚ Psyche Deli’ sind. Denn Spice ist trotz der Ausfindigmachung des JWH-018 immer noch legal. Das Molekül ist nämlich weder in der Liste der Betäubungsmittel noch der Arzneimittel aufgeführt. Wieso sollte auch ein Cannabinoid-Prototyp unter die ähnliche Gesetzesregelung fallen, wie das fünf mal schwächere Derivat? Aber die Jugend verkommt und dagegen muss jetzt etwas unternommen werden. So wurden heute morgen die langwierigen Mechanismen der Bürokratie in Bewegung gesetzt. Gesundheitsdezernentin Manuela Rottmann sendete die Forschungsergebnisse nämlich an die Bundesdrogenbeauftragte. Es kann sich nur um Monate handeln und schwuppdiwupp ist das Spice samt JWH-018 verboten. „Psyche Deli“ kommt nach vier Jahren Verkauf momentan aber sowieso mit der Nachproduktion nicht mehr hinterher. Aktuell heißt es, alles sei ausverkauft und die Regale wären leer. Aber vielleicht wird auch gar nicht nachproduziert, statt dessen baut man die Maschinen um. Um nämlich das frisch synthetisierte DPX-135 in Schokolade zu mischen. Oder das neue THF-678 in Vollkornspecknudelkekse. Da wo Nachfrage besteht, da gibt es eben auch einen Markt. Und aus Erfahrung hat ja die Bekämpfung des Marktes bisher ganz gut geholfen, die Nachfrage für derartigen Konsum abebben zu lassen. Aber jetzt genug Sarkasmus.
16. Dezember 2008, 12.50 Uhr
Günther Michels
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