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Knasttheater

Von Liebe, Macht und Freiheit

Nach der „Zauberflöte“ traut sich das Knasttheater diesmal an einen Stoff voll großer Emotionen: „Carmen.“ Am Dienstag, 29.11., ist Premiere an der Untermainbrücke. Alle Vorstellungen sind ausverkauft.
Wissen Sie, was ein Schubleichter ist? Ein antriebsloser Behälter, der im Schubverband Ladung über Flüsse transportiert. Im Fall der „MS Carmen“, die seit September im Osthafen ankert, wird der Kahn zu einem schwimmenden Theater umgestaltet, das ab Ende November die Attraktion am Nizzaufer am Untermainkai Höhe Untermainbrücke sein wird. 2010 wurde Mozarts „Zauberflöte“ noch in der Turnhalle der Justizvollzugsanstalt Frankfurt am Main IV aufgeführt – hinter hohen Mauern, Stacheldraht und Sicherheitsschleusen. Jetzt geht man mit der „Carmen“ mitten in die Stadt. Ein höheres Sicherheitsrisiko, eine größerer Bewachungsaufwand, Dienstplanänderungen und Sonderausgangsregelungen – aber das Vertrauen in das Team ist so groß, dass selbst der hessischen Justizminister Jörg-Uwe Hahn bei der Pressekonferenz zum Projekt fast ohne Süffisanz bemerkte: „Ich sehe meinen Job nicht gefährdet“.

Zu den eingespielten Partnern, Maja Wolff (Projektleitung und Inszenierung), Ulrike Pfeifer (Musikalische Leitung), dem Anstaltsleiter der JVA Preungesheim, Uwe Röhrig, seinen Insassen und den Studierenden der Fachhochschule Frankfurt am Main kamen noch Architekturstudenten aus Darmstadt, die den Innenausbau des Leichters und die Hülle geplant und gebaut haben, hinzu. Die Hafenbetriebe stellten Liegeplatz und eine Halle als Werkstatt zur Verfügung. Aber ohne Tiefbauunternehmer Karl Strack wäre nichts gegangen. Zusätzliche Container für Garderoben, Trapezbleche fürs Dach, ein Gabelstapel, gar ein Kran – alles wurde besorgt. „Es gab plötzlich so viele Leute, die sagten, ich finde das klasse, ich engagiere mich gerne“, beobachtete Uli Pfeifer fasziniert „eine Sogwirkung“. Die Unterstützerliste ist lang. „Und jeder versteht, dass das Ergebnis richtig gut werden soll, wir nicht nur erreichen wollen, dass uns jeder mal ein dabei zuguckt, wie wir uns hier austoben, ein paar ,Knackis’ die Chance auf ein bisschen Resozialisierung bekommen und alle sich dann lieb habe“, so Maja Wolff. „Alle sagen, toll, das ist Kultur. So was braucht die Welt.“

100 Menschen sind beteiligt am „Musik-Theater-Bauprojekt“, davon die Hälfte auf der Bühne. „Was sich dabei an gruppendynamischen Prozessen abspielt, das geht ans Eingemachte“, erlebt Wolff seit Monaten tagtäglich. Druck aushalten, Stress bewältigen, Annäherungen suchen, Grenzen ziehen – die „Beziehungsarbeit“ zwischen Studenten, Häftlingen und den Initiatorinnen, die alles zusammenhalten, ist nicht frei von Konflikten, aber an diesen Erfahrungen können alle wachsen. Zumal „Carmen“ die essentiellen Themen der Menschheit, Liebe, Leidenschaft, Lebenslust, Partnerschaft, Treue, Macht, Schicksal und Freiheit, behandelt, und als selbst bestimmende Frau einen Mythos schuf. Ähnlich innovativ war Bizets Musik, eine Herausforderung für Pfeifer. „Ich habe die Oper nach ihren ,Hits’ durchforstet.“ Den Chor „Auf in den Kampf“ oder die „Habanera“ kennt jeder, nur galt es, das für das Laienensemble zu übersetzen. „Eine Adaption des Originals wäre Unsinn gewesen.“ Die Oper liefert das Gerüst, jeder Beteiligte kann seine eigene Geschichte einbringen. Mit Stimmen, Gitarre, Akkordeon, Ölfässern und den Schiffswänden als Perkussion wird das umgesetzt. Aber wenn dann plötzlich gerappt wird oder sich „Stomp“-Assoziationen aufdrängen, stellt sich auch Pfeifer mal die Frage, kann man die Oper so verlassen? „Die Kunst ist, aus den Ideen vieler Menschen was zusammen zu bauen, was in sich schlüssig ist und einen roten Faden hat.“


>> MS Carmen, Knasttheater 2011, Ffm., Nizza-Ufer, ab dem 29.11. Alle Termine, Tickets und das Rahmenprogramm unter www.knasttheater.de
 
29. November 2011, 10.56 Uhr
Detlef Kinsler
 
 
Fotogalerie:
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